Predigt vom Pfingstsonntag, 31. Mai 2020

Predigt zu Apostelgeschichte 2, 1-21; Pfingstsonntag, 31. Mai 2020, 9.30 Uhr; St. Laurentius, Neuendettelsau; Pfarrer Dr. Peter Munzert

♫ Musik

Begrüßung (Ambo)

Der Friede Gottes …. Amen.

Denn „es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, spricht der Herr, sondern durch meinen Geist“, so heißt es im Wochenspruch aus dem Prophetenbuch Sacharja 4,6.

Ganz schön dramatisch, die Pfingstgeschichte:


Brausen – Feuer – Ekstase
Eigentlich kaum zu glauben!
Und doch bewegend, auch Pfingsten 2020.
Denn Liebe ist das Größte

Herzliche Begrüßung an den Übertragungsanlagen -

Pfarrer: Dr. Peter Munzert

Musik: Kantor Martin Peiffer an der Orgel, Hr. Kuhn an der Trompete

Mesner und Kamera: Reinhard Böhm.

Introitus: Psalm 118, 2 4-29[i] (Altar)

Gott hat´s getan!

Was für ein Wunder!

Heute wird´s offenbar,

lasst uns fröhlich sein,

das müssen wir feiern!

Zeig Dich, guter Gott,

und lass es gut werden.

Danke, Gott, für alle,

die genau darauf vertrauen.

Danke für alle,

die dieses Vertrauen weitergeben

hinaus in alle Welt.

Dann wird´s hell in allen Dunkelheiten.

Dann wird´s ein großes Fest.

Du bist mein Gott,

dafür danke ich Dir.

Ich kann´s nicht besser sagen: Danke!

Jetzt Ihr alle:

Sagt Ihm doch einmal „Danke!“,

es lohnt sich.

Er freut sich.

Und:

Er wird dich umso lieber tragen.

♫ Lied 136,1+7 O Komm, du Geist der Wahrheit

Confiteor (Altar)

Wir kommen als Gottes Gemeinde zusammen, die von seinem Geist gegründet wurde.

Dem Geist der Liebe und der Freiheit.

Doch wir wissen, wie oft wir an unsere Grenzen kommen.

Und so kommen wir zu Gott und bitten:

Dreieiniger Gott, du hast diese Welt und deine Kirche nicht verlassen.

Dennoch spüren wir manchmal nichts von deiner Nähe.

Manchmal wollen wir nichts wissen von deiner Gegenwart.

Heiliger Geist, Geist Jesu Christi, Tröster, erbarme dich unser in unserer Trostlosigkeit.

Komm uns zu Hilfe in unserer Geistlosigkeit.

Mache uns lebendig und entzünde in unseren Herzen das Feuer deiner Liebe. Ohne dich sind wir verloren …

Nehmt euch ein Herz!

Lasst Euch begeistern!

Von Jesus kommt der Geist:

Der Geist ist’s, der lebendig macht.

Friede sei mit euch allen.

Johannes 6,63


♫ Lied 131,1-2 O Heiliger Geist, o heiliger Gott

Tagesgebet:

Gott, Heiliger Geist, ohne dich sind wir nichts.

Komm in unsere Herzen.

Komm in unsere Mitte.

Erfülle uns mit deiner Liebe.

Denn Deine Liebe ist das Größte.

Gepriesen seist Du!

Amen.

Lesung

Credo

♫ Lied 564 Komm, Heilger Geist

Kanzelgruß

Liebe Schwestern und Brüder,

für viele ist Pfingsten ein verheißungsvolles Fest. Das überrascht, denn anders als Ostern oder Weihnachten ist es auf den ersten Blick kein Fest, das einen großen gesellschaftlichen Rummel verursachen würde, und es ist auch nicht so plastisch greifbar wie Ostern oder Weihnachten.

Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, ist nicht so leicht dingfest zu machen.

Es stellt uns vor die große Herausforderung, mit weniger Bildern von Jesus Christus auszukommen, als bei den anderen Festen. Jesus ist in den Himmel aufgefahren. Die nachösterliche Zeit mit den Erscheinungen Jesu ist vorüber.

Die Jünger fragen „Wer wird bei uns sein, wenn du, Jesus, gestorben bis?“ Jesus verspricht ihnen „…mein Vater wird euch einen anderen Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit“.

Dieser Tröster soll ein Beistand sein, ein Begleiter, eine Kraft Gottes, die Menschen spüren können, die immer bei ihnen ist und mit ihnen mitgeht, die sie trägt und stützt, ermutigt und neue Kraft gibt.

