"Kommt zu dir der Weihnachtsmann? Findet er dich auch ohne Wohnung?"
fragen die Kinder aus dem Hort im Haus für Kinder St. Johannis
Die Kinder wollen viel wissen von Klaus Billmeyer. Billmeyer ist seit sechs Jahren obdachlos und lebt Sommer wie Winter draußen auf den Straßen Nürnbergs. Im Rahmen des sozialen Projekts zum Thema Obdachlosigkeit des Hauses für Kinder besuchte er die Diakoneo Einrichtung in der Frauenholzstraße. Bei sich hatte er seinen treuen Gefährten und Beschützer, den Hund „Lord“.
Billmeyer verkauft für den „Straßenkreuzer“ Zeitungen, sammelt Flaschenpfand und zeigt bei Stadtteilführungen „Einrichtungen der besonderen Art“ in Nürnberg, wie die Wärmestube, die Beratungsstelle Kassandra und die Angebote Stadtmission. Er bettelt nicht, sondern verdient sich sein Geld zum Überleben.
Die Kinder waren gespannt und neugierig. Sie stellten ganz unbefangen viele Fragen:
"Was isst du? Und was frisst dein Hund? Wo wäschst du dich? Wo gehst du aufs Klo? Hast du ein Auto? Warum wohnst du nicht bei deinen Eltern? Hast du eine Frau? Hast du Freunde? Machst du auch Urlaub? Trinkst du Alkohol?"
fragen die Kinder
All diese Fragen und mehr beantwortete Klaus Billmeyer ehrlich, einfühlsam und mit einer Portion Humor. Außerdem zeigte er den Kindern Bilder, beschrieb, wie er sich Essen zubereitet und ein warmes Nachtlager für sich und seinen Hund gestaltet. Er erklärte, dass es im Nürnberger Raum, Fürth und Erlangen etwa 1900 Obdachlose gibt. Rund 50 Menschen leben ausschließlich auf der Straße, zu allen Jahreszeiten.
„Es war eine herzenswarme Atmosphäre zwischen den Kinder und Klaus zu spüren“, berichtet die Projektverantwortliche Kerstin Sigmund, die von Heilpädagoge Harald Kloiber unterstützt wurde: „Wenn man sich jetzt vielleicht irgendwo zufällig trifft in Nürnberg, wird man sich sicher mit anderen, offenen Augen begegnen, ein gegenseitiges Lächeln schenken und sich zuwinken“, ist er überzeugt.
-> Zum Hort im Haus für Kinder in Nürnberg-St. Johannis