Geschichte der Oberinnen in Neuendettelsau
Für die Gründung der Diakonissenanstalt in Neuendettelsau beruft Wilhelm Löhe im März 1854 drei Vorsteherinnen: Karoline Rheineck, Amalie Rehm und Helene von Meyer. Mit ihnen baut er die Ausbildung der jungen Frauen auf, errichtet das Diakonissenhaus (heute Mutterhaus – eingeweiht am 12.10.1854), schafft und gestaltet die Strukturen der Diakonissenanstalt und entsendet ziemlich bald eingesegnete Diakonissen an vielerlei Orte bis nach Nizza, Odessa und in die USA.
Die ersten Leiterinnen der Diakonissen
Jungfrau Karoline Rheineck (Vorsteherin 1854 – 1855)
Schwester Amalie Rehm (Vorsteherin 1854 – 1858, Oberin 1858 – 1883)
Schwester Helene von Meyer (Vorsteherin 1854 – 1858)
Karoline Rheineck, Tochter eines Kaufmanns und Magistratskanzlisten hilft nach ihrer Schulzeit zunächst im Haushalt ihres Großvaters, dann 17 Jahre lang im Geschäft ihres Bruders in Augsburg. Zwei Mal, 1844 und 1847, tritt sie in das Diakonissenmutterhaus in Kaiserswerth ein, muss aber beide Male nach wenigen Monaten wieder austreten, da das dortige Klima ihr Augenleiden, den Grauen Star, verschlimmert. So geht sie nach Memmingen zurück und leitet dort eine Kinderschule.
Löhe beruft sie zusammen mit ihrer Freundin Amalie Rehm, um eine Diakonissenanstalt in Neuendettelsau aufzubauen. Karoline Rheineck wird als erste Vorsteherin bestellt. Trotz Kurzsichtigkeit und schwacher Gesundheit gibt sie sich ganz in die Arbeit, schont sich nicht, bewirkt viel.
Nach gut einem Jahr in Neuendettelsau erkrankt sie an „Faulfieber“ und stirbt, 43-jährig, im August 1855. Sie wird von allen sehr betrauert. Obwohl sie selbst keine Neuendettelsauer Diakonisse war, wird sie wie die Diakonissen, mit Schleier und Palmenzweig, eingesargt. Bei ihrem Begräbnis schildert Löhe sie als starke Persönlichkeit voller menschlichem Erbarmen, eine zupackende Frau mit künstlerischer Begabung, eine Gebildete, die sich für keine Arbeit zu gut ist.
Als Älteste von acht Kindern wächst die Pfarrerstochter früh in häusliche Aufgaben hinein, und übernimmt nach dem Tod der Mutter 1833 die Verantwortung für Haushalt und Erziehung der großen Geschwisterschar.
Mitbegründerin der Diakonissenanstalt, ist Amalie Rehm zunächst als zweite Vorsteherin für Unterricht und Korrespondenz zuständig. Nach dem frühen Tod von Frl. Rheineck übernimmt sie ab August 1855 zunächst die Aufgaben als Erste Vorsteherin der Anstalt und Hausmutter des Diakonissenhauses.
Nachdem sich die Diakonissenschaft zu einer Genossenschaft geformt hat, wird Amalie Rehm am 02.02.1858 zu deren erster Oberin eingesegnet. Ein Vierteljahrhundert leitet sie die Schwesterngemeinschaft in diesem Amt „durch Dienend regierend, eine Leiterin in der Verborgenheit“ (Epitaph im Mutterhaus).
Amalie Rehm fällt die Aufgabe zu, den Übergang von der ersten in die zweite Generation von Schwestern und vor allem nach dem Tod des Gründers den Wechsel zu seinem Nachfolger mit zu gestalten – kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, wie sehr die Schwestern persönlich von Pfarrer Löhe geprägt waren!
Therese Stählin wächst als Pfarrerskind in einem großen Geschwisterkreis auf und verliert jung ihren Vater. 1855 kommt sie als Schülerin Wilhelm Löhes nach Neuendettelsau. Zeitlebens ist sie stark von Löhe geprägt, den sie sehr verehrt. Sie setzt ihre in Augsburg begonnene Ausbildung zur Lehrerin fort, hilft an vielerlei Stellen im Diakonissenhaus mit und wird am 04.04.1857 zur Diakonisse eingesegnet. Am 22.04.1883 wird sie als Nachfolgerin Amalie Rehms zur Oberin eingesegnet und übt das Amt 38 Jahre langaus. Als hoch verehrte „Oberin Mutter“ nimmt sie auch im Ruhestand noch regen Anteil am Ergehen der Gemeinschaft.
