Predigt vom letzten Sonntag nach Epiphanias, 31. Januar 2021

Predigt zu 2. Petrus 1, 16-19; Letzter Sonntag nach Epiphanias, 31.01.2021, 9.30 Uhr; St. Laurentius, Neuendettelsau; Pfarrer Dr. Peter Munzert

Liebe Schwestern und Brüder!

I
mit dem heutigen Sonntag endet die Epiphaniaszeit. Das ist die Zeit im Kirchenjahr nach dem Epiphaniasfest am 6. Januar oder dem Festtag der Heiligen Drei Könige. Sie endet an Lichtmess, am 2. Februar, am kommenden Dienstag.

Lichtmess erinnert daran, dass Jesus als neugeborenes Kind im Tempel Gott übereignet wurde. Das Gesetz in der hebräischen Bibel schrieb vor, der erstgeborene Sohn in einer Familie sollte Gott geweiht werden. Wir kennen diesen Tag als Darstellung Jesu im Tempel. Das ist eine eigentümliche Ausdrucksweise, denn Jesus kommt in den Tempel, das Haus seines Vaters, das ja auch sein Haus ist, denn er ist Gottes Sohn. Mit Maria und Josef kommen auch Hanna und Simeon in den Tempel. Simeon, der schon älter ist, betet bei dieser Zeremonie zu Gott:

„Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast: Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitest hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.“ (Lukas 2, 29-32)

Mit diesen Worten, liebe Schwestern und Brüder, schließt sich der Kreis vom Weihnachtsfest über Epiphanias bis zum heutigen Sonntag. Mit dem neugeborenen Jesuskind kommt der Christus, der Messias, der Heiland und Erlöser, in diese Welt hinein. Gott wird Mensch und menschlich.

II
Im 2. Petrusbrief lesen wir eindringliche Verse, die dieses heilvolle Geschehen noch einmal bezeugen und zusammenfassen:

Ich lese aus dem 1. Kapitel die Verse 16-19:

16Wir haben euch ja angekündigt, dass unser Herr Jesus Christus machtvoll wiederkommen wird. Und dabei haben wir uns nicht auf ausgeklügelte, erfundene Geschichten gestützt. Sondern wir haben seine wahre Macht und Größe mit eigenen Augen gesehen. 17Von Gott, dem Vater, empfing er seine Ehre und Herrlichkeit– aus der majestätischen Herrlichkeit Gottes kam eine Stimme zu ihm, die sagte: »Das ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Wohlgefallen.«
18Diese Stimme haben wir selbst gehört. Sie kam vom Himmel her, als wir mit Jesus auf dem heiligen Berg waren. 19
So gewinnen die Prophetischen Worte für uns noch an Zuverlässigkeit. Und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet. Denn diese Worte sind wie ein Licht, das an einem finsteren Ort brennt – bis der Tag anbricht und der Morgenstern in eurem Herzen aufgeht.

Liebe Schwestern und Brüder,

in diesen Versen verbindet das Wirken Gottes Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander.

Petrus erinnert uns an das, was Gott für uns getan hat. Wie er zu uns kam als Mensch. Wie Menschen in dunklen Stunden Trost erlebt haben mit Gott.

Ich bin sicher, wenn Sie in ihrem Gedächtnis einige Erinnerungen wachrufen, fallen Ihnen rasch Begebenheiten ein, wo Sie sagen können: „Ja, da hat mir mein Glaube geholfen. Da habe ich gespürt, dass Gott bei mir war. Da wurde mir bewusst, dass ich ein gläubiger Mensch bin und wieviel mir mein Glaube eigentlich bedeutet.“

Vielleicht war das ein Moment, als es einem Familienmitglied schlecht ging und Sie Gott um Hilfe baten. Vielleicht war es auch eine Zeit, als Sie nicht wussten, ob Sie all die Aufgaben und den Stress in Familie und Beruf überleben werden, von der fehlenden Freizeit ganz zu schweigen. Da war die Work-Life-Balance völlig verloren gegangen. Vielleicht hatten Sie auch große Sorgen und Ängste um die Existenz und die Zukunft geplagt, dass es Ihnen schwarz vor Augen war?

Der Petrusbrief tröstet uns damit, dass Christi Wort auch in den dunklen Stunden unseres Lebens leuchtet:

19Denn diese Worte sind wie ein Licht, das an einem finsteren Ort brennt – bis der Tag anbricht und der Morgenstern
in eurem Herzen aufgeht.

