Textiler Klassiker: Die Erfolgsgeschichte des Talars

Was ist ein Talar?

Als Talar bezeichnet man in der Evangelischen Kirche die klassische Amtstracht der Pfarrerinnen und Pfarrer. Sie tragen den Talar im Gottesdienst, aber auch bei kirchlichen Amtshandlungen wie Trauungen oder Beerdigungen. Dabei ist der Talar mehr als eine Amtstracht, er ist ein Identitätssymbol für den Protestantismus und eine wahre Erfolgsgeschichte.

Doch seit wann gibt es den Talar eigentlich, warum hat er sich als Amtstracht etabliert und was ist bei der Anfertigung eines Talars besonders zu beachten? 
Über diese und weitere Fragen hat Christin Kohler mit Beate Baberske, der Künstlerischen Leitung der Paramentik von Diakoneo in Neuendettelsau gesprochen.

In der Paramentik werden maßgeschneiderte Talare für Geistliche angefertigt. 


Pfarrerin im Talar
Pfarrerin Karin Götz trägt einen bayerischen Talar, der in der Diakoneo Paramentik angefertigt wurde. © Uwe Niklas


Wie wurde der Talar zur Amtskleidung von Pfarrerinnen und Pfarrern?

Der historische Ursprung des Talars geht bereits auf die spätmittelalterliche Gelehrtenkleidung zurück. Doch zur Amtskleidung wurde der Talar erst im preußischen Königreich. Dort hat König Friedrich Wilhelm III. im März 1811 veranlasst, dass der schwarze Talar mit Beffchen zur Amtstracht der evangelischen Pfarrer in Preußen wurde.
„Es handelte sich um ein uniformfreudiges Zeitalter. Mit der Einführung der Amtstracht stellte der König seine Pfarrer den Beamten gleich und schuf für sie eine spezielle Art von Zivil-Uniform. Es ging dem König um ein einheitliches Escheinungsbild seiner Pfarrer sowohl im Gottesdienst als auch in der Öffentlichkeit. Der Talar sollte z.B. auch dann getragen werden, wenn der Pfarrer mit seiner Familie den Gottesdienst lediglich besuchte, ebenso bei allen festlichen, öffentlichen Anlässen.“ erklärt Beate Baberske.

Seit der Konsistorialverfügung des preußischen Königs 1817 ist der schwarze Talar für protestantische Geistliche die verpflichtende Amtskleidung in Preußen, von wo aus er sich dann in ganz Deutschland durchsetzte und heute in unterschiedlichen Schnittformen ausdifferenziert getragen wird. Professoren der preußischen Universitäten erhielten parallel dazu den Talar in den jeweiligen Fakultätsfarben. „Der Talar hat sich über die Jahre als sehr praktikabel erwiesen, er ist sehr strapazierfähig und knitterarm und wird nicht so schnell schmutzig wie z.B. ein weiße Albe“, sagt Beate Baberske.

Bilder von Martin Luther dienten als Inspiration

„Es wird davon ausgegangen, dass der preußische König sich von Luther-Bildern zum Talar anregen ließ. Auf diesen ist der Reformator in der dunklen Schaube, einem damals üblichen Gelehrtengewand, das dem heutigen Talar ähnelt, zu sehen.“, so Beate Baberske.
„Der König prüfte aber nicht, ob Luther das Gewand, das er auf der Kanzel und in der Öffentlichkeit trug, auch am Altar anlegte, sondern nahm dies einfach an. Tatsächlich trug Luther am Altar aber ein Messgewand über dem weißen Chorhemd und legte dieses erst zur Predigt ab.“, erklärt sie weiter. So war es eigentlich der schlechten Recherche geschuldet, dass das schwarze Gewand auf den Lutherbildern als Vorbild für die Amtskleidung der evangelischen Pfarrer hergenommen wurde.