Therese Stählin steht als Oberin drei Rektoren zur Seite, die sich in ihren Persönlichkeiten und von ihren Ansätzen her sehr stark voneinander unterscheiden. Es gelingt ihr immer wieder, konstruktiv zu vermitteln, so dass die Diakonissenanstalt und die Schwesterngemeinschaft sich stetig weiter entwickeln. Die persönlichen Schwierigkeiten, die dabei zuweilen für Therese Stählin entstehen, überwindet sie durch Dank und Fürbitte, und sie ist stets loyal. Viele neue Arbeitsgebiete werden in ihrer Amtszeit aufgenommen, die Diakonissengemeinschaft wächst weiter. Auch durch die wirtschaftlich und personell schwierigen Jahre des Ersten Weltkrieges hindurch können Oberin Therese Stählin und Rektor Wilhelm Eichhorn die Anstalt sicher führen.
Einen guten Einblick in die Entwicklung der Diakonissenanstalt während der über 70 Diakonissenjahre Therese Stählins geben die beiden Sammlungen ihrer sehr lebhaften und anschaulichen Briefe:
- Meine Seele erhebet den Herrn. Briefe von Frau Oberin Therese Stählin 1854-1883, Verlag der Diakonissenanstalt Neuendettelsau 1957.
- Auf dass sie alle eins seien. Briefe von Frau Oberin Therese Stählin 1883-1928, Verlag der Diakonissenanstalt Neuendettelsau 1958
Am 24. Mai 1878 wurde Selma Haffner im Pfarrhaus von Ederheim im Ries geboren. Ein reiches, tapferes Leben hatte seinen Anfang genommen.
Frau Oberin Selma Haffner hat eine wichtige Neuendettelsauer Geschichte erlebt. 1889 kam Selma Haffner zusammen mit ihrer Schwester in die „Rote Schule“ in Neuendettelsau. Nach der Schule ging Selma Haffner nach Potsdam, kehrte 1902 nach Neuendettelsau zurück, um Diakonisse zu werden. 1916 übernahm sie die Leitung der Zeltnerschule in Nürnberg. Dieses Amt hatte sie bis zu ihrer Berufung zur Oberin der Neuendettelsauer Diakonissenschaft im Jahre 1921 inne.
Sie trat das Oberinnenamt in einer schweren Zeit an. Die Auswirkungen des Weltkrieges waren noch zu spüren, die junge Republik stand vor vielfältigen Aufgaben. Die wirtschaftliche Lage der Diakonissenanstalt war, gerade im Hinblick auf die Versorgung mit Nahrungsmittel, Kleidung und Dingen des täglichen Bedarfs, sehr angespannt. 1923 im Jahr der Hyperinflation steigerte sich diese Not noch. Oberin Selma Haffner führte zusammen mit Rektor Hans Lauerer die Diakonissenanstalt durch diese schwere Zeit.
Stand man im Jahre 1933 dem Nationalsozialismus noch aufgeschlossen gegenüber, spürte man schon bald dessen kirchenfeindliche Haltung. 1938 begann der Abbau der Schulen, zuerst in Nürnberg, dann in Neuendettelsau.
Wir können nur ahnen, welche inneren Kämpfe Oberin Selma Haffner in den Jahren 1940/41 zu bestehen hatte. Die Verlegung der Menschen mit Behinderung im Rahmen der „Euthanasie“-Aktion konnte sie nicht verhindern. Sie wich dem erschütternden Anblick nicht aus und versuchte Trost und Beistand zu gewähren. Dieses Geschehen belastete sie bis in das hohe Alter.
Nach dem Zusammenbruch 1945 brandete die Not von allen Seiten an die Einrichtungen der Diakonie, auch an die Neuendettelsauer Häuser. Bis zur Grenze des Möglichen wurde jeder Raum genützt und Menschen aufgenommen.
Das Wirken von Selma Haffner blieb nicht auf Neuendettelsau beschränkt. Im Kaiserswerther Verband übernahm sie Leitungsaufgaben und wirkte auch am Zusammenschluss der Verbandsschwesternschaft mit.
Oberin Selma Haffner leitete mit Geschick und Gottes Hilfe die Diakonissenanstalt und die Diakonissengemeinschaft durch schwierige Zeiten. Die wirtschaftliche Not der 20er Jahre, die zurückdrängen und der Eingriff durch den NS-Staat, der Zweite Weltkrieg und der Wiederaufbau in der Nachkriegszeit erforderten von ihr manche schwierige und weittragende Entscheidung. In der von Männern geprägten Leitungsebene hatte ihr Wort Gewicht. Sie war eine starke Persönlichkeit.
Am 8. Dezember 1965 durfte sie in Frieden heimgehen.
