Diversität in der Pflege: Aus dem Iran in ein mittelfränkisches Seniorenheim

Pooria Pooladvand hatte Anfangsschwierigkeiten mit dem fränkischem Dialekt und deutscher Pünktlichkeit

 

Deutschland zeichnet sich durch eine große kulturelle Vielfalt aus. Das beeinflusst natürlich auch den Arbeitsalltag in den Pflegeberufen. Mit der strategischen Ausrichtung Diakoneo 4.0.entwickelt Diakoneo das Verständnis von Diakonie weiter. Die kulturelle und religiöse Vielfalt von Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden wird explizit begrüßt und die diakonische Identität darauf ausgerichtet. Aber wie ergeht es Menschen mit Migrationshintergrund im Pflegeberuf und welche Erfahrungen haben sie gemacht?
Pooria Pooladvand kann zu diesen Themen aus ersten Hand berichten: Sein Lebensweg führte ihn vom Telekommunikationsingenieur in Teheran zum Pflegefachmann in dem mittelfränkischen Seniorenheim Hans-Roser-Haus in Roth. Der 40jährige kam im Herbst 2012 mit seiner Frau nach der Flucht aus dem Iran in Deutschland an. Mittlerweile hat er sowohl die Ausbildung zum Pflegefachmann als auch die Weiterbildung zur Wohnbereichsleitung erfolgreich absolviert.

Von Maria Mohr

 

 


 

Geduld und Einfühlungsvermögen sind wichtig für die Arbeit in der Pflege

Diversität in der Altenpflege
Höflichkeit, Wertschätzung und Einfühlungsvermögen: Diese Eigenschaften praktiziert Pooria Pooladvand in seiner täglichen Arbeit. © Diakoneo/ Maria Mohr

Frau G. ist 85 Jahre, als sie in des Seniorenheim Hans-Roser-Haus in Roth umzieht. Der richtige Schritt für sie. Dennoch sind viele Veränderungen zu bewältigen. Das weiß auch Pooria Pooladvand, der sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen um Frau G. kümmern wird.
Für ihn stellt sich jetzt die Frage: „Wie gewinne ich das Vertrauen von Frau G.?“ Dazu benötigt er Geduld und Einfühlungsvermögen. „Ich schaue zunächst auf ihre Biografie. Ich muss ihre vertrauten Rituale kennen lernen. Was sind ihre Hobbies, was interessiert sie, wo sind ihre Grenzen?“

Wenn er diese Informationen gesammelt hat, redet er mit den Angehörigen. „Dann stelle ich mich der Bewohnerin vor“, berichtet er weiter. „Ich erkläre, wer ich bin und was meine Aufgabe sind. Ich ermuntere sie auch, Unbehagen  auszudrücken.“
Es ist nicht so, dass Pooria Pooladvand die Arbeit in der Altenpflege in die Wiege gelegt wurde. Er arbeitete als Telekommunikationsingenieur und hat in gehobener Position für die iranische Regierung gearbeitet. 2012 mussten er und seine Ehefrau, die Chemikerin Sanaz Poooladvand, aus dem Iran fliehen. Hals über Kopf ging es über die Grenze, ohne die Möglichkeit, sich von Freunden und der Familie zu verabschieden.

„Den 5. Oktober 2012 werde ich nie vergessen“, erzählt der freundliche und zugewandte Mann in gutem Deutsch. „Da sind meine Frau und ich in Deutschland angekommen.“ Nach mehreren Stationen landeten die beiden schließlich in Roth. „Hier haben wir einige sehr, sehr nette Familien aus dem Asyl-Helferkreis kennengelernt“, erzählt er. Von einem Rother Arzt-Ehepaar aus diesem Kreis kam auch der Rat, es doch beruflich in der Altenpflege zu versuchen.

Aktiv zu werden und sich selbständig nach einer neuen beruflichen Herausforderung umzusehen, das kam dem 40jährigen und auch seiner Frau sehr entgegen: „Wir wollten nicht zu Hause sitzen und von staatlicher Unterstützung leben.“ sagt er. „Wir wollten etwas machen.“

Der Start in die Altenpflege war eine Herausforderung

Der Start in der Altenpflege war für Pooria Pooladvand eine Herausforderung: „Ich habe ja vorher etwas völlig anderes gemacht.“ Er absolvierte zunächst ein Praktikum in Hans-Roser-Haus. Ehrlich sagt er: „Die ersten Tage waren eine Katastrophe.“ Sprachschwierigkeiten und die ungewohnte Arbeit machten ihm zu schaffen.
Aber dann habe er gemerkt, dass ihm vor allem der persönliche Kontakt zu den Menschen sehr gefällt.


