Fastenpredigt „Gott hält zu seinen Menschen - trotzdem“ von Dekan i.R. Peter Huschke von Sonntag Lätare, 10. März 2024

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater, und unserem Herrn, Jesus Christus!

Was gibt uns Kraft?

Aus welchen Quellen des Lebens schöpfen wir?

Was trägt in dunklen Zeiten?

Diese drei Fragen wurden uns vier Predigenden für unsere Predigten in der Reihe „Die Schätze meines Lebens“ mitgegeben.

Was gibt mir in dieser Zeit Halt?

Woraus schöpfe ich die Kraft, nicht zu verzweifeln, sondern weiter gerne zuzupacken und mit Zuversicht nach vorne zu schauen?

Was trägt mich und meine Lieben angesichts der wahrzunehmenden Herausforderungen?

Als Ruheständler im Anfangsstadium habe ich jetzt ja viel Zeit, über solche Fragen auf den Spaziergängen rund um Neuendettelsau nachzudenken. Dabei bin ich eher zufällig auf den Predigttext für den heutigen Sonntag Lätare gestoßen. Sie, liebe Gemeinde, haben diesen Predigttext eben gehört: Die Verleugnung des Petrus. Dieses Evangelium gibt mir Kraft, dass Gott zu seinen Menschen hält – trotzdem, obwohl sie mit ihrem Handeln und Reden manchmal so fürchterlich danebenliegen und versagen wie eben Petrus.

Gott traut sich und uns zu, auf uns wie auf Petrus als Felsen seiner Gemeinde, seiner Kirche zu bauen – trotzdem, obwohl uns ja schon selber auffällt, dass Gott oft nicht mit unserem Reden und Handeln zufrieden sein kann. Wir sind ja oft genug auch nicht mit uns zufrieden. Das trägt mich selbst in dunkelster Zeit, dass Gott mir wie Petrus so viel zutraut, mir trotzdem immer wieder neu Glauben, Gottvertrauen und Nächstenliebe schenkt, obwohl er mir eigentlich wie Petrus die dunkelrote Karte zeigen müsste, wenn er nach meinen eigenen Maßstäben über mich urteilte.

Das ist ein ganz großer Schatz meines Lebens, dass Gott so zu mir hält – trotzdem. Gott lässt Petrus trotzdem seine Schafe weiden. Gott lässt ihn oft genug die richtigen Worte sagen. Gott gibt Petrus trotzdem die Kraft, selbst angesichts des Todes zu seinem Glauben zu stehen. Gott macht Petrus trotzdem zum Felsen, auf den er seine Gemeinde, seine Kirche baut. Unfassbar, wie Gott für uns Menschen, für seine Menschen da sein kann und für uns da ist – trotzdem. Deswegen ist dieses Evangelium der Verleugnung des Petrus für mich ein Riesenschatz.

In diesem Evangelium startet Petrus ja zunächst heldenhaft mit felsenfestem Glauben: Petrus lässt Jesus nicht im Stich, als dieser verhaftet und abgeführt wird. Petrus aber folgte von ferne. Ich hätte da wohl eher wie die anderen Anhänger Jesu sicherheitshalber das Weite gesucht. Petrus aber folgte von ferne. Petrus setzt sich mitten unter die beim Hohenpriester im Hof Zusammensitzenden. Er bleibt ganz nah bei Jesus. … Und dann verlässt ihn der Mut. Petrus geht unter wie damals auf dem See, wo er auch mit viel Glauben und Gottvertrauen über den See losmarschiert ist und dann den starken Wind sah, erschrak, zu sinken begann und schrie: „Herr, rette mich!“ (Mt 14, 30) Wieder bricht Petrus ein. Er überschätzt seinen Glauben.

Jesus hatte es ihm ja damals schon gesagt: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Petrus ist und bleibt ein Kleingläubiger. Er versteht Jesus mehr als einmal nicht (Mk 9, 5f, Apg 10, 14 -17). Petrus muss sich selber als Sünder erkennen (Lk 5, 8), ja als Sprachrohr des Satans (Mk 8, 33). Jesus aber kennt die Schwächen des Petrus besser als dieser selber – das gilt hoffentlich auch für mich und meine Schwächen.

Dieses Mal leugnet Petrus gleich drei Mal, seinen und unseren Herrn Jesus Christus auch nur zu kennen: Petrus aber leugnete und sprach: Frau, ich kenne ihn nicht. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin‘s nicht. Petrus aber sprach; Mensch, ich weiß nicht, was du sagst. Gott aber hält zu seinen Menschen – trotzdem. Jesus behält Petrus im Blick – trotzdem. Im heutigen Evangelium heißt es: Und der Herr wandte sich und sah Petrus an. Jesus geht nicht auf Distanz zu Petrus. Petrus bleibt für Jesus einen liebvollen Blick wert – trotzdem.

