Ausbildung zum Diakon: Eine spirituelle Weggemeinschaft

Der aktuelle Kurs der Neuendettelsauer Diakoninnen und Diakone hat die Lektorenprüfung bestanden

 

 

In der Diakoneo Klinik in Schwabach hat Johanna Rüger 45 Jahre lang gearbeitet. © Angelika Salomon

2019 hat die derzeitige Gruppe ihre Ausbildung zur Neuendettelsauer Diakonin/ zum Neuendettelsauer Diakon begonnen. Im Januar 2021 stand eine wichtige Wegmarke auf dem Ausbildungsplan: Alle Kursteilnehmer haben das Kolloquium zum Lektor bestanden.

Maria Mohr hat sich mit drei Mitgliedern der Gruppe und Pfarrer Dr. Peter Munzert vom diakonisch-theologischen Dienst in Neuendettelsau über diese Themen unterhalten:

  • Wie ist es den Teilnehmern in den vergangenen Modulen der Ausbildung ergangen?
  • Welche Ausbildungsschwerpunkte ergeben sich jetzt für sie?
  • Wie möchten sie ihre Zukunft nach Abschluss der Ausbildung gestalten?

Die Gesprächspartner aus der Gruppe waren:

  • Christel von Bank-Riezler, Kleinwalsertal, Österreich
  • Sebastian Haupt. Bildungsberater, Diakoneo DiaLog Akademie, Neuendettelsau
  • Andreas Münch, Pflegepädagoge, Diakoneo Berufsfachschule für Pflege, Ansbach

Die Ausbildung dient auch der Persönlichkeitsbildung

Pfarrer Dr. Peter Munzert ist sehr begeistert vom derzeitigen Ausbildungskurs. „Ich nehme in der Gruppe eine unheimliche Entwicklung war. Es passiert eine Stärkung der Wahrnehmung, was uns und den anderen guttut. Eine Art der Persönlichkeitsbildung.“ Pfarrer Munzert versteht vor diesem Hintergrund die Ausbildung auch als eine Art spirituelle Weggemeinschaft.

Bedingt durch die Corona-Pandemie wird diese Gemeinschaft sogar einen längeren Weg zusammen gehen. Die Einsegnung zur Neuendettelsauer Diakonin/ zum Neuendettelsauer Diakon wird nicht wie geplant im Herbst 2021, sondern voraussichtlich im Mai 2022 stattfinden.

Das hat zwei Gründe:

  1. Zum einen musste die Ausbildung bedingt durch die Pandemie im Sommer 2020 für längere Zeit pausieren.
  2. Zum anderen hat sich die Gruppe zusammen entschieden, die Schwerpunkte der Ausbildung anzupassen. Ursprünglich war vorgesehen, dass sich jedes Gruppenmitglied nach der Lektorenprüfung für einen Schwerpunkt entscheidet:
  • Eine qualifizierte Ausbildung in der Seelsorge
  • Die Prädikantenausbildung, also die Ausbildung zur Laienpredigerin oder zum Laienprediger in der evangelischen Kirche



Jetzt werden alle Gruppenmitglieder in beiden Schwerpunkten ausgebildet.
Was war der Grund dafür? „Als wir den Kurs begonnen haben, sind wir davon ausgegangen, dass nicht alle Teilnehmer die Prädikantenausbildung anstreben“, sagt Dr. Peter Munzert. „Es ist ein Glücksfall, dass es jetzt doch alle in der Gruppe machen möchten. Das erweitert die Möglichkeiten des diakonisch-theologischen Dienstes enorm. Der zusätzliche Aufwand ist vertretbar. Wir haben dafür an anderer Stelle reduziert."

Nach Abschluss ihrer Ausbildung können alle Teilnehmer selbstständig einen Gottesdienst in allen  Einrichtungen von Diakoneo und auch in Kirchengemeinden halten. Zusätzlich dürfen sie auch das Heilige Abendmahl zum Beispiel in ihrer Wohngruppe feiern. Darüber hinaus können sie in ihrem jeweiligen Arbeitsumfeld gut ausgebildet seelsorgerlich tätig werden.

