"Drive the doctor" rettet Schlaganfall Patienten Leben

Erste erfolgreiche Thrombektomie am Diak Klinikum durchgeführt

 

Das Diak in Schwäbisch Hall ist seit Januar Teil des SCHLAGANFALL KONSORTIUMs RHEIN-NECKAR (FAST). Im Rahmen dieser Kooperation wurde am 12. Juni erstmals ein Schlaganfallpatient in Zusammenarbeit mit Heidelberger Neuroradiologen erfolgreich behandelt. Der Patient hat heute keinerlei Beschwerden mehr. Ein großartiger Erfolg für das Team der Klinik für Neurologie und Gerontoneurologie unter Leitung von Chefärztin Priv.-Doz. Dr. Birgit Herting am Diakoneo Diak Klinikum.
Von Friederike Wahl.

Der Schlaganfall ist die häufigste Ursache erworbener Behinderungen im Erwachsenenalter. Rudolf Maier (Name geändert) ist 72 Jahre alt und arbeitete in der Küche, als ihm plötzlich und unvermittelt die Beine wegsackten und er zusammenbrach. Dank der schnellen Reaktion seines Sohnes und seiner Frau, die sofort den Notarzt riefen, konnte Maier ans Schwäbisch Haller Diakoneo Diak Klinikum eingeliefert werden.

 

ZEIT = HIRN

Bei Verdacht auf akuten Schlaganfall wählen Sie bitte sofort die 112!

Wenn eines oder mehrer der folgenden Symptome plötzlich auftreten, kann dies auf einen Schlaganfall hindeuten:

  • Sehstörung
  • Sprach- und Verständnisstörung
  • Lähmung, Taubheitsgefühl
  • Schwindel mit Gangunsicherheit
  • sehr starke Kopfschmerzen

Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall!
Nur durch eine schnelle Therapie können bleibende Schäden vermindert oder ganz verhindert werden.

Schwere Symptome

Dr. Adam Krammer, Neurologe am Diak, war mit seinen Kollegen als erster zur Stelle. „Als wir von Herrn Maiers kommender Aufnahme vom Rettungsdienst erfahren haben, und die Kollegen vorab schon den Verdacht auf einen Schlaganfall geäußert haben, begannen wir bereits mit der Planung der Behandlung. Nach einer Akutdiagnostik im CT haben wir gesehen, dass die mittlere Gehirnschlagader, die Arteria cerebri media, betroffen und verstopft ist.“ Herr Maier litt dadurch an einer halbseitigen Lähmung und Sprachstörungen. „Bei solch schwerwiegenden Verstopfungen können wir seit Januar auf die Expertise des Uniklinikums in Heidelberg zurückgreifen“, erklärt Dr. Krammer. Dort werden jährlich rund 400 sogenannte Thrombektomien bei Schlaganfallpatienten durchgeführt. Bei diesem Eingriff wird das Blutgerinnsel mit einem winzigen Fangkörbchen, das über die Leistenarterie mit einem kleinen Katheter bis in die Hirnarterien vorgebracht wird, entfernt. Das hat den Vorteil, dass es sehr schnell und vollständig zu einer Wiedereröffnung des Gefäßes kommt. „Die Kollegen bringen also einen großen Erfahrungsschatz mit, wenn es um die Behandlung schwerer Schlaganfälle geht“, ergänzt er.

„Ich selbst kann mich eigentlich an gar nichts mehr erinnern“, sagt Rudolf Maier. Der Rentner weiß noch, wie die Rettungssanitäter in seine Küche kamen, ab dann ist alles schwarz. „Erst nachdem alles vorbei war, habe ich wieder Erinnerungen.“ Das ist nicht untypisch für einen Schlaganfall, zumal bei einem so schweren, wie ihn Maier erlitt. Gut, wenn dann ein schnelles und multiprofessionelles Team standortübergreifend einsatzbereit ist.

Expertenwissen aus Heidelberg

Professor Dr. Martin Bendszus ist Ärztlicher Direktor der Neuroradiologie Heidelberg und einer der Koordinatoren des Schlaganfallkonsortiums. Er erklärt den Ablauf so: „Wenn ein Schlaganfallpatient in Schwäbisch Hall aufgenommen wird, erhält er, wie im Fall von Herrn Maier, zunächst eine Computertomographie. Zeigt diese einen Verschluss eines größeren Gefäßes, werden die Bilder unmittelbar über eine schnelle Datenleitung nach Heidelberg geschickt, wo sie sofort einsehbar sind. Gleichzeitig wird der diensthabende Neuroradiologe in Heidelberg verständigt.“ Erkennen die Experten einen dringenden Handlungsbedarf, mache sich der diensthabende Neuroradiologe sofort auf den Weg nach Schwäbisch Hall.

Jährlich werden am Diak rund 750 Schlaganfallpatienten versorgt. Das ist eine ganze Menge – deshalb sind die Kolleginnen und Kollegen auch sehr gut geschult und arbeiten perfekt Hand in Hand. 

