Gestern – heute – morgen: Das Laurentiushaus in Coburg-Lützelbuch wird 100

Vom Rittergut zur modernen Pflegeeinrichtung für Senior*innen

Aus einem ehemaligen Rittergut aus dem 18. Jahrhundert hat sich eine moderne Pflegeeinrichtung für Senior*innen entwickelt. Das Laurentiushaus in Coburg-Lützelbuch feiert in diesem Jahr sein 100jähriges Bestehen.
Manuela Renner hat sich mit Einrichtungsleitung Petra Mühlherr über die Geschichte, die aktuelle Situation und die Zukunft der Pflegeeinrichtung unterhalten.

Ein Blick zurück und nach vorne

Historische Aufnahme Laurentiushaus Coburg-Lützelbuch
Rechts das Nebengebäude und in der Mitte das Hauptgebäude (altes Rittergut) mit Pflegeplätzen, links die Stallungen.

Können Sie uns einen Einblick in die Geschichte des Hauses geben?

Im Februar 1923 wurde das Anwesen vom Freistaat Bayern an die Diakonissenanstalt Neuendettelsau, heute Diakoneo übergeben. Ursprünglich handelte es sich bei dem Anwesen um ein Rittergut, welches bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts existierte. Schon bei der Übergabe wurde es zur Versorgung von „alten und siecheren Menschen“ genutzt, allerdings unter schlechter Leitung und mit nur sehr wenig Fürsorge und Pflege für die hier lebenden Menschen.
Aus Neuendettelsau wurden somit drei Diakonissen nach Lützelbuch entsendet, um das Haus zu leiten und auf Vordermann zu bringen.
Für unsere heutige Pflegeeinrichtung entstand neben dem alten Haupthaus ein neues Gebäude. Dieses wurde 1988 bezogen und nur 10 Jahre später durch einen Anbau erweitert. Bei uns können knapp 90 Menschen betreut werden, je nach Unterstützungsbedarf in der stationären Pflege, einem beschützenden Bereich oder der Kurzzeitpflege.

100 Jahre Laurentiushaus Coburg-Lützelbuch-Hundeführwerk
1949 erfolgte die Anbindung an Coburg mit dem Stadtbus. Vorher erledigten Bewohner die Besorgungen mit einem Hundefuhrwerk.

Die aktuelle Pflegeeinrichtung ist bereits seit 35 Jahren in Betrieb. Welche Besonderheiten und Herausforderungen sehen Sie?

So ein Haus kommt natürlich in die Jahre, aber wir bleiben am Ball und führen entsprechende Renovierungen und/oder Anpassungen durch.
Bei uns kommt die Besonderheit hinzu, dass unser Gesamtensemble mit Rittergut, welches heute leer steht, sowie die Kapelle unter Denkmalschutz stehen.

Keine Probleme mit Fachkräftemangel

Was wünschen Sie sich auch in Zukunft für das Haus, deren Bewohner*innen und Mitarbeitende?

Dass es einfach so stabil bleibt wie aktuell. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir genug Personal haben. In unserer heutigen Zeit ist das vergleichbar mit einem Sechser im Lotto. Viele Häuser haben Probleme ausreichend qualifiziertes Personal zu finden, wodurch sie dann leider nicht alle Pflegeplätze belegen können.

Wir haben sehr gute Mitarbeitende und ein stabiles Team.


Wir haben sehr gute Mitarbeitende und ein stabiles Team, was für mich ein großer Schatz ist. Ein Großteil unserer Belegschaft arbeitet bereits seit vielen Jahren hier. Ich wünsche mir, dass auch weiterhin alle gerne hier im Team arbeiten.

Auch unsere Bewohner*innen sind gerne bei uns. Wir haben in Coburg einen sehr guten Ruf, bei den Ärzten*Ärztinnen, den Kliniken sowie in der Gesellschaft und so soll es bleiben.

Mitten in der Natur und eine tolle Pflege

Laurentiushaus in Coburg-Lützelbuch
Das Laurentiushaus Lützelbuch in ruhiger Ortsrandlage und inmitten der Natur.

Sie erwähnten, dass die Bewohner*innen gerne im Diakoneo Laurentiushaus Lützelbuch leben. Was braucht es dafür?

Allen voran ist es unseren Mitarbeitenden und deren fürsorglicher und liebevoller Pflege für unsere Bewohner*innen zu verdanken. Zudem ist die Lage unseres Hauses in Coburg einmalig. Wir sind umgeben von Natur und fast alle Zimmer haben einen eigenen Balkon. Die Wege ums Haus sind barrierefrei und werden rege von den Bewohner*innen und deren Angehörigen zu Spaziergängen genutzt. Im Sommer muss man schon Glück haben, ein freies Plätzchen auf einer der vielen Bänke zu finden.

Aber auch die vielen Angebote für unsere Bewohner*innen tragen dazu bei. Beispielsweise die Kneipp-Anwendungen mit Wassertreten oder Wechselfußbad. Hierfür hat sich eine Mitarbeiterin extra zur Kneipp-Gesundheitstrainerin Pflege (SKA) ausbilden lassen. Wir setzen auch Aromatherapie zur Entspannung und Schmerzlinderung ein sowie mobile Snoezelen-Wagen zur gezielten Sinneswahrnehmung für unsere bettlägerigen Bewohner*innen.

Gelegentlich können wir uns eine Rikscha ausleihen und kleine Ausfahrten unternehmen. Aber ganz besonderer Beliebtheit erfreut sich unser Hühnerstall, mit Hahn Rudi und seinen drei Mädels.