Die Tochter eines Schlossermeisters und einer Mutter aus einer Hugenottenfamilie erlebt bereits als Kind vielfamiliäre Not: Der ältere Bruder stirbt jung, die Mutter ist viel krank, der Vater wird durch einen Betriebsunfall arbeitsunfähig. Dennoch erhält Elisabeth Kiefer eine sorgfältige Ausbildung. 1905-1907 besucht sie als Schülerin Hermann Bezzels das Lehrerinnenseminar in Neuendettelsau. Dann kehrt sie nach Speyer zurück, um jahrelang ihren Vater zu pflegen.
Nach dem Tod ihrer Eltern tritt sie 1922 in das Mutterhaus ein und wird am 21.04.1925 zur Diakonisse eingesegnet. Ihre Arbeitsgebiete sind Schulen, das Predigerseminar in Veilhof, die Verwaltung der Diakonissenanstalt und die Zurüstung der Probediakonissen in der „Blauen Schule“.
In politisch schwieriger Zeit leitet sie die Pflegeanstalt in Bruckberg – der Anstaltspfarrer Sommerer hat gerade Bruckberg verlassen, um fränkischer Bischof der Deutschen Christen zu werden, während die Leitung der Diakonissenanstalt zu Bischof Meiser hält – und 1936 bis 1945 die Klinik Hallerwiese in Nürnberg, auch durch die Kriegsjahre und die Zeit der schweren Bombenangriffe hindurch.
Nach dem Krieg trägt Elisabeth Kiefer als Probemeisterin und Vertreterin der Oberin Verantwortung für die ganze Gemeinschaft, bis sie 1950 das Amt der Oberin von Selma Haffner übernimmt. In diesem Amt unterstützt sie Rektor Hans Lauerer in seinen letzten Amtsjahren und führt nach dessen Tod seinen jungen Nachfolger, Hermann Dietzfelbinger in seine Aufgaben ein.
Aus gesundheitlichen Gründen gibt sie ihr Oberinnenamt vor den 100-Jahr-Feiern der Diakonissenanstalt ab und stirbt wenige Monate später an Herzversagen.
Elisabeth Kiefer wird von den Schwestern, die sie erlebten, als eine gütige und zugleich strenge Mutterfigur geschildert.
Margarete Hoffmann wurde als Tochter des Pastors Johannes Hoffmann und seiner Ehefrau Maria, geborene von Krosigk, am 10. Februar 1907 in Deetz (Kreis Zerbst/Sachsen) geboren und am 11 Februar getauft. Mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder, zwei gleichaltrigen Missionskindern, deren Eltern in China waren und den erwachsenen Halbgeschwister aus der ersten Ehe ihrer Mutter, erlebte sie eine glückliche Kindheit in ihrem Elternhaus.
Zwei Jahre besuchte sie die Volksschule in Deetz, dann das Lyzeum in Zerbst und später das Realgymnasium in Dessau.
Mit neun Jahren verlor sie ihre Mutter. Ihr Vater heiratete erst später wieder. Mit 12 Jahren kam sie in eine Pension in Dessau, um dort das Gymnasium besuchen zu können. 1924 wurde ihr Vater zum Vorsteher der anhaltinischen Diakonissenanstalt in Dessau berufen, so dass sie wieder in das Elternhaus ziehen konnte. Nach dem Abitur entschloss sie sich zum Dienst in der Inneren Mission. Im Nürnberger Krankenhaus erhielt sie eine Ausbildung in der Krankenpflege als Vorbereitung für die soziale Frauenschule, die sie in Kaiserswerth besuchte. Schon länger hatte sie der Wunsch bewegt, Diakonisse zu werden. In Nürnberg arbeitet Margarete im Städtischen Krankenhaus in der Krankenhausfürsorge. Von dort war der Weg nach Neuendettelsau nicht weit. Sie meldete sich im März 1933 zum Eintritt in das Neuendettelsauer Mutterhaus, besuchte im gleichen Jahr das Sommersemester der Diakonissenschule und wurde am 18. Oktober 1936 von Rektor Hans Lauerer zur Diakonisse eingesegnet.
Schwester Margarete war noch bis 1935 in der Krankenhausfürsorge in Nürnberg tätig. Von 1935 bis 1937 war sie zur Mithilfe an der Diakonissenschule im Mutterhaus. Bis 1944 arbeitete sie als Leitende Schwester in der Administration. Nach einer Vertretung im Schwesternhaus und einigen Monaten Arbeit im Windsbacher Lazarett wurde Schwester Margarete 1945 die Leitung des Ansbacher Krankenhauses übertragen.
