Keine andere Krebsart fordert in Deutschland so viele Opfer wie der Darmkrebs. Jährlich sterben zirka 26.000 Menschen daran. Zum Thema Darmkrebs kursieren allerdings zahlreiche Mythen und Halbwahrheiten, von denen unsere Autorin Anja Braun, zusammen mit dem Experten Dr. Stefan J. Dörr, Chefarzt an der Klinik Neuendettelsau und der Klinik Schwabach, fünf im folgenden Artikel klären will:

Mythos 1: Ich kann nichts gegen Darmkrebs tun.
Tatsächlich ist es so: Wenn der Darmkrebs im Frühstadium entdeckt wird, hat man eine Heilungschance zwischen 90 und 100 Prozent. Deshalb ist es enorm wichtig, zur Darmkrebsvorsorge zu gehen und ab einem Alter von 55 Jahren auch die empfohlene Darmspiegelung durchführen zu lassen.
Wird in der Familie ein Fall von Darmkrebs oder Darmpolypen, die eine Vorstufe von Darmkrebs sind, diagnostiziert, sollte man immer mit dem eigenen Hausarzt darüber sprechen. Unter diesen Umständen kann bereits eine Vorsorgekoloskopie durchgeführt werden.
Mythos 2: Darmkrebs kriegen nur alte Menschen.
Tatsächlich ist es so: Es ist definitiv falsch, dass nur alte Menschen Darmkrebs bekommen können. Es gibt kein spezifisches Alter, ab dem die Krankheit ausbricht. Da Darmkrebs unter anderem auch erblich bedingt sein kann, betrifft die Krankheit auch immer mehr junge Menschen - allein aufgrund ihrer familiären Disposition. Jedes Jahr wird bei zirka 60.000 Menschen unterschiedlichster Altersklassen Darmkrebs neu diagnostiziert.
Mythos 3: Darmkrebs kriegen nur Männer.
Tatsächlich ist es so: Männer haben in der Tat ein höheres Risiko der Darmkrebserkrankung. Das hat verschiedene Ursachen. Zum einen sind Männer öfter von Risikofaktoren wie Rauchen, Alkohol und Fettleibigkeit betroffen. Erschwerend kommt dazu, dass Männer generell die Vorsorgemöglichkeiten weniger als Frauen nutzen, was zur Folge hat, dass Darmkrebs bei Männern erst im höheren Alter entdeckt wird. Auch das ist ein Hauptgrund, weshalb Männer im Schnitt jünger an Darmkrebs sterben.
Mythos 4: Darmkrebs ist immer tödlich.
Tatsächlich ist es so: Diese Behauptung stimmt nicht. Das Gegenteil ist der Fall! Darmkrebs ist der einzige Krebs, der durch Früherkennung zu fast 100 Prozent vermeidbar beziehungsweise heilbar ist.
Die Vorstufe von Darmkrebs sind Polypen, die sich erst nach einer gewissen Zeit in wirklich bösartige Adenome (die Vorstufe von Darmkrebs) verwandeln. Polypen können bereits sehr früh bei einer Darmspiegelung entdeckt und dabei direkt, ohne OP, entfernt werden. So können sie sich nicht weiter entwickeln und es kann kein Darmkrebs daraus entstehen. Wird nun bei einer Darmspiegelung tatsächlich Darmkrebs diagnostiziert, so sind ungefähr 70 Prozent davon meist noch in einem so frühen Stadium, dass die Heilungschancen sehr gut sind.
Mythos 5: Eine Darmspiegelung ist nur bei Symptomen notwendig.
Tatsächlich ist es so: Diese Aussage ist falsch, denn häufig sind die Symptome für Darmkrebs nicht eindeutig genug. Die einzige Möglichkeit die Krankheit rechtzeitig zu entdecken ist eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung. Dabei liefert eine Darmspiegelung (Koloskopie) die zuverlässigsten Ergebnisse. Ist kein Familienmitglied an Darmkrebs erkrankt, so wird die Darmspiegelung erst ab einem Alter von 55 Jahren, mit jeweils zehn Jahren Pause durchgeführt. Gibt es aber bereits Fälle innerhalb der Familie, sollte man deutlich vorher zur Vorsorge gehen. Am besten bespricht man die Situation mit dem Hausarzt, der dann eine Empfehlung für die weitere individuelle Vorsorge geben kann.
Kontakt
An der Klinik Neuendettelsau:
Dr. med. Stefan J. Dörr
Chefarzt Medizinische Klinik II, Palliativstation
Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie
Telefon: +49 9874 8 5363
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