Gereimte Predigt zu Estomihi, am Faschingssonntag, 11. Februar 2024

Liebe Gemeinde, liebe Leut,

schön, dass ihr alle da seid heut

hier in St. Laurentius

und – dahin geht auch mein Gruß –

in unsere Häuser hier und da.

Am Fernseher seid ihr auch ganz nah.

Ein Gottesdienst ist doch recht schön,

da sollten noch viel mehr hingeh’n

um zu danken und zu loben

unseren Herrgott hier und droben.

So haben wir schon laut gesungen.

Es hat richtig gut geklungen:

All Morgen ist ganz frisch und neu.

Ein Lied, bei dem ich mich recht freu.

Die Melodie hüpft förmlich rum,

und auch der Text ist gar nicht dumm.

Der singt von Gottes großer Gnade.

Wir brauchen sie nachts und am Tage,

zu bleiben von ihm ungetrennt

und dass sein Licht hier in uns brennt.

 

Recht ströme wie Wasser (Amos 5, 21-24)

21 Ich hasse und verachte eure Feste und mag eure Versammlungen nicht riechen – 22 es sei denn, ihr bringt mir rechte Brandopfer dar –, und an euren Speisopfern habe ich kein Gefallen, und euer fettes Schlachtopfer sehe ich nicht an. 23 Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! 24 Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.

 

Das hoffen wir, das bitten wir:

Gott unter uns auch heute hier.

Er mache unsere Herzen weit

und unsere Ohren zum Hören bereit.

Dass‘s uns nicht geht, wie in jenem Witz,

wo einer in der Kirche sitzt.

Sein bestes Stück sitzt nebendran

und stößt ihn bei der Predigt an.

Sie flüstert ihm ganz leis‘ ins Ohr:

„Da vorn schläft einer, stell dir vor!“

Ihr Mann bekommt ‘nen großen Schrecken,

sagt: „Deshalb musst du doch mich nicht wecken.“

Bei unserm Bibelwort für heut

schläft freilich keiner, liebe Leut.

Wir haben es vorhin gehört,

wie Prophet Amos sich beschwert.

Die Wortwahl, die ist ziemlich deftig

und die Botschaft ziemlich heftig.

 

Amos tut Gottes Willen kund

und nimmt kein Blatt vor seinen Mund.

Was wir da nun müssen hören,

kann einen ziemlich verstören.

Über die Feiern zieht er her,

Gottesdienste findet er

im Ganzen unerträglich

und Lieder sind ihm kläglich.

Wir hören: Ich hasse und verachte!

und denken: Amos, langsam, sachte!

Denn verachten, hetzen, hassen

sollten wir doch besser lassen.

Leider gibt’s das jetzt immer mehr,

das schadet unserem Lande sehr.

Das spaltet und grenzt aus,

Ich finde, das ist ein Graus.

Doch hören wir genauer hin,

erfassen des Amos Worten Sinn.

Es dreht sich nicht um Menschenhass.

Das wäre ja auch wirklich krass!

Auch Gottesdienste allesamt

werden nicht von ihm verdammt.

Es geht im Grund um Heuchelei

und da ist man ja schnell dabei.

Es geht ihm um die scheinbar Frommen,

die zu den Gottesdiensten kommen

und dort laute Lieder singen,

auch noch fette Opfer bringen

und dabei ernstlich meinen,

vor Gott könnten sie so gut erscheinen,

obwohl sie im normalen Leben

dann nichts mehr für die Armen geben,

von den Geboten nichts mehr wissen,

die Fahne des Egoismus hissen,

auf die am Rande nicht mehr schauen,

nur auf den eigenen Vorteil bauen,

vorne schöne Reden schwingen,

hinten keine Taten bringen

und sogar mit falschen Zeugen

das Recht im Lande eifrig beugen.

Das hat damals Gott gesehen

und so darf es nicht weitergehen.

Die Heuchelei verachtet Gott.

Daher das klare Bibelwort:

Es ströme unter euch das Recht.

Alles andere ist schlecht.

Gerechtigkeit soll bei euch sein,

das fordert Gott wahrhaftig ein.

Heuchelei fängt damit an,

dass man sich nicht verlassen kann,

dass einer, was er laut sagt,

hinterher auch wirklich macht.

Da gibt es große Redewolken,

denen keine Taten folgen.