Der Talar als Identitätssymbol

Seit Einführung des Talars hat dieser sich zu einem Identitätssymbol für den Protestantismus in Deutschland entwickelt und gilt als Markenkennzeichen eines typisch evangelischen Amtsverständnisses. Durch das Tragen des schwarzen Talars wird zum einen der lehrhafte Charakter des evangelischen Gottesdienstes betont, zum anderen tritt durch diese Art von Kleidung die Person des Liturgen bzw. der Liturgin in den Hintergrund. Der Schnitt des Talars und die Form des Beffchens zeigen heute außerdem, welcher Landeskirche der Träger oder die Trägerin angehört. 

Alternativen zum Talar für bestimmte Anlässe

Als Alternative zum Talar kommt an Festtagen häufig die Albe (naturweißes Gewand) zum Einsatz. © Uwe Niklas/Diakoneo


Wer an Festtagen öfter einen evangelischen Gottesdienst besucht, dem dürfte auffallen, dass der Talar auch einmal gegen ein anderes Gewand, nämlich meistens die Albe, getauscht wird. Bei der Albe handelt es sich um ein naturweißes Gewand, zu dem die Geistlichen heute eine farbige Stola tragen. Die Landeskirche in Bayern erlaubt diese für hohe Festtage wie zum Beispiel Ostern und bei Taufgottesdiensten.
Einige Pfarrer tragen die farbige Stola sogar über dem Talar. Beate Baberske erklärt: „Gewandhistorisch korrekt wäre natürlich die ökumenische Vollform des Meßgewandes, die sogenannte Kasel, wie sie in den nordamerikanischen und skandinavischen lutherischen Kirchen in Gebrauch ist."
Dabei ist die Kasel in den jeweiligen Kirchenfarben gehalten und wird über der Albe mit Stola getragen.

Maßgeschneiderte Talare aus der Diakoneo Paramentik

Der bayerische Talar mit Samtsattel und lutherischem Hohlsaumbeffchen aus der Diakoneo Paramentik. © Uwe Niklas/Diakoneo

In der Diakoneo Paramentik in Neuendettelsau werden seit ein paar Monaten maßgeschneiderte Talare angefertigt. Den Schnitt für die Talare hat die Werkstatt selbst konzipiert: „Vor der Anfertigung des Talars führt unsere Schneiderin Sabine Brunnhübner, die seit über zwanzig Jahren alle Diakonissen mit ihrer Tracht ausstattet, ein ausführliches Gespräch mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin. Beim Anmessen des Gewandes stellt sie die verschiedenen Schnittmöglichkeiten vor und geht gern auf individuelle Wünsche ein.“ Hochwertiger Samt behält in der Sonne seine Farbe und je nachdem, ob der Talar im Winter gut wärmen oder im Sommer eine leichte Brise durch lassen soll, wird das Gewicht des Wollstoffes ausgewählt.

„Die persönlichen Bedürfnisse stehen bei uns im Mittelpunkt, schließlich soll das Gewand seinen Träger ja ohne Kneifen und Zupfen ganz selbstverständlich ein Leben lang begleiten“, erklärt Beate Baberske weiter „und wenn das nicht so ist, dürfen Sie jederzeit zu uns kommen!“

Auch das traditionelle Beffchen wird individuell, je nach Schnittform, am Talar befestigt. Seit vielen Jahren gehören natürlich auch Alben, Stolen und Kaseln zum Portfolio der Diakoneo Paramentik.


Alben und Talare kaufen in der Paramentik Neuendettelsau

Die maßgeschneiderten Alben und Talare werden in der Diakoneo Paramentik unter Verwendung hochwertiger Stoffe hergestellt:

Albe und Talar kaufen

Beate Baberske ist die Künstlerische Leitung der Paramentenwerkstatt in Neuendettelsau
Seit 1996 arbeitet die Diplomdesignerin (Textilkunst) Beate Baberske in der Paramentenwerkstatt Neuendettelsau. Heute ist sie die künstlerische Leitung der Diakoneo Paramentik.
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