Predigt vom zweiten Weihnachtsfeiertag, 26.12.2018

Predigt zu Römer 1,1-7, 2. Weihnachtsfeiertag, 26.12.2018, 9.30 Uhr, St. Laurentius, Neuendettelsau, Pfr. Dr. Peter Munzert

Kanzelgruß

Liebe Gemeinde,

noch sind wir in der weihnachtlichen Stimmung gefangen, wenn auch das tiefe Empfinden des Heiligen Abends schon vorbei ist. Meist kehrt in den nachfolgenden Tagen ein wenig Ruhe und Entspannung ein.

Für den heutigen 2. Weihnachtsfeiertag ist uns ein Predigttext zugedacht, der mit der weihnachtlichen Stimmung eigentlich gar nichts zu tun hat. Diese Worte sollen das Geschehen von Weihnachten deuten und sie in das rechte Licht rücken. Hinter ihnen steht gewissermaßen die Leitfrage: „Was bedeutet Weihnachten im christlichen Glauben für uns?“

Ich lese die Einleitung, die ersten Verse aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom:

(Römer 1,1 -7)

1 Paulus, ein Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, ausgesondert zu predigen das Evangelium Gottes,

2 das er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der Heiligen Schrift,

3 von seinem Sohn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch,

4 der eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist, der da heiligt, durch die Auferstehung von den Toten – Jesus Christus, unserm Herrn.

5 Durch ihn haben wir empfangen Gnade und Apostelamt, den Gehorsam des Glaubens um seines Namens willen aufzurichten unter allen Heiden,

6 zu denen auch ihr gehört, die ihr berufen seid von Jesus Christus.

7 An alle Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Liebe Schwestern und Brüder ,

die Briefe des Apostels Paulus sind, wie gewohnt, sehr dicht und konzentriert geschrieben.

Ich habe drei Worte aus diesem Briefanfang ausgewählt, die mir zentral erscheinen und zu denen ich mit Ihnen einige Gedanken teilen möchte: "Gnade", "Friede" und "berufen".

Gnade

Paulus schreibt: „Durch ihn haben wir Gnade empfangen.“ Er spricht von der Erfahrung der Gnade, die er selbst gemacht hat. Was ist Gnade? Gnade ist ein Geschenk. Sie ist umsonst und sie ist freiwillig. Gnade braucht keine Voraussetzung. Sie ist auch kein Tauschhandel. Sie ist - so gesehen - etwas Wunderschönes – im Grunde auch eine weihnachtliche Erfahrung – hier wird Gutes getan, aus Zuneigung oder gar aus Liebe, um einem anderen Menschen eine Freude zu machen, aber mehr noch als das – um einem anderen Menschen alle Lasten und Sorgen zu nehmen – und die Gewissheit zu schenken: „Ja, das ist jemand, der fest zu mir hält!“ Das ist für mich Weihnachten, Ostern und Pfingsten zusammen.

Frieden

Und mit dieser Erfahrung von Gnade stellt sich auch die Hoffnung auf Frieden ein.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! – so beschließt der Apostel Paulus seine einleitenden Worte. Friede! Danach sehnte sich die Gemeinde in Rom, Christinnen und Christen, denen Verfolgung drohte, aber auch das gesamte Volk Israel, das immer und immer wieder mit Besatzern zu kämpfen hatte und um sein Überleben fürchtete.

Heute erleben wir Europa in einer unruhigen Zeit. Vor zwanzig Jahren war die politische Situation in Europa und darüber hinaus stabiler, die Weihnachtsfreude in dieser Hinsicht ungetrübter. Wir erleben Krisenherde an vielen Orten. Ein Rechtsruck der Regierungen in Osteuropa, die gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Urkraine, der Krieg in Syrien und die sich jetzt abzeichnende Verfolgung der Kurden. Und das ist ja nur die Situation in Europa.

Doch der Wunsch nach Frieden und nach Sicherheit, die hohe Bedeutung unserer entwickelten Demokratie und die Hoffnung auf einen weltweiten Frieden sind stark und spornen uns weiter an, uns für den Frieden einzusetzen und für ihn zu beten.

Im Herbst hat eine Gruppe von Mitarbeitenden der Diakonie Neuendettelsau eine Pilgerreise nach Coventry gemacht, um die Friedens- und Versöhnungsarbeit der Diakonie zu stärken. Am Freitagmittag beten wir hier regelmäßig das Versöhnungsgebet von Coventry. Diese Gebete, auch am Freitagabend, werden überwiegend von den Diakonissen getragen, die ihren geistlichen Dienst im Feierabend im Gebet für uns und für die Welt sehen.

Berufen

Was heißt es nun, berufen zu sein? Gerade an Weihnachten?

Es bedeutet in diesen Weihnachtstagen, ich darf mich freuen, entspannt und gelassen sein, mit den Engeln singen von der wunderbaren Geburt unseres Herrn und Heilandes. „Frieden auf Erden und uns Menschen ein Wohlgefallen!“

Hat einst Gott durch die Engel zu den Hirten gesprochen, so spricht er heute noch auf vielen Wegen zu uns. Die frohe Botschaft gilt uns unverändert.

„Diesen, meinen Sohn habe ich für Euch in die Welt gesandt, damit er bei euch ist und sich mit euch auf den Weg macht, meine Botschaft des Heils zu leben und weiterzutragen in die Welt.“

Gemeinsam ringen wir heute darum, wie wir unseren Glauben in dieser Welt verantwortlich leben, wie wir Christus nachfolgen und das Evangelium Gottes, die frohe Botschaft leben und für die heutige Zeit auslegen können.

Wir stehen damit in einer langen Tradition und folgen beinahe zweitausend Jahre später den ersten Christinnen und Christen aus Rom nach.

In all unserem Bemühen steht aber in diesen Tagen das Geschenk der Liebe Gottes im Vordergrund. Etwas Wunderbares ist geschehen und wir erinnern Jahr für Jahr daran: Gott wurde Mensch, ein echtes Gegenüber, ein Bruder für uns. Ein Bote des Friedens und der Versöhnung, der uns ermächtigt und stärkt für alles, was vor uns liegt.

Wir sind berufen zur Freude!

Nun freut euch, ihr Christen, singet Jubellieder und kommet, o kommet nach Bethlehem. Christus der Heiland stieg zu uns hernieder. Kommt, lasset uns anbeten, kommt lasset uns anbeten, kommt lasset uns anbeten den König, den Herrn.

Amen.

Kanzelgruß

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