Für Pfarrer Peter Munzert ist das eine sehr positive Entwicklung: „Durch den wachsenden Pfarrermangel werden in Zukunft nicht mehr alle unsere Einrichtungen so versorgt werden können, wie wir uns das von den Kirchen wünschen“, sagt er. „Wir brauchen Menschen mit Herz, die einspringen können.“
Die Neuendettelsauer Diakoninnen und Diakone sieht er auf Grund ihrer fundierten Ausbildung hierfür bestens gerüstet.

Prädikantentalar evangelische Landeskirche Bayern
Sabine Brunnhübner, Schneiderin in der Diakoneo Paramentik, beim Anmessen eines Prädikantentalares. Die Neuendettelsauer Werkstatt fertigt diese Talare individuell an. Die Prädikanten werden durch das Tragen des Talars in ihrer offiziellen Rolle unterstützt und geschützt. Die Talare sind vorwiegend für den Einsatz in den Kirchengemeinden gedacht. Bei Diakoneo tragen die Diakoninnen und Diakone eine weiße Albe mit Stola. (Für den Fototermin ist Pfarrer Dr. Peter Munzert in den Talar geschlüpft.) © Beate Baberske
Wie funktioniert die Ausbildung zur Diakonin/ zum Diakon bei Diakoneo?

Die praxis- und handlungsorientierte Weiterbildung vermittelt sozial-diakonische Kompetenzen ohne dabei das theoretische Fundament zu vernachlässigen.
Die Verbindung von christlichem Glauben und sozialer Arbeit wird dabei vertieft und diakoniewissenschaftliche und humanwissenschaftliche Inhalte miteinander verbunden.
Nach Abschluss der Weiterbildung sind die 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Lage, theologische Sachverhalte erklären zu können, Menschen in existenziellen Lebenslagen zu begleiten und in den Institutionen von Kirche und Diakonie handeln zu können.
Die Weiterbildung dauert zwei Jahre und umfasst insgesamt sechzig Präsenztage.


Andreas Münch: „Im weitesten Sinn sind wir alle in der Seelsorge tätig“


Andreas Münch, in der Diakonenausbildung
Andreas Münch absolviert derzeit die Ausbildung zum Neuendettelsauer Diakon. © Lukas Herbert

„Diakonisches Profil bedeutet für mich, die geistlichen Bedürfnisse der Menschen ernst zu nehmen, aufzugreifen und zu berücksichtigen. Es bedeutet für mich, Menschen mit Gott in Verbindung zu bringen und es ihnen zu ermöglichen, eine lebendige Gottesbeziehung zu pflegen. Das würde ich gerne unterstützen.“ - Mit diesem Anspruch hat Andreas Münch 2019 die Ausbildung zum Neuendettelsauer Diakon begonnen. Daran hat sich für ihn bis heute nichts geändert.

Andreas Münch ist Pflegepädagoge an der Berufsfachschule für Pflege in Ansbach. Spannend ist für ihn nach wie vor die Frage: „An welcher Stelle kann man an der Schule spirituelle Inhalte noch intensivieren?“
Den bisherigen Verlauf seiner Ausbildung hat er als sehr angenehm empfunden Bis Februar 2020 fanden die Module in Präsenz im Haus der Stille statt. „Man hat am Donnerstag immer gespürt, wie gern alle ankommen, sich wohlfühlen und erstmal durchatmen“ erzählt er.

Von März bis September 2020 gab es corona-bedingt eine Pause in der Ausbildung. Im September 2020 ging es im Präsenzunterricht wieder los, ehe die Fallzahlen ab November den Online-Unterricht erforderlich machten. Andreas Münch hat wie alle seine Kurskollegen einen wichtigen Meilenstein seiner Ausbildung absolviert und das Kolloquium zum Lektor bestanden.

Die halbstündige mündliche Prüfung vor dem Prüfungsausschuss umfasst sechs verschiedene Bereiche. „Das war vom Umfang her sehr herausfordernd, wir mussten uns alle gut vorbereiten.“
Nach dem Bestehen der Lektorenprüfung darf Andreas Münch jetzt selbständig sogenannte Lesegottesdienste halten. Das heißt, dass er noch nicht selbst eine Predigt schreibt, sondern sich auf Vorlagen des Gottesdienst-Institutes der bayerischen Landeskirche stützt.

Durch unsere Ausbildung sind wir inhaltlich sehr breit aufgestellt.

