Ein Treppensturz endete beinahe tödlich
Kristina F. stürzt auf der Treppe in ihrem Haus im Landkreis Schwäbisch Hall. Die Zehen sind gebrochen und das Knie angeschwollen. Die nächsten Tage ist die junge Frau stark in ihren Bewegungen eingeschränkt, die Schmerzen sind extrem. Was mit einem Sturz von der Treppe begann, endete für die Mutter zweier Kinder beinahe tödlich – doch sie hatte Glück im Unglück.
Von Friederike Grünhagen-Wahl
Sturz löste eine beidseitige Lungenembolie aus
In den frühen Morgenstunden wird F. zu Dr. Ralf Völker, Chefarzt des Zentrums für Notfall- und Intensivmedizin ans Schwäbisch Haller Diak Klinikum gebracht. „Der Sturz von der Treppe hat bei Frau F. eine fulminante beidseitige Lungenarterienembolie ausgelöst“ erklärt er. Die Diagnose erklärt, warum Kristina F. die Tage nach dem Sturz immer stärkere Beschwerden entwickelte.
„Aufgrund des stark geschwollenen Knies war ich fast bettlägerig – deshalb bekam ich täglich Thrombosespritzen. Doch mit der Zeit entwickelte sich ein starker Schmerz in der Wade. Fast wie Muskelkater hat sich das angefühlt“, sagt die junge Mutter. Schließlich geht es ihr so schlecht, dass sie den Notarzt rufen muss. „Ich hatte ein extremes Engegefühl in der Brust, zudem starkes Herzrasen und einen Puls von 160! Es war ein Gefühl, als würde mir jede Sekunde das Herz aus dem Körper springen“, sagt sie.
er Notarzt verabreicht ihr Blutverdünner, sieht aber schnell, dass Kristina F. ins Krankenhaus gebracht werden muss. „Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern.“
Thrombosen als Ursache für eine Lungenembolie
Bei einem Herzultraschall entdecken Dr. Völker und sein Team, dass Kristina F. eine Lungenembolie entwickelt hat. „Wir haben sofort mit einer sogenannten Lysetherapie begonnen. Dabei wird der Patientin eine gerinnselauflösende Substanz verabreicht. Wir sprechen hier von einer Thrombolyse. Ziel ist es, dass bestehende Blutgerinnsel aufzulösen.“
Eine Lungenembolie ist lebensbedrohlich. Das weiß auch Kristina F. „Hätten wir in der Nacht nicht den Notarzt gerufen und wäre ich einfach so ins Bett gegangen, wäre ich nicht mehr aufgewacht.“ Der Schock über die schlimme Diagnose sitzt noch tief. „Einer Lungenembolie geht immer eine Thrombose der Bein- oder Beckenvene voraus.
Dort verstopft ein Gerinnsel die Vene und kann mit dem Blutstrom bis in die Lunge verschleppt werden und zu einem Verschluss der Lungenstrombahn führen“, erklärt der Mediziner.
Nach der Reanimation im künstlichen Koma
Dr. Völker und sein Team kämpfen um das Leben der jungen Frau. „Wir mussten Frau F. rund 20 Minuten erfolgreich reanimieren und in ein künstliches Koma versetzen.“
Ein künstliches Koma ist ein invasiver Eingriff, der insbesondere bei einem lebensbedrohlichen Zustand des Patienten zur Anwendung kommt. „Wir sprechen hier von einer Art kontrollierter Langzeitnarkose, die Frau Fs. Körper half, sich zu regenerieren“, erklärt Dr. Völker. Insgesamt drei Tage lag Frau F. auf der Intensivstation, zwei davon im künstlichen Koma.
„Als ich das erste Mal meinen Mann und meine Kinder wiedersehen konnte, war das ein unbeschreibliches Gefühl“, sagt sie. „Dadurch, dass mir all meine Erinnerungen ans Krankenhaus vor dem künstlichen Koma gefehlt haben, wusste ich auch überhaupt nicht, was mit mir passiert ist.“ Doch Völker und sein Team klären auf. „Der Fall von Frau F. war auch für uns ein ganz besonderer. Eine junge Frau, die um ihr Leben kämpft, zwei kleine Kinder zu Hause hat – das geht einem nah“, sagt er.
„Im Nachhinein hat mir Dr. Völker erzählt, dass ich noch mit ihm gesprochen hätte – ich habe ihm gesagt, dass ich noch nicht sterben will. Ich will meine Kinder noch aufwachsen sehen. Doch auch daran habe ich keinerlei Erinnerungen mehr.“
Nach 12 Tagen kann sie aus dem Diak Klinikum entlassen werden und beginnt eine stationäre Reha. „Heute habe ich keinerlei Beschwerden mehr – alle Blutbahnen sind wieder frei“, freut sie sich.
„Ich bin einfach nur dankbar, dass die Ärzt*innen und Pflegekräfte sich so um mein Leben bemüht haben. Ich kann wieder mit meiner Familie Zeit verbringen und habe keine Folgeschäden davon getragen – ich hatte riesengroßes Glück.“
Video: Die Station H2 des Diak
Kristina F. wurde im Diak auf der Station H2 aufgenommen. Die Stationseinheit H 2 hat insgesamt 22 Betten. Sie dient der zentralen Aufnahme rund um die Uhr von erwachsenen Patientinnen und Patienten, die aufgrund eines Notfalls in die Klinik kommen.
Wie funktioniert die Aufnahme auf die Station, was erwartet die Patient*innen? Sehen Sie es im Video.