Da wird ein schönes Gesicht gemacht,

und hintenrum wird ausgelacht.

Die Heuchelei wird dann noch mehr,

kommt sie auch noch fromm daher.

Man kann nicht von Vergebung reden,

und dann selber nicht vergeben,

meinen, dass Gott einen liebt,

ohne dass man Liebe weitergibt.

Oder von Gottes Barmherzigkeit schwärmen,

ohne die Herzen anderer zu wärmen.

Sonntags von der Gerechtigkeit predigen

und montags den Kollegen erledigen.

Das alles darf nicht sein.

Dazu sagt der Amos: Nein!

Es ströme unter euch das Recht.

Alles andere ist schlecht.

Gerechtigkeit soll bei euch sein,

das fordert Gott wahrhaftig ein.

So schön ein Gottesdienst auch ist,

schlecht, wenn man ihn werktags vergisst.

Nicht nur ‘ne Stunde dauert er,

der rechte Gottesdienst ist mehr,

er füllt das ganze Leben aus,

es folgen gute Taten draus.

Drum ist es ja auch kaum zu fassen,

diese Nachrichten, die krassen,

von sexuellen Übergriffen,

als hätten manche nicht begriffen,

dass es gilt, ganz generell

bei Gewalt, die sexuell

missbraucht wird, um die Lust zu stillen:

das ist völlig gegen Gottes Willen.

Wir können nun nicht mehr von oben

uns und unsere Kirche loben

und abschätzig nach unten blicken

zu den bösen Katholiken.

 

Wir sitzen beide im selben Boot.

Das ist unsere liebe Not.

Hören wir, was Amos sagt,

trotz Widerstand zu sagen wagt:

Es ströme unter euch das Recht.

Alles andere ist schlecht.

Gerechtigkeit soll bei euch sein

das fordert Gott wahrhaftig ein.

Gerechtigkeit, was soll das heißen?

Dass man hat genug zum Beißen

und überm Kopf ein schützend Dach

und Hilfe gegen Ungemach.

Dass keinen Diskriminierungen

und keinen Schikanierungen

man ist wahllos aussetzt.

Dass man hilft und nicht hetzt.

Dass vom Lohn jeder leben kann,

die Frau genauso wie ein Mann.

Dass Mieten noch bezahlbar sind,

und Chancen hat ein jedes Kind.

Dass man achtet die Senioren,

und dass niemand geht verloren.

Dass Starke auch Verantwortung tragen,

und Verantwortliche das Rechte sagen.

Das und noch viel mehr

würde Amos einfordern sehr.

Es ströme unter euch das Recht.

Alles andere ist schlecht.

Gerechtigkeit soll bei euch sein

das fordert Gott wahrhaftig ein.

 

Jetzt weiß ich freilich ganz genau,

wenn ich jetzt hier hinunter schau,

dass ihr, die ihr in die Kirche geht,

auch zu eurem Glauben steht.

Heuchelei, das ist euch fern,

euren Glauben lebt ihr gern,

morgens, abends, früh und spät,

jedenfalls, so gut es geht

müht ihr euch auch recht zu leben,

auch den Armen was zu geben,

zu euren Worten auch zu stehen,

mit der Schöpfung gut umzugehen,

Verantwortung nicht abzuschieben,

weil wir doch das Leben lieben.

Nun weiß freilich schon jedes Kind,

dass das alles nicht immer gelingt.

Darum muss in unserem Leben,

Gott immer wieder uns vergeben,

und wir einander zur Versöhnung

– und das nicht nur aus Gewöhnung –

dann, wenn wir haben uns gestritten,

einander um Verzeihen bitten.

 

Jetzt hab‘ ich schon recht viel gesagt

und euch mit Amos arg geplagt.

Es soll mir wirklich nicht so gehen

wie bei jener Frau geschehen,

die zu ihrer Nachbarin

sich vertraulich wendet hin:

„Ob der Pfarrer bald zu Ende ist?

Oder ob er das Ende ganz vergisst?“

Die Nachbarin, der Blick ist bang,

sagt: „Am Ende ist der schon lang.

Doch ist der halt ein b‘sonders G‘scheiter,

drum predigt er trotzdem noch weiter.“

So ist es nun genug für heute.

Ich mach ein Ende, liebe Leute.

Ich hör‘ nun auf in Gottes Namen.

Und Ihr sagt dazu nun laut: Amen.

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