Die Anpassung der inhaltlichen Ausrichtung der Ausbildung findet er gut: „Wir sind dann breiter aufgestellt und die Themen sind sehr interessant.“ Andreas Münch sieht, dass alle seine Mitlernenden in ihrem beruflichen Alltag „im weitesten Sinn in der Seelsorge tätig sind.“
Er selbst zum Beispiel empfindet die seelsorgerliche Aufgabe oft in seinen Gesprächen mit Pflegeschülerinnen- und Schülern. „Gerade in der Coronazeit merkt man hier schnell, welche Nöte da sind.“

Andreas Münch steht der Umgestaltung der diakonischen Gemeinschaften bei Diakoneo aufgeschlossen gegenüber. Den Prozess des Umbruchs hin zur neuen Diakoneo Gemeinschaft Neuendettelsau begleitet er sehr interessiert: „Das hört sich gut an.“

Christel von Bank-Riezler: „Wir sind eine starke Gemeinschaft.“


Christel von Bank-Riezler
Christel von Bank-Riezler absolviert derzeit die Ausbildung zur Neuendettelsauer Diakonin. © Lukas Herbert

Christel von Bank-Riezler ist sehr begeistert von dem Zusammenhalt und der Stimmung in der Gruppe: „Wir sind eine starke Gemeinschaft, wir stützen uns gegenseitig.“

Die 37jährige ist eine externe Teilnehmerin dieses Kurses. Sie lebt im österreichischen Kleinwalsertal, das dem evangelisch-lutherischen Dekanat Kempten im Allgäu zugeordnet ist.
Für sie sind durch die Online-Angebote die langen Fahrtzeiten entfallen. Das empfindet sie jedoch nicht unbedingt als Vorteil: „Ich freue mich, wenn ich wieder nach Neuendettelsau fahren kann. Eigentlich bräuchte ich einen Hubschrauber.“

Wir können später qualitativ hochwertige Arbeit leisten.

Die Anpassung der inhaltlichen Ausrichtung auf die beiden Schwerpunkte Prädikantenausbildung und Seelsorge findet sie sehr gut: „Wir können so später qualitativ hochwertige Arbeit leisten und ich denke, das ist etwas, was die Menschen auch von einer Diakonin oder einem Diakon erwarten dürfen.“

Die mündliche Prüfung zum Lektor empfand auch sie als sehr anspruchsvoll: „Wochenlang konnte man mich nur mit Karteikarten in der Hand antreffen.“ Nach Wochen des intensiven Lernens ist sie stolz auf die bestandene Prüfung und die Leistung der gesamten Gruppe.

Christel von Bank-Riezler erinnert sich gerne an das Predigttraining, das im Herbst 2020 noch in Präsenz stattfinden konnte. Ganz praktisch hat die Gruppe geübt, wie Mimik, Gestik und Stimmfarbe während einer Predigt aussehen könnten. „Sehr bodenständige Praxistipps“, sagt sie. Und sehr wertvoll, da sie erst im Rahmen der Diakonenausbildung begonnen hat, Gottesdienste zu halten.“

Haben sich ihre Erwartungen an die Ausbildung und an die Zeit danach verändert?

„Mein anfänglicher Wunsch zu Beginn der Ausbildung: Der Verkündigung der stetigen Liebe Gottes, die für mich geprägt ist von Vergebung, Geborgenheit und Achtung zu uns Menschen, mit den Händen einer Diakonin Ausdruck verleihen zu dürfen, verinnerlicht sich für mich durch die Theorie und Praxis in der Ausbildung immer weiter."
„Ich bin mir immer sicherer, dass das ein guten Weg für mich sein könnte.“ Was sie nach ihrer Ausbildung genau machen möchte, weiß sie noch nicht. „Aber es wird sich hoffentlich ein guter Weg für mich auftun.“

Sebastian Haupt: Der Diakon ist derjenige, der das Diakonische im Unternehmen lebt und weitergibt


Sebastian Haupt, angehender Diakon
Auch Sebastian Haupt ist ein angehender Neuendettelsauer Diakon. © Lukas Herbert

Auch Sebastian Haupt empfindet die Zeit der Präsenzausbildung als sehr wohltuend: „Viele von uns sehen das als eine Zeit, in der man sich aus dem Alltag herausnehmen kann. Und in unserer Gruppe sind wir füreinander da.“
Doch auch im Online-Unterricht sieht er Vorteile. Er hat bereits Erfahrung mit der Organisation von Online-Seminaren. „Ich finde, online geht wesentlich mehr als man denkt.“ 

„Der Dozent kann beispielsweise viele neue, digitale Medien einbauen, die in Präsenz nicht möglich wären. Und man selbst kann sich während der Veranstaltung parallel weiterführende Hintergrundinformation über Google organisieren“ sagt Sebastian Haupt. Einen Nachteil sieht er allerdings: „Das Zwischenmenschliche kommt zur kurz.“

Gemeinschaft war auch online möglich.