Wir hören dazu das Lied „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“ aus dem Gesangbuch Kommt, atmet auf, Nr. 056:

Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht
es hat Hoffnung und Zukunft gebracht;
es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis,
Not und Ängsten,
ist wie ein Stern in der Dunkelheit.

III
Dietrich Bonhoeffer hat diese Hoffnung in einem neu formulierten Glaubensbekenntnis in Worte gefasst:

Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen,
die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage
so viel Widerstandskraft geben will,
wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im Voraus,
damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst
vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer
nicht vergeblich sind,
und dass es Gott nicht schwerer ist,
mit ihnen fertig zu werden,
als mit unseren vermeintlichen Guttaten.
Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum ist,
sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten wartet und antwortet
.[1]

Der Glaube gibt Kraft und Halt. Das galt damals und das gilt auch heute. Menschen erfahren in ihrem Glauben eine Hoffnung und Zuversicht, die ihnen im Leben weiterhilft. Freilich haftet dem Glauben auch immer etwas Irrationales an. Es klingt nicht immer vernünftig, wenn jemand sagt: „Ich vertraue auf Gott! Mein Glaube gibt mir Kraft! Das hilft mir einfach!“

Ich würde einstimmen und sagen: „Ja, so ist es! Genauso ist es!“ So, wie es auch Dietrich Bonhoeffer sagt: Wir sollen uns auf Gott verlassen, nicht auf uns selbst! Das ist unser Glaube! Und wenn wir uns auf Gott verlassen, fällt es uns auch leichter, etwas selbstsicherer in die Zukunft zu blicken. Denn dann können wir fest darauf vertrauen, dass uns Gott auch dann weiterhilft, wenn wir ihn brauchen.

Wir hören dazu das Lied „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“.

IV
Wir erleben in diesen schneereichen Tagen rein äußerlich viel Dunkelheit, wenn wir wenig Sonnenlicht haben, bei Eis und Glätte schlecht außer Haus gehen können, aber auch, weil wir uns nach einem unbeschwerten und befreiten Leben sehnen, ohne die ständige Angst haben zu müssen, uns mit Corona anzustecken, wenn wir andere Menschen treffen.

Uns fehlen die Gemeinschaft und so vieles andere in diesen Tagen. Petrus erging es wohl ähnlich, als er lange vor uns seinen Brief schrieb. Er muss in einer sehr unsicheren Zeit gelebt haben. Wir lesen aus seinem Brief heraus, dass ihn vielfältige Sorgen und Ängste plagten. Er ermahnt schließlich die Leserinnen und Leser, weiterhin dem prophetischen Wort aus der Heiligen Schrift zu vertrauen, dem Wort, das in Jesus Christus lebendig geworden ist und uns bis heute begleitet.

Viele von uns lesen zum Beispiel täglich die Herrnhuter Losungen, das sind täglich neue Bibelverse, die mit einem kurzen Gebet schließen. Manche lesen auch „Licht und Kraft“ oder „Mit der Bibel durch das Jahr“, das sind Bibelauslegungen für jeden Tag. Andere bekommen durch den Rundfunk, das Fernsehen oder durch unsere Übertragungsanlage neue Impulse für jeden Tag.

Manchmal passen diese Worte genau in unseren Alltag hinein. Beispielsweise wurden vor zehn Tagen unsere angehenden Diakoninnen und Diakone für den Lesepredigtdienst durch das Gottesdienstinstitut geprüft. Sie haben alle mit Bravour bestanden. Die Tageslosung für diesen Tag lautete: „Du gibst meinen Schritten weiten Raum, meine Knöchel wanken nicht.“ Das war ein sehr ermutigender Vers aus dem Alten Testament, angesichts eines mündlichen Kolloquiums, in dem man auf Herz und Nieren geprüft wurde. Er half, die strapazierten Nerven zu beruhigen.

V
Gottes Wort spricht uns direkt an. Dort, wo wir es brauchen. Es erinnert uns daran, dass Jesus Christus, das Licht der Welt, zu uns gekommen ist, um es in uns und um uns herum heller werden zu lassen, bis einst der Morgenstern in voller Größe und mit hellem Strahlen in unseren Herzen aufgeht und wir wieder ganz bei Gott, in seinem Licht, geborgen sind. Aus diesem Zutrauen zu Gott lasst uns leben.

Amen.



[1] Dietrich Bonhoeffer, 1934 Zit. nach: Evangelischer Entwicklungsdienst e.V., Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e.V. u.a. (Hg.): Sehet die Lilien auf dem Feld…, Ökumenische Gottesdienstbausteine zu Fairen Woche 2012. S.3.

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