Später wird Jesus Petrus drei Mal auffordern: Weide meine Schafe! Weide meine Schafe! Weide meine Schafe! (Joh 21, 15. 16. 17). Jesus lässt sich von Petrus als Auferstandener erkennen (1. Kor 15, 5). Jesus hält zu Petrus - trotzdem. Jesus bestärkt damit in mir die die Hoffnung, dass Gott zu seinen Menschen, also auch zu mir, hält – trotzdem.

Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist, liebe Gemeinde. Aber ich finde in meinem Leben - wie Petrus - einiges, wo Gott mit mir wohl auch zufrieden sein kann, wo Gott mir tolle Begabungen und Möglichkeiten für mich selber und für andere geschenkt hat. Nicht annähernd so groß wie bei Petrus sind unsere Wirkungen, aber einiges haben Sie, liebe Gemeinde, und ich dank Gottes Hilfe in unserem Leben auch gut hinbekommen und sind für andere wichtig geworden. Überall, wo ich Gott für solche Worte und Handlungen dankbar bin, merke ich übrigens, dass ich im Lob Gottes Gott ziemlich nahekomme. Ich bekomme Mut und traue mir viel zu – vielleicht ähnlich wie Petrus, der nicht ohne Grund von Jesus ein Fels genannt wird, auf den er seine Gemeinde, seine Kirche bauen will. Gott traut Petrus, Gott traut Ihnen, traut mir viel zu – trotzdem. Darauf dürfen wir in dunklen Zeiten setzen und eben darum trotzdem weiter zupacken und nicht aufgeben. Gottes Vertrauen auf uns, seine Liebe kann immer neu und anders Kraftquelle unseres Lebens sein.

Abgesehen von diesem Vertrauen auf Gott muss ich aber auch wie Petrus darauf vertrauen, dass Gott mit dem fertig wird, was ich alles verbockt, was ich falsch gemacht habe, wo ich schuldig geworden bin – oft sogar, ohne dass ich es gemerkt habe: Wenn ich sehe, in welchem Zustand meine Generation die Umwelt der kommenden Generation übergibt, dann bleibt mir manchmal auch nur wie Petrus, hinauszugehen und bitterlich zu weinen. Wenn ich sehe, wie wir uns weiterhin hartnäckig weigern, den Umweltschutz ernst zu nehmen, kann ich nur hoffen, dass Gott trotz unseres Versagens weiter für seine Schöpfung, für unsere Kinder und Enkelkinder da ist. Auch wenn ich unser politisches Versagen in den aktuellen Kriegen erlebe, merke ich, wie es uns nicht gelungen ist, mehr aus dem uns jahrzehntelang geschenkten Frieden zu lernen und zu machen.

Wenn ich das Erstarken der AfD und die Spaltung und Menschenverachtung erlebe, die die AfD mit ihren Unterstützern in unsere Gesellschaft gebracht hat, merke ich, wie wir in vielen Dingen, wie der Integration von Flüchtlingen und anders aussehender Menschen, versagt haben und nicht mutig und klar genug Stellung bezogen haben. Und dann kommen da noch meine ganz persönliche Schuld, mein Versagen im Privatleben und im Beruf dazu. Allzu gut weiß ich, was Gott da bei mir wie bei Petrus findet und wo ich darauf angewiesen bin, dass der Herr sich mir zuwendet und mich anschaut – wie Petrus.

Heute beim Abendmahl wird Ihnen, liebe Gemeinde, und mir die Zuwendung Gottes schmeckbar und sichtbar geschenkt. Wir sind zum Tisch Gottes von unserem Herrn Jesus Christus eingeladen - wie damals Petrus und Judas. Gott hält zu seinen Menschen – trotzdem. Auch wenn uns wie Petrus manchmal nur bleibt, hinauszugehen und bitterlich zu weinen. Gott hält zu uns, zu seinen Menschen mit unseren allzu gut begründeten und berechtigten Tränen – trotzdem.

So haben Menschen in einem mittelalterlichen Gebet viel von Gottes Schätzen für unser Leben in meinen Augen zum Ausdruck gebracht, als sie Gott lobten und dankten mit den Worten: Herr, Du hast Deine Kirche gegründet auf die Tränen des Petrus und die Briefe des Paulus. Wie kostbar sind die Tränen des Petrus! (Berger, Kommentar zum Neuen Testament, S. 308 zu Lk 22, 31 - 34) Mit den bitteren Tränen des Petrus hat Jesus ihn zu einem Felsen seiner Kirche werden lassen. Möge Gott auch mit unseren Tränen angesichts unseres Versagens etwas anfangen können. Das dürfen wir dann als großen Schatz in unserem Leben erleben und unser Leben mutig gemeinsam gestalten. Gott hält zu uns, zu seinen Menschen – trotzdem.

Ich wünsche uns, liebe Gemeinde, nicht, dass wir nicht so oft und so grob wie Petrus versagen und uns weinend schleichen müssen. Gott schenke uns aber die Sicherheit, dass wir es wie Petrus doch packen und er uns weiter anschaut und uns zugewandt bleibt.

So kommt der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, auf uns wie auf Petrus und bewahrt unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen

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