In der Vorbereitungszeit auf das Kolloquium zum Lektor haben sich die Gruppenmitglieder abends zum gemeinsamen Austausch getroffen. „So war Gemeinschaft auch online möglich.“
„In der Gruppe sind wir inzwischen trotzdem als Team zusammengewachsen. Es ist sehr spannend, weil wir aus so vielen unterschiedlichen Berufen kommen.“

Wo sieht er seinen Weg nach Abschluss der Ausbildung?

Für Sebastian Haupt war von Anfang an klar, dass er sich für den Schwerpunkt der Prädikantenausbildung entscheiden wird. Dass er jetzt auch den Schwerpunkt „Seelsorge“ intensiv kennen lernen wird, findet er gut.
Hauptberuflich ist er von den Diakoneo Freiwilligendiensten an die DiaLog Akademie gewechselt. Er organisiert unter anderem die Willkommenstage für neue Mitarbeitende und plant das Fortbildungsangebot im Bereich Pädagogik und Teilhabe fürMitarbeitende. „Ich möchte helfen, den diakonischen Gedanken im Unternehmen zu leben und weiterzugeben."

Auch hält er jetzt nach der bestandenen Lektorenprüfung Gottesdienste im Dekanat Windsbach. Geplant ist, dass er außerdem Schulgottesdienste in Neuendettelsau gestaltet.
Durch die Ausbildung sieht sich Sebastian Haupt sprachfähig für viele Aspekte seiner täglichen Arbeit. Themen aus den Bereichen der Seelsorge- und der Prädikantenausbildung begegnen ihm immer wieder in seinem täglichen Arbeitsalltag und in den verschiedensten Fortbildungen.

Und er weiß:

Bei uns ist jeder willkommen, egal was er mitbringt, egal, ob er Christ ist oder nicht.


Wann beginnt der nächste Ausbildungskurs zur Neuendettelsauer Diakonin/ zum Neuendettelsauer Diakon?

Nach Abschluss ihrer Ausbildung wird die Gruppe über eine Ausbildung verfügen, die auf ein breites Fundament gestellt ist. „Unser Ziel ist es, Nächstenliebe, Nähe und Toleranz zu vermitteln“, sagt Pfarrer Dr. Peter Munzert. „Wir wollen, dass die Diakoninnen und Diakone auch ansprechbar sind für Menschen außerhalb des christlichen Glaubens. Sie sollen offen sein gegenüber Nicht-Christinnen und Nicht-Christen und Menschen aus anderen Religionen.“

Nach Abschluss des aktuellem Kurses soll in der zweiten Jahreshälfte 2022 ein neuer starten. Dieser soll, wenn möglich, gemeinsam mit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg organisiert werden. Diakoneo ist auch Träger von zahlreichen Einrichtungen in Baden-Württemberg.

„Wir möchten, dass unsere Diakone in allen unseren Einrichtungen in Bayern oder Baden-Württemberg eingesetzt werden können.“ so Pfarrer Peter Munzert. „Dazu müssen wir einen guten Mittelweg und vergleichbare Standards für beide Landeskirchen finden.“
Die Ausbildung ist anspruchsvoll: „Wir bieten eine qualitativ hochstehende Ausbildung an, die auch auf Bundesebene vergleichbar ist mit anderen Diakonenausbildungen.“

Kontakt Weiterbildung Diakon

Die berufsbegleitende Weiterbildung zur Diakonin/ zum Diakon startet wieder im September 2023.

Kontakt:
Pfarrer Dr. Peter Munzert

+49 9874 8-27 56

Peter.Munzert@diakoneo.de

Sebastian Haupt

+49 9874 8-32 95

Sebastian.Haupt@diakoneo.de


Mehr Informationen

Pfarrer Dr. Peter Munzert ist Geschäftsführer der Diakoniegemeinde St. Laurentius.
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