Videotelefonie ermöglicht Menschen mit Behinderung mit ihren Angehörigen zu kommunizieren

Wie gelingt es, die Corona-Beschränkungen für Menschen mit einer schweren geistigen Behinderung zu mildern?


In den Diakoneo-Wohngruppen leben viele Menschen mit schwerer geistiger Behinderung, von denen einige nicht sprechen können. Für sie ist die Kommunikation mit Angehörigen über das Telefon kaum möglich, da die Eltern ihre Reaktionen nicht sehen können. Um auch ihnen während der Corona-Beschränkungen die Kommunikation mit Angehörigen zu ermöglichen, erhielten die Diakoneo-Wohngruppen Smartphones, mit denen per Videotelefonie der Kontakt aufrechterhalten werden kann. Die neue Kommunikationsform wird in den Wohngruppen sehr gerne genutzt.

Christin Kohler hat einige der Videotelefonate beobachtet:


Mädchen mit Behinderung nutzt Videotelefonie
Luisa kann nicht sprechen. Sie reagiert aber mit freudigen Lauten, wenn sie ihre Eltern auf dem Bildschirm erkennt. © Christin Kohler

Die 15-jährige Luisa lebt in der Wohngruppe „Heinzelmännchen“ und kommuniziert regelmäßig mit ihren Eltern über Videotelefonie. Auch wenn Luisa nicht sprechen kann, erkennt sie ihre Eltern auf dem Bildschirm. „Sie kann genau zuordnen, dass sie gerade Mama und Papa auf dem Bildschirm sieht“, erklärt Sabine Pfeiffer, Wohnbereichsleiterin im Haus Falkenstraße. Wenn ihre Eltern mit ihr sprechen, erwidert sie das mit verschiedenen Lauten und gestikuliert. „Man erkennt sofort die Stimmungsänderung, sobald sie ihre Eltern auf dem Bildschirm sieht, reagiert sie mit freudigen Lauten“, erzählt Sabine Pfeiffer weiter. Dass die Eltern die Reaktion ihrer Tochter sofort sehen erleichtert die Kommunikation enorm.

Neben den regelmäßigen Skype-Anrufen bekommen Luisas Eltern auch ab und zu ein Video ihrer Tochter zugesendet, beispielsweise vom Auspacken eines Pakets, das ihr die Eltern geschickt haben. Es zeigt ihre Begeisterung und Freude, als sie die verschiedenen Dinge im Paket entdeckt. Auf diese Weise können die Eltern einige Momente zumindest virtuell miterleben.

Menschen mit Behinderung halten virtuellen Kontakt mit den Eltern

Zu Beginn der Corona-Beschränkungen fand die Kommunikation der Bewohnerinnen und Bewohner in den verschiedenen Wohngruppen vor allem über die Gruppentelefone statt. Da dies vor allem aber für Menschen mit schwerer geistiger Behinderung enorm schwierig ist, wurden verschiedenste Überlegungen angestellt, wie die Kommunikation mit den Angehörigen erleichtert werden kann. In den Diakoneo Senioreneinrichtungen wurden Smartphones schon erfolgreich für die Angehörigenkommunikation eingesetzt. Nachdem in den Wohngruppen Smartphones zur Videotelefonie fehlten, stellten die Senioreneinrichtungen diesen ein Smartphone pro Wohnhaus zur Verfügung.

Die Anrufe werden zu einem festen Ritual für die Bewohner


Videotelefonie Menschen mit Behinderung
"Hallo Papa" - Für Barbara (rechts) ist das Videotelefonat mit ihrem Vater zum festen Ritual geworden. Ihre Betreuerin Ronja Niederhuber (mitte) unterstützt sie bei der Kommunikation. Auch Mitbewohner Swen ist begeistert dabei. © Christin Kohler

Ebenso häufig wird die Videotelefonie in der Wohngruppe „Bienen“ eingesetzt. Als Bewohnerin Barbara mit ihrem Papa telefoniert, spielt er ihr den Song „Amazing Grace“ auf dem Cello vor. Da ihr dies sichtlich gefällt, gibt es gleich noch eine Zugabe. Mit dabei ist auch Bewohner Swen, der sich über die musikalische Darbietung freut und begeistert in den Bildschirm winkt. Fachkraft Ronja Niederhuber dreht den Beiden das Smartphone immer wieder hin, sodass sie genauer sehen, was auf dem Bildschirm vor sich geht.
„Barbaras Papa ruft jeden zweiten Tag an, spricht mit ihr und spielt verschiedene Songs vor“, erzählt Ronja Niederhuber. „Sie hat sich schon gemerkt, wann ihr Papa anruft und fiebert an diese Tagen immer darauf hin. Es ist schon so ein festes Ritual“, berichtet sie weiter.

Bei den meisten Eltern kommt die Videotelefonie ebenfalls sehr gut an. „Viele wünschen sich, dass diese Möglichkeit auch zukünftig, neben den persönlichen Besuchen, erhalten bleibt“, sagt Ronja Niederhuber.

Auch im Haus Falkenstraße sind die Eltern, die Bewohnerinnen und Bewohner, sowie die Mitarbeitenden froh über diese neue Möglichkeit. „Für die Eltern ist es sehr bewegend zu sehen, wie ihre Kinder bei den Anrufen auf sie reagieren, von Lachen bis hin zu Freudentränen sind alle Emotionen dabei“, sagt Sabine Pfeiffer.

Telefonate sind kein Ersatz für persönlichen Kontakt

Natürlich ist die Videotelefonie kein Ersatz für den persönlichen Kontakt und die Nähe der Eltern. In den Wohngruppen ist das Corona-Virus ein häufiges Thema, da sich die Bewohnerinnen und Bewohner wünschen, dass ihre Eltern sie wieder wie vor der Pandemie besuchen kommen können.


Der 17ährige Christian, der auch im Haus Falkenstraße lebt, fragte seine Mama auch beim letzten Telefonat, wann sie ihn endlich wieder besuchen kommt. Sein größter Wunsch sei, dass das Virus verschwindet, damit er sie wieder umarmen kann. Bis es soweit ist, spricht er mit seiner Mama am Telefon und bestellt Dinge von zu Hause, wie eine DVD, die sie im zuschicken soll.

Großes Engagement der Mitarbeitenden hilft den Bewohnern durch die Corona-Zeit

Auch die Mitarbeitenden in den Wohngruppen versuchen mit verschiedensten Ideen diese schwierige Zeit für die Bewohnerinnen und Bewohner so gut wie möglich zu gestalten. Neben der Videotelefonie gehören dazu lange Spaziergänge, bei schönem Wetter viel Zeit im Garten zu verbringen oder spezielle Aktionen. „Da wir gerade keine Ausflüge machen können plant eine Kollegin eine Schnitzeljagd durch Neuendettelsau. Die Mitarbeitenden sind wirklich total kreativ“, erzählt Sabine Pfeiffer stolz.


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