Exoskelette als Unterstützung für Pflegekräfte

Im Hans-Roser-Haus in Roth testen Pflegekräfte den Einsatz von Exoskeletten

Exoskelette sind Hilfsmittel, die den Bewegungsapparat entlasten. Sie können auch Pflegekräfte bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen. Im Diakoneo Hans-Roser-Haus in Roth werden die Exoskelette seit einigen Wochen von Pflegekräften im Arbeitsalltag getestet. Begleitet werden sie dabei vom Pflegepraxiszentrum Nürnberg (PPZ), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

Von Christin Kohler

Lesezeit ca. 4 Minuten

Was sind Exoskelette?

Exoskelette werden schon seit längerer Zeit in der Industrie eingesetzt. Sie sollen die Bewegungen des Körpers unterstützen und das Muskelkorsett der Träger*innen verstärken, was ein schonenderes Arbeiten ermöglichen kann. Auch Mitarbeitende in der Pflege sind häufig körperlicher Belastung ausgesetzt. „Deshalb suchen wir nach Wegen, um die Belastung zu reduzieren“, erklärt Michael Fore, Praxiskoordinator des PPZ-Nürnberg. Ziel ist es herauszufinden, ob Exoskelette auch Pflegetätigkeiten und Arbeitsroutinen in der stationären Pflege erleichtern.

Gurte, die direkt am Körper getragen werden

Für den Test sind passive Exoskelette von N-ippin (Rakunie) und Ottobock (PaexoSoft Back) ausgewählt worden. Wer beim Wort Exoskelett an Roboter denkt, liegt hier aber falsch. „Die getesteten Exoskelette sind Gurte, die direkt am Körper getragen werden“, so der Praxiskoordinator. „Wir haben darauf geachtet, dass beide Exoskelette schnell und einfach anzulegen sind, denn das ist im Arbeitsalltag besonders wichtig“, erklärt Michael Fore.
Auch die Anschaffungskosten, die Arbeitssicherheit und das subjektive Entlastungsempfinden haben bei der Auswahl eine wichtige Rolle gespielt. „Nur, wenn die Hilfsmittel einfach in der Handhabung und angenehm zu tragen sind, werden sie auch tatsächlich genutzt“, meint Fore.

Durch das Tragen eines Exoskelettes wird die Belastung z.B. beim Heben deutlich reduziert.

Belastungen beim Heben werden deutlich reduziert

Durch Kraftunterstützung wird der Rücken entlastet und Exoskelette sorgen für mehr Stabilität beim Heben. Ihre Erfahrungen mit den Hilfsmitteln halten die Pflegekräfte in einem digitalen Fragebogen, welcher zusammen mit den Wissenschaftspartnern (IREM und IDC) entwickelt wurde, fest.
Im Hans-Roser-Haus kommt der Exoskelett-Test bisher gut an. „Der Einsatz solcher Hilfsmittel kann die Belastung um rund 20 Prozent reduzieren“, so Bodo Steinheimer, Leiter des Hans-Roser-Haus. Das kann sich auch langfristig positiv auswirken. Die Exoskelette sind eine präventive Maßnahme, um zum Beispiel einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen.
„Wenn sich das Projekt bewährt und unsere Mitarbeitenden davon überzeugt sind, wollen wir sie bedarfsgerecht damit ausstatten“, sagt Bodo Steinheimer. Denn welches Exoskelett für den Mitarbeitenden passt, ist individuell.

Exoskelette als sinnvolle Unterstützung

Die ersten Rückmeldungen dazu fallen sehr positiv aus. „Es ist schön, dass wir so eine Möglichkeit angeboten bekommen“, meint Pflegekraft Isabella Lohf. Insbesondere bei der Grundpflege und Mobilisation der Bewohner*innen sind die Exoskelette eine gute Unterstützung. „Auch beim Stehen hilft mir das Exoskelett dabei, dass der untere Rücken entlastet wird“, so Isabella Lohf.
Wohnbereichsleiter Pooria Pooladvand ist vom Einsatz der Hilfsmittel positiv überrascht:

Die Exoskelette sind eine Unterstützung und machen Sinn.

PPZ Nürnberg und Diakoneo erproben Exoskelette wissenschaftlich

Unterstützen passive Exoskelette auch Pflegehandlungen und Arbeitsroutinen in der stationären Langzeitpflege?
Dieser Forschungsfrage geht seit Ende April 2023 eine vom Praxispflegezentrum Nürnberg (PPZ) und Diakoneo initiierte Exoskelett-Erprobung mit Pflegeschüler*innen der Berufsfachschule für Pflege Neuendettelsau, Pflegekräften des Hans-Roser-Hauses Roth und Pflegestudierenden der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg nach. 

Das Studiendesign wurde in Zusammenarbeit mit den Wissenschaftspartnern Technischen Hochschule Würzburg- Schweinfurt (THWS)/ Institut für Rettungswesen, Notfall- und Katastrophenmanagement (IREM) und SRH Wilhelm-Löhe-Hochschule Fürth/ Forschungsinstitut IDC entwickelt. Ziel ist es, Erkenntnisse zu subjektiven Empfindungen und Einsatzmöglichkeiten von Exoskeletten im Pflegealltag zu gewinnen.

Die Exoskelette im Video

Wie erleichtern Exoskelette die Arbeiten von Pflegekräften?
Sehen Sie mehr im Video: Exoskelette

 

Kontakt: Erprobung Exoskelette
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