Liebe Schwestern und Brüder, es war Martin Luther selbst, der dem Tröster den Namen gegeben hat. Es ging ihm um Trost in Zeiten der Unsicherheit, in Zeiten der Anfechtung.

Gerade dann, wenn Gott fern scheint, rät Martin Luther, aufs Kreuz zu sehen und von dort Trost zu erfahren. Das ist für uns heute vielleicht eine ungewohnte Haltung, aber so fern vielleicht auch wieder nicht. Die St.-Laurentius-Kirche ist in diesen Tagen für Besucher offen. Immer wieder sehe ich einzelne Personen, die in der Kirche verweilen, vielleicht eine Kerze in der Gebetsecke anzünden und ein stilles Gebet sprechen. Sie wenden sich dabei an Gott und bitten um Hilfe und um Trost.

Wir teilen in diesen Tagen viele Sorgen miteinander, aber es gibt auch vieles, was uns persönlich belastet und schwer auf der Seele liegt. Jesus sendet zu uns den Tröster, der bei uns ist. Jesus sagt von ihm, er sei der Heilige Geist, er sei Gott selbst, der in unsere Nähe kommt und uns Zuspruch gibt.

Das ist die eine Seite des Heiligen Geistes, die Jesus hier beschreibt, Gott kommt als Tröster zu uns.

Die andere Seite ist die des klassischen Pfingstwunders. Der Heilige Geist kommt mit lautem Brausen, wie ein Sturmwind, und zeigt sich als gewaltige Naturkraft. Der Geiststurm ist voller Energie und ergreift die vielen Menschen in Jerusalem. Er lässt sie auf wundersame Weise in ihrer jeweiligen Muttersprache miteinander reden und aufeinander zugehen.

Predigttext: Apostelgeschichte 2, 1-21

Das Pfingstwunder

1 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. 2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, 4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. 5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. 6 Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. 7 Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer? 8 Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache? 9 Parther und Meder und Elamiter und die da wohnen in Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia, 10 Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Römer, die bei uns wohnen, 11 Juden und Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden. 12 Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? 13 Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins.

Die Pfingstpredigt des Petrus

14 Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, vernehmt meine Worte! 15 Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde des Tages; 16 sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5): 17 »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; 18 und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. 19 Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; 20 die Sonne soll in Finsternis verwandelt werden und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. 21 Und es soll geschehen: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.«

Wir lernen in diesen Tagen neu, was das bedeutet, miteinander reden zu können, wenn wir es gerade nicht können. Wir wissen zwar, dass uns die Gemeinschaft des Geistes zusammenbindet, aber wir wollen sie auch erleben und miteinander leibhaftig teilen, nicht nur im Internet.

Denn wir spüren umso mehr die Sehnsucht, das Weltumfassende des Heiligen Geistes auch miteinander teilen zu können.

Wie ergeht es den Menschen in Afrika? Dieses Jahr können keine Austauschschüler, Bundesfreiwillige oder Gastdozenten in die Ferne reisen. Die Grenzen sind zu. Wir wollen unsere Brüder und Schwestern in Tansania, Papua-Neuguinea oder Brasilien nicht aus den Augen verlieren – wir sind im Geist mit ihnen verbunden.

Wie ergeht es im Moment den Menschen in Hongkong, die sich um ihre Bürgerrechte sorgen? Wird die staatliche Gewalt Chinas sie erdrücken? Was bedeutet Demokratie, ja der Geist der Freiheit, in diesem Teil der Welt?

Wie geht es in Amerika weiter? Dort regiert, so scheint es, ein Geist der Spaltung, des Populismus, der Konfrontation und nicht ein Geist der Versöhnung, des Miteinanders und der Wahrheit.

Und nicht zuletzt, wie geht es in Europa weiter? Wir waren so dankbar für das Zusammenwachsen einst verfeindeter Staaten, für ein versöhntes Europa, für einen Geist des Friedens, der Sicherheit und der guten Nachbarschaft, dass wir das Reisen momentan sehr vermissen.

Wir Christinnen und Christen haben viele Worte und Umschreibungen für den Heiligen Geist. Er ist Tröster und Beistand. Er gibt Kraft und Energie. Er hat Flammenzungen und feuert so richtig an. Es ist aber nicht nur die Hitze, sondern die Hingabe, die Liebe, die Flamme der Wachsamkeit, die Verbundenheit untereinander und mit Gott. So finden wir sie auch im Wappen der Diakonissen.

Für mich habe ich ein Bild gefunden, das den Heiligen Geist in meinen Augen sehr gut ausdrückt.