Laurentiushaus Coburg-Lützelbuch-huehner
Die Lieblinge der Bewohner*innen: Rudi mit seinen Haremsdamen Klara, Wally und Frieda.

Viele Mitarbeitende sind seit vielen Jahren dabei

Ihr Team leistet einen tollen Job und ein Großteil der Mitarbeiter*innen sind schon viele Jahre dabei. Eine langjährige Betriebszugehörigkeit ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Was machen Sie anders bzw. besser als andere?

Da müssten Sie eigentlich die Mitarbeiter*innen selbst fragen. Wir versuchen den Mitarbeitenden die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu bieten. Dabei achten wir auf eine gute Dienstplanung, gehen auf Dienstwünsche ein, planen möglichst nur 5-6 Diensttage am Stück und nehmen auf Frei- und Urlaubswünsche Rücksicht.
Meiner Meinung nach ein Kernbedürfnis in der Belegschaft, dass nicht über einen bestimmt wird, sondern eine gewisse Mitgestaltung ermöglicht wird.
Dazu kommen auch die Zuckerstücke von Diakoneo, wie Betriebsausflüge oder die betriebliche Gesundheitsförderung BGF. Zu Beginn von Corona haben wir beispielsweise unser BGF-Budget genutzt und einen eigenen kleinen Fitnessraum eingerichtet. Aber auch die Kleinigkeiten, wie Geschenke zum Geburtstag, zu Weihnachten oder Ostern, tragen dazu bei.
Wir sind ein gutes und familiäres Team. Und wenn es den Mitarbeiter*innen gut geht, geht es auch den Bewohner*innen gut.

Pflege: gestern – heute – morgen

100 Jahre Laurentiushaus Coburg-Lützelbuch Selbstversorgung
Tierhaltung für die Selbstversorgung war Mitte des letzten Jahrhunderts in Pflegeeinrichtungen üblich.

Sie hatten eingangs die Diakonissen erwähnt, die damals in Lützelbuch tätig waren. Wie kann man sich das damalige Leben und die Pflege vorstellen?

Zur damaligen Zeit war es üblich, dass alte oder kranke Menschen durch ihre Angehörigen zu Hause gepflegt werden. Daher wurden durch die Diakonissen vorrangig Vertriebene oder Menschen, die nicht aus Coburg stammten versorgt.

Die Diakonissen kümmerten sich um alles, was mit dem Haus zu tun hatte. Neben der Pflege erledigten sie den Haushalt und übernahmen Verwaltungsaufgaben. Zudem gehörte zur Pflegeeinrichtung ein landwirtschaftlicher Betrieb, was ganz üblich war für die damalige Zeit.
Dieser wurde von den Diakonissen und den Pflegenden, sofern sie es konnten, für die Selbstversorgung bewirtschaftet. Dafür hielt man auf dem Hof Hühner, Schweine und Kühe. Außerdem hatte man eigene Wälder und Ackerflächen, auf denen Futter für die Tiere als auch Gemüse angebaut wurde.

Die Digitalisierung ist die Zukunft der Pflege

Im Vergleich zu heute hat sich vieles in der Pflege verändert, Stichwort Digitalisierung. Wie sieht es da bei Ihnen aus?

Ein absoluter Meilenstein war die EDV gestützte Pflegedokumentation. Auch wenn es vor allem für unsere älteren Mitarbeitenden eine große Umstellung war, da sie teilweise keine Computerkenntnisse hatten oder kein eigenes Smartphone besaßen. Die Dokumentation via Handy ist eine enorme Arbeitserleichterung. Papierakten, wie noch vor einigen Jahren üblich, können wir uns schon gar nicht mehr vorstellen.

Die Digitalisierung ist die Zukunft der Pflege. Wie genau sie aussehen wird, wird sich zeigen. Die kleineren Dinge, wie die Dokumentation via Handy sind bereits da. Größere Dinge wie Roboter für die Hausreinigung oder – wie aktuell auch bei Diakoneo in Testung – Exoskelette, brauchen vielleicht noch etwas Zeit. Aber es tut sich etwas und wir gehen hier stetig voran in die Zukunft.

Wie sehen Sie die Pflege von morgen neben der Digitalisierung?

Vor allem brauchen wir auch in Zukunft motivierte und engagierte Pflegekräfte. Wir müssen es schaffen, den jungen Leuten die Pflege (wieder) schmackhaft zu machen. In den Medien wird oft leider nur über die schlechte Bezahlung oder den Schichtdienst berichtet. Und ja, natürlich sind die Arbeitszeiten am Wochenende oder nachts vor allem bei jungen Menschen nicht beliebt, wenn ihre Freunde feiern gehen. Aber dafür kann man an so heißen Tagen wie derzeit auch schon mal vormittags ins Freibad, wenn es noch nicht so voll ist.

In einer Pflegeeinrichtung zu arbeiten, ist solch eine erfüllende Aufgabe. Die Bewohner*innen geben einem wahnsinnig viel zurück, was man ganz persönlich für sich mitnimmt. Das Image der Pflege muss einfach immer, immer weiter gesteigert werden. Durch die neue generalistische Ausbildung in der Pflege wurden bereits gute Weichen gestellt und die Kranken- und Altenpflege sind auf dem Weg, sich ebenbürtig zu entwickeln.

Video aus dem Workshop "Arbeiten mit Exoskeltetten"
Diakoneo-Expertin
Kontakt

Diakoneo
Laurentiushaus Lützelbuch
Weiherstraße 9
96450 Coburg 

Tel.: +49 9561 2495-0
Fax: +49 9561 2495-24
E-Mail: info@laurentiushaus-co-lützelbuch.de

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