„Wir in Schwäbisch Hall bereiten den Patienten in der Zwischenzeit vor, so dass keine wertvolle Zeit verloren geht“, sagt Dr. Krammer. „Im Fall von Herrn Maier haben wir sofort eine Lysetherapie eingeleitet.“ Lysetherapien sind wichtiger Bestandteil einer Behandlung bei Schlaganfallpatienten. Rund eine Stunde wird dem Patienten ein Medikament verabreicht, dass das Blutgerinnsel auflösen soll. Bei einem so schweren Schlaganfall wie ihn Rudolf Maier erlitten hat, reicht diese Therapie in den meisten Fällen jedoch nicht aus. Dr. Oliver Sauer ist Oberarzt in der Klinik für Neurologie und Gerontoneurologie und Leiter der Stroke Unit. „Jährlich werden am Diak rund 750 Schlaganfallpatienten versorgt. Das ist eine ganze Menge – deshalb sind die Kolleginnen und Kollegen auch sehr gut geschult und arbeiten perfekt Hand in Hand. Es ist die Teamarbeit und das multiprofessionelle Miteinander, dass uns hier so schlagkräftig aufstellt. Da wir aber keinen Neuroradiologen hier im Haus haben, greifen wir auf die externe Unterstützung zurück.“

Perfektes Zusammenspiel

Alles muss vorliegen, bis der Neuroradiologe aus Heidelberg hier ankommt

Ulrike Reschke ist Gesundheits- und Krankenpflegerin am Diak und am Tag als Herr Maier eingeliefert wurde gerade im Dienst. „Es musste alles sehr schnell gehen. Wir mussten die Leiste von Herrn Maier für den Eingriff vorbereiten, denn die Thrombektomie erfolgt von dort aus über einen Katheterzugang. Regelmäßiges Blutdruck messen, die Vorbereitung der medizinischen Unterlagen – alles muss vorliegen, bis der Neuroradiologe aus Heidelberg hier ankommt.“ Im Herzkatheterlabor dann wurde Rudolf Maier das Gerinnsel rasch entfernt. „Bei der Thrombekotomie ist es entscheidend, dass es schnell geht und dass das Blutgefäß vollständig wiedereröffnet wird“, erklärt Professor Bendszus. In Schwäbisch Hall hat das Zusammenspiel bestens geklappt. Innerhalb kürzester Zeit nach Ankunft im Diak erfolgte die Diagnose und Lysetherapie. Auch die Katheterbehandlung war schnell erfolgreich mit einer vollständigen Entfernung des Blutgerinnsels. „Gegen Mittag war Herr Maier bei uns am Diak, nur eine viertel Stunde später konnten wir eine Lysetherapie einleiten – wenige Stunden später war der Experte aus Heidelberg im Haus.“ Die Gerinnselentfernung selbst dauert dann nicht mehr lange. So lag Herr Maier gerade einmal drei Stunden nach dem Einsetzen der Symptome wieder zur Überwachung auf der Stroke Unit, der am Diak eigens eingerichteten Schlaganfall-Abteilung.

Gesundheits- und Krankenpflegerin
Ulrike Reschke bereitet Herrn Maier für den Eingriff vor. Sie weiß "Alles muss vorliegen, bis der Neuroradiologe kommt." © Diakoneo

„Zack, zack, dann wars vorbei“, sagt Rudolf Maier und lacht. Seit dem Eingriff spürt er keinerlei Beschwerden mehr. Seine Sprache ist klar, ebenso die Bewegungsabläufe. „Die Thrombektomie ist sehr gut verlaufen – es ist wirklich ein schöner Erfolg, dass Herr Maier keinerlei Beschwerden mehr hat“, freut sich Chefärztin Priv.-Doz. Dr. Birgit Herting von der Klinik für Neurologie und Gerontoneurologie. „Dass das Diak nun Teil des Versorgungsnetzwerks ist, zeigt zum einen die hohe Kompetenz und Erfahrung die bereits vor Ort besteht, zum andern aber auch die Dringlichkeit, mit der die Schlaganfallversorgung im ländlichen Raum ausgebaut werden muss.“ Das FAST-Versorgungsnetzwerk ermöglicht jetzt auch allen Betroffenen zu jeder Zeit unabhängig vom Wohnort die beste Schlaganfallbehandlung auf Basis der aktuellsten Behandlungsempfehlungen“, sagt Herting.

Professor Bendszus weiß, welch enormer Vorteil ein „drive the doctor“ Prinzip für den Patienten hat. „Eigentlich werden Patienten mit einem so schweren Schlaganfall in die nächste Klinik verlegt, die diesen Schweregrad der Erkrankung behandeln kann. Für den Patienten selbst ist das mit enorm viel Stress verbunden und während des Transports geht wertvolle Zeit verloren.“ Kommt aber der Arzt zum Patient, können alle wichtigen Vorkehrungen vor Ort erledigt werden und der Patient wird dadurch nicht weiterverlegt. Solche Verlegungen werden für die Betroffenen als sehr belastend empfunden.

Rudolf Maier ist froh, dass es ihm heute wieder gut geht und er keinerlei Probleme mehr hat. „Ich wusste gar nicht, dass es ein solches Behandlungskonzept am Diak gibt. Dass mir das gleich zu Gute kommt, ist natürlich ein riesiges Glück und ich bin dankbar, dass ich von der Kooperation profitieren konnte.“

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