Er ist ein Band, das Menschen auf vielfältige Weise verbindet.

Ein Band von Mensch zu Mensch.

Ein Band, in dem der Glaube weitergegeben wird.

Ein Band, in dem der Heilige Geist Menschen belebt, anregt und anfeuert.

Ein Band, in dem der Tröster Trost spendet.

Ein Band, das in seiner Vielfalt zu einem großen Netz wird, dass die ganze Welt umfasst.

Uns alle. Wir gehören zu Gott.

Amen.

Abkündigungen

Verstorben ist Herr Herbert Dippel, 69 Jahre, aus dem Haus Bezzelwiese.

Fürbitten

Gott, wir bitten dich um deinen Heiligen Geist, den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

Er tröste, stärke und erneuere uns.

Unsere Welt ist voller Streit - sende deinen Geist der Versöhnung.
Unsere Welt ist voller Gewalt - sende deinen Geist des Friedens.
Unsere Welt ist voller Gleichgültigkeit - sende deinen Geist der Liebe.
Unsere Welt ist voller Kälte - sende deinen Geist des Mitgefühls.
Unsere Welt ist voller Angst - sende deinen Geist der Zuversicht.
Unsere Welt ist voller Resignation - sende deinen Geist der Erneuerung.

Wir bitten Dich für unseren verstorbenen Herbert Dippel. Nimm ihn in dein ewiges Friedensreich auf. Tröste alle, die um ihn trauern. Gott, du machst alles neu in der Kraft deines Geistes. Dafür loben wir dich, dafür preisen wir dich, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, heute und in Ewigkeit.

Vater unser

Segen

Gott, der die Welt erschaffen hat, gebe uns seinen Geist, damit wir verstehen.

Gott, der die Menschen liebt, gebe uns seinen Geist, damit wir seine Liebe leben.

Der Segen unseres Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,
komme über euch
und bleibe bei euch
jetzt, heute und bist zum Ende der Zeit.

♫ Musik

Desiderata

Geh deinen Weg ohne Eile und Hast und suche den Frieden

in dir selbst zu finden.

Wenn es dir möglich ist, versuche den anderen zu verstehen.

Sag ihm die Wahrheit, ruhig und besonnen.

Höre ihm zu, auch wenn er gleichgültig und unwissend ist,

denn auch er hat seine Sorgen.

Egal, ob er noch jung und aggressiv,

oder ob er schon alt und müde ist.

Wenn du Dich mit all den anderen vergleichst,

wirst du feststellen, du lebst unter Menschen

die entweder größer oder kleiner, besser oder schlechter sind als du selbst.

Sei stolz auf deinen Erfolg und denke auch an deine Karriere.

Aber bleibe bescheiden, denn das Schicksal kann sich jederzeit wenden.

Sei vorsichtig in deinen Geschäften, denn die Welt ist voller List und Tücke.

Aber lass dich trotz allem nicht von deinem Weg ablenken.

Viele Leute reden von hohen Idealen, und überall wird Heldenmut angepriesen.

Bleibe du selber und heuchle nicht Mitgefühl.

Steh der Liebe nicht zynisch gegenüber, denn sie ist das Einzige,

was wahr und unvergänglich ist.

Sei dankbar über jedes Jahr, das du erleben darfst,

auch wenn mit jedem Tag ein Stück deiner Jugend entschwindet.

Bereite dich auf den Augenblick vor,

an dem etwas Unvorhergesehenes in dein Leben tritt,

aber zerstöre dich selbst nicht aus Angst vor der Einsamkeit.

Sei immer so, dass du vor dir selbst bestehen kannst.

Du hast ein Recht, auf der Welt zu sein,

genau wie die Blume, die blüht, und wie ein Stern in der Nacht.

Doch auf dieser Welt lebst du nicht allein,

hast du schon irgendwann einmal darüber nachgedacht?

Darum schließe Frieden mit Gott,

wo immer er dir auch begegnet.

Ganz gleich, was das Leben dir auch an Schwierigkeiten auferlegt.

Lass nicht durch Lug und Trug deine Ideale zerbrechen.

Die Welt ist immer noch schön.

Versuche, auf ihr zu leben und glücklich zu werden.

Desiderata, auch als Lebensregel von Baltimore bezeichnet, ist ein Prosagedicht des amerikanischen Rechtsanwalts Max Ehrmann aus dem Jahr 1927.

Wörtlich bedeutet der Titel (von lat. desiderare: „ersehnen“, „wünschen“) „das Ersehnte“ oder „ersehnte Dinge“.



[i] in einer Übertragung von Volker Mantey

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