Hämorrhoiden – was ist das?
Jeder Zweite hat im Laufe seines Lebens mindestens einmal mit Hämorrhoiden,genauer gesagt einem Hämorrhoidalleiden, zu tun. Das ist für die Betroffenennicht nur unangenehm, sondern scheint dabei auch noch ein Tabuthema zu sein,über das man sich im Fall der Fälle nicht traut zu sprechen. Hämorrhoidalleidensind relativ unabhängig vom Alter der betroffenen Person. Jedoch treten dieProbleme sehr selten bei Kindern auf und auch bei Senioren nimmt dieWahrscheinlichkeit eines Hämorrhoidalleidens ab.
Anja Braun hat dazu mitProf. Dr. Klaus Günther, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirugie an derKlinik Hallerwiese in Nürnberg, über die Entstehung und Behandlungsmöglichkeitenvon Hämorrhoiden gesprochen:
Hämorrhoiden – 1. bis 4. Grad
Jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Der Hämorrhoidalkomplex ist ein Schwellkörper, der bei Normalgröße den After abdichtet und somit eine äußerst wichtige Aufgabe übernimmt. Erst wenn dieser Schwellkörper vergrößert ist, dabei Falten wirft oder sogar nach außen fällt und so zu Beschwerden führt, spricht man von einem Hämorrhoidalleiden. Dabei unterscheidet man vier Grade:
Ein Hämorrhoidalleiden I. Grades äußert sich durch Sekretaustritt, der zu Hautreizungen rund um die Austrittsstelle am After und so zu Jucken und Brennen führt. Bei Hämorrhoidalleiden II. Grades tritt der Schwellkörper beim Stuhlgang nach außen und schlupft danach wieder in den After zurück. Geschieht das allerdings nicht mehr selbstständig und der Schwellkörper muss zurück geschoben werden, spricht man von einem Hämorrhoidalleiden III. Grades.
Die höchste Stufe ist der IV. Grad, bei dem die vorgefallenen Hämorrhoiden nicht mehr zurückgeschoben werden können, somit äußerst schmerzhaft über Minuten oder Stunden durch den Schließmuskel im Analkanal eingeklemmt werden. Spätestens dann wird aus dem Hämorrhoidalleiden ein akuter Notfall. Unabhängig vom Stadium können Hämorrhoiden beim Stuhlgang platzen und mehr oder weniger stark bluten.
Wie erkenne ich Hämorrhoiden?
Das Problem ist, dass es keine spezifischen Symptome gibt, die nur auf Hämorrhoiden schließen lassen, sondern die Symptome eben auch auf andere Krankheiten, von Polypen bis hin zu Darmkrebs, hinweisen können. Generell gilt: Bei Blutungen sollte man immer zum Arzt gehen und nicht leichtfertig mit Hämorrhoidensalbe zuhause experimentieren. Der erste Gang führt zum Hausarzt, der auf jeden Fall auch wirklich untersuchen sollte, bevor er Medikamente oder Salben verschreibt. Dazu gehört nicht nur hinschauen, sondern auch tasten und im besten Fall eine kurze Enddarmspiegelung. Da nicht alle Hausarztpraxen über die nötige Ausstattung verfügen, kann es vorkommen, dass diese Untersuchung dort nicht möglich ist und der Patient an einen Proktologen überwiesen wird.
Hämorrhoiden – was kann man dagegen tun?
Generell gilt: Ballaststoffreiche Ernährung, viel Trinken und Sport sind nicht nur allgemein gesund, sondern bewirken auch, dass der Stuhlgang weich wird und so weniger Druck eingesetzt werden muss. Reicht das noch nicht, so sollten täglich zusätzliche Quellstoffe, wie zum Beispiel Flohsamenschalenpulver, eingenommen werden.
Für Hämorrhoiden I. Grades reicht es neben der schon beschriebenen Stuhlregulierung oft schon aus, spezielle Cremes zu verwenden, die die Haut schützen und das Jucken und Brennen minimieren. Zusätzlich sollten Betroffene scharfe Speisen allerdings besser meiden. Bei Hämorrhoiden höheren Grades wird die Behandlung jedoch deutlich komplexer und zeitaufwendiger. Je nach Ausprägung müssen die vergrößerten Hämorrhoidalpolster durch Veröden verkleinert werden. Das lässt sich ambulant – und vor allem schmerzfrei - durchführen, muss allerdings nach der ersten Behandlung noch zwei bis drei Mal wiederholt werden.
Die aufwändigere Variante bei ausgeprägten Hämorrhoiden III. bis IV. Grades ist ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus, bei dem in Vollnarkose oder in Spinalanästhesie operiert wird. Wenngleich der Eingriff an sich relativ unkompliziert und effektiv ist, so kann die Dauer der Wundheilung einige Wochen betragen, da die Wunde nicht mit einer Naht verschlossen, sondern der sogenannten sekundären Wundheilung überlassen wird, währenddessen aber täglicher Spülungen bedarf.
Dieses bis zur Heilung länger dauernde Verfahren ist allerdings zugleich das sicherste und effizienteste. Es ist zwar aufgrund der längeren Dauer lästig, jedoch bei guter Schmerzmitteleinnahme optimal verträglich.