Diversität in der Altenpflege
Kollege und Mentor Micha Schaller (rechts) unterstützte Pooria Pooladvand während seiner Ausbildung. © Diakoneo/ Maria Mohr

Mit seinem Kollegen und Mentor Micha Schaller sprach er zunächst Englisch. In Volkshochschulkursen paukte er Deutsch und ist mittlerweile auf dem Level B1 angelangt. Das bedeutet, dass er sich bereits gut auf Deutsch verständigen kann.

Nach dem Praktikum und vielen Überlegungen und Gesprächen mit seiner Frau und den Freunden aus dem Helferkreis entschied er sich 2014, die Ausbildung an der Diakoneo Berufsfachschule für Pflege in Roth zu beginnen.

Auch hier war das erste Ausbildungsjahr für ihn „sehr, sehr schwierig“, sagt er ganz offen. Probleme bereiteten die andere Sprache, die andere Kultur und die Tatsache, dass in der Ausbildung der einzige Mann unter zum Teil sehr viel jüngeren Frauen war. „Die dort oft geschilderten Partyerlebnisse des Wochenendes waren einfach nicht meine Welt.“

Doch es ging aufwärts. „Das zweite Lehrjahr war ok und das dritte war sehr viel besser.“ Er habe den Beruf während der drei Ausbildungsjahre sehr intensiv erlebt und konnte am Ende der Ausbildung sagen: „Das gefällt mir.“

Bodo Steinheimer leitet das Diakoneo Hans-Roser-Haus in Roth und hat Pooria Pooladvand während seiner Ausbildung und auch später in seiner beruflichen Tätigkeit begleitet. Er sagt: „Wir haben seit Beginn der Ausbildung einen gemeinsamen Weg gemacht. Dieser war nicht ohne Hürden zu überwinden. Er hat uns aber gezeigt, dass es sich lohnt, nicht aufzustecken oder aufzugeben. Eine Investition zahlt sich mit höherer Wahrscheinlichkeit aus, wenn man sie nicht zu früh beendet.“

Nach einem Gespräch mit Bodo Steinheimer hat Pooria Pooladvand sich entschieden, die Weiterbildung zur Wohnbereichsleitung zu absolvieren. Zielstrebig plant er seine Zukunft: „Ich habe einen Plan und dann geht es immer weiter.“


Weiterbildung in der Altenpflege
Pflegefachmann, Wohnbereichsleitung und dann eventuell Pflegedienstleitung: Pooria Pooladvand hat seine berufliche Zukunft genau geplant. © Diakoneo/ Teresa Meyer

Die evangelische Kirchengemeinde und der kleine Sohn unterstützen die Integration

Mit den kulturellen Unterschieden kommen er und seiner Frau mittlerweile zurecht. „Ich habe in der Volkshochschule ja Hochdeutsch gelernt“ sagt er. „Hier sprechen viele aber fränkisch.“ Anfangs gab es Missverständnisse, weil viele Menschen dachten, er halte bewusst Abstand. „Aber ich habe die Scherze einfach nicht verstanden oder kannte die Musik nicht.“

Auch an die deutsche Pünktlichkeit haben sich er und seine Frau mittlerweile gewöhnt. „Im Iran gilt es als unhöflich, pünktlich zu einer Einladung zu kommen.“, sagt er. In Deutschland ist das Gegenteil unhöflich. Daran mussten meine Frau und ich uns erst gewöhnen."

Viel zur Eingliederung hat sein Engagement in der evangelischen Kirchengemeinde in Roth beigetragen, wo er mittlerweile im Kirchenvorstand sitzt.
Unschlagbar bereichernd für die kulturelle Integration ist auch der mittlerweile fünfjährige Sohn Samuel, der dazu beiträgt, dass sich die kleine Familie mittlerweile ganz und gar angekommen fühlt: „Wir haben hier ein sehr, sehr gutes Leben.“

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