Kunstwerk von Tobias Kammerer als Diakoneo Weihnachtsgruß

Für die Weihnachtskarte 2022 arbeitet Diakoneo mit dem Künstler Tobias Kammerer zusammen. Das Foto auf der Vorderseite der Karte zeígt das Bild "Wo die Seele wohnt" des international tätigen Kirchenkünstlers aus Rottweil in Baden-Württemberg.
Das Team der Diakoneo Textilkunst verwandelte das Kunstwerk in ein 1,20 Meter großes Wand-Objekt aus Stoff. Der Titel inspierte die Textilkünstler*innen zu Akzentuierungen mit Nadel und Faden.
Beate Baberske, künstlerische Leiterin der Diakoneo Textilkunst, erläutert die Gedanken und Hintergründe zur Entstehung des Kunstwerks.

 

Diakoneo-Expertin
Beate Baberske ist die Künstlerische Leitung der Paramentenwerkstatt in Neuendettelsau

Seit 1996 arbeitet die  Diplomdesignerin (Textilkunst) Beate Baberske in der Paramentenwerkstatt Neuendettelsau. Heute ist sie die künstlerische Leitung der Diakoneo Paramentik.

 

Gedanken zur Wandscheibe "Wo die Seele wohnt"

Ø 120 cm, Digitaldruck mit appliziertem Stoff und handgeführter Maschinenstickerei, Entwurf Tobias Kammerer

"Wo die Seele wohnt“ ist ein Dialog zwischen den Komplementärfarben Orange und Blau. 

Beate Baberske

Eine Interpretation des Entwurfs und die Inspirationen der textilen Überarbeitung von Beate Baberske, künstlerische Leiterin der Diakoneo Textilkunst:

Die Basis des Entwurfs ist der Kreis. Diese Form steht in der Gestaltlehre für Vollkommenheit und nicht nur im Christentum für das Göttliche. Dieser Kreis ist aber schon in der Außenkontur „unperfekt“, was ihn sehr „menschlich“ macht.

Beim genaueren Hinschauen erinnert die Form an ein Komma. Ein Bild, das den Text abbildet. Oder ein Bild für das, was in dem Raum getan wird. Das Schreiben ist eine Errungenschaft, die uns Menschen von der Spezies der Tiere abhebt. Auch wenn unser Alltag vom Lesen geprägt ist, Bilder wirken unbewusst und sind damit stärker als jeder Text.

Daran ist auch die Farbe schuld. „Wo die Seele wohnt“ ist ein Dialog zwischen den Komplementärfarben Orange und Blau. Das Thema wird gern mit dem Himmel in Verbindung gebracht. Das Himmelblau schiebt sich über die Flächen aus warmem Gelb und Orange. Betrachtet man nur das Gelb, entstehen Flügel, eine Engelsfigur schält sich aus dem unruhigen Orange und wird von einer dynamischen blauen Linie gehalten.

Es könnte auch Zeichen für die Bewegung sein, in der der Engel ist. Können es Engel eilig haben? Ist das Himmelblau eine Bedrohung? So wie eine Gewitterwand, die aufzieht? Oder ist es ein Hafen, der Ruhe und Sicherheit verspricht? Beides steckt in dem Blau. Die Kante ist nicht glatt, sondern gerissen. Genauso wie die Linie, auch sie ist nicht hart und exakt, sondern eher weich, variabel und franst ab und zu aus, wird unscharf oder dicker.

So, wie es im Leben auch ist, die Ideallinie trifft man mal mehr, mal weniger, mal ist der Kurs gerade und klar, manchmal muss man Umwege machen. Mal gehen mehr Menschen mit, mal ist man allein. An einer Stelle hört sie sogar auf und fängt dann so an, dass sie als neue Linie ein Stück weit parallel zur alten verläuft. Das ist die klassische Übergangs-Situation: Das Alte funktioniert nicht mehr so wie früher, das Neue braucht aber etwas Sicherung von der Seite, bis es seinen Weg allein findet.

Und wo wohnt die Seele? Irgendwo dazwischen. Zwischen dem Licht der Sonne, dem Horizont des Meeres und der Weite des Himmels. Mal mit kräftigen Flügeln immer höher und schneller, dann eher auf einem Stein sitzend und nachdenklich. Mitten im unperfekten Kreis.

Dieses Wandobjekt schmückt seit November 2022 den Raum Europa im Mutterhaus Neuendettelsau.

Das kleine Aquarell, nicht größer als DIN A4, das Tobias Kammerer vor etwa einem Jahr mit in das Textilkunst-Atelier gebracht hat, besteht aus zwei nebeneinanderliegenden Kreisformen.

Über die Künstler

Tobias Kammerer

Tobias Kammerer ist ein international tätiger Kirchenkünstler. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die „Kunst in der Architektur“ geworden. Inzwischen hat Tobias Kammerer viele öffentliche Gebäude und Kirchen im In- und Ausland gestaltet.
Er sagt: "Malerei ist für mich die Möglichkeit etwas zu erklären, was ich nicht weiß, aber fühle. Eine Art Ausbruch innerer Urkraft und Material gewordener Energie. (...)"

Beate Baberske

Die Diplomdesignerin und Textilkünstlerin begann 1996 ihre Arbeit bei der Diakoneo Paramentik in Neuendettelsau. Seit 2015 ist sie deren künstlerische Leiterin.
Sie sagt: "Seit über zwanzig Jahren gestalte ich Paramente, weil mir die Gespräche darüber in der Gemeinde Gänsehaut machen. Ohne die Paramentenwerkstatt-Mitarbeiterinnen wären es aber nur Ideen, durch sie erst werden es Erfindungen."

Foto: Uwe Niklas
Kontakt

Diakoneo
Atelier für Textilkunst
Wilhelm-Löhe-Str. 14
91564 Neuendettelsau

Tel. +49 (0) 98 74 / 8 - 22 75
Fax +49 (0) 98 74 / 8 - 22 76

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