1954 wurde sie als Nachfolgerin für Elisabeth Kiefer in das Amt der Oberin gewählt. Dieses hatte sie bis 1974 innen. In dieser Zeit stand sie an der Seite von drei Rektoren. Bis 1955 Hermann Dietzfelbinger, von 1955 bis 1963 Theodor Schober und bis 1974 Johannes Meister. Gegen Ende ihrer Amtszeit arbeitete sie noch an der großen Umstrukturierung mit. Aus der Diakonissenanstalt wurde das Evangelisch-lutherische Diakoniewerk Neuendettelsau.
Am 7. Juli 1974 trat Frau Oberin Margarete Hoffmann ihren Feierabend an. 1975 übernahm sie nochmals die Leitung des Theresse-Stählin-Heims für einige Monate. In ihren letzten Lebensjahren musste sie immer wieder am Herzen im Krankenhaus behandelt werden, so auch im Dezember 1983. Am 10. Dezember 1983 verstarb Oberin Margarete Hoffmann in Neuendettelsau.
Die Tochter eines Studienrats und einer Volksschullehrerin wächst mit einem Bruder in Berlin und Weimar auf. Nachdem Abitur und einem Pflichteinsatz im Reichsarbeitsdienst studiert sie Deutsch, Englisch und Lateinisch in Jena, Göttingen, Wien und Leipzig und legt 1942 in Dresden ihr Lehrerexamen ab. Bis kurz vor Kriegsende unterrichtet sie in Oberschulen und leitet unter schwierigsten Umständen ein Mädcheninternat. Ende April 1945 kann sie in ihr Elternhaus nach Weimar zurückkehren. Es folgen wirre Zeiten mit vielerlei Betätigungen.
Erschüttert durch das Leid des Krieges und die Tatsache, dass ihre Familie überlebt hat, möchte sie ihrem Leben einen neuen Sinn geben und Christus in den Mitmenschen dienen. Sie bewirbt sich in Neuendettelsau, verlässt die Sowjetische Besatzungszone und tritt im April 1951 in das Mutterhaus ein. Am 29. April 1956 wird sie zur Diakonisse eingesegnet. 23 Jahre lang unterrichtet sie, hauptsächlich im Gymnasium, und übernimmt ab 1966 die Aufgaben als Stellvertreterin des Schulleiters des Laurentius-Gymnasiums in Neuendettelsau.
Im Frühjahr 1974 wird sie von den Diakonissen als Nachfolgerin Margarethe Hoffmanns zur Oberin gewählt und am 07.07.1974 in das Amt eingesegnet. Wenige Wochen zuvor ist aus der „Diakonissenanstalt“ ein „Diakoniewerk“ geworden, indem die Diakonissengemeinschaft nicht mehr die Leiterin und Trägerin des Ganzen, sondern ein Faktor unter vielen ist. An der Seite von Rektor Miederer hilft Oberin Hildburg Friese, diesen Wandel zu vollziehen. Sie tut dies nicht mit großen Programmen, sondern, indem sie das jeweils Naheliegende anpackt. Sie arbeitet am Selbstbild der Schwestern: Sie möchte, dass die Schwestern wirken, etwas bewirken, nicht „sich zu Tode schuften“. Eine größere Anzahl Schwestern wird auf Hochschulen nach Bethel oder Berlin geschickt, um Leitungs- und Organisationsaufgaben in den Krankenhäusern und in den Diakoniestationen, die sich aus den Gemeindestationen entwickeln, übernehmen zu können.
Die Anzahl der Diakonissen nimmt ab – Frauen können nun gut Berufe ergreifen, ohne genossenschaftlich organisiert zu sein – und die Leitung muss so manches Arbeitsgebiet kündigen. Die Schwestern brauchen Begleitung, um diese Verluste zu verarbeiten. Zugleich intensiviert Hildburg Friese die Öffentlichkeitsarbeit: Die jungen Frauen sollen auf die Möglichkeit Diakonisse zu werden hingewiesen werden.
Hildburg Friese leitet die Schwesternschaft auf Augenhöhe: Sie ist die erste Frau in dieser Position in Neuendettelsau, die sich von den Schwestern nicht mit „Frau Oberin“, sondern mit „Schwester Hildburg“ anreden lässt. Sie möchte, auch in Leitungsfunktion, den Menschen Mitmensch, den Schwestern Mitschwester sein. Mehrmals führt sie ihre Schwestern auf Studienfahrten durch Rom und England und teilt ihre Begeisterung für Kultur und internationale Kontakte mit ihnen.
Mit 65 Jahren legt sie ihr Amt in jüngere Hände und wendet sich im Feierabend wieder den Sprachen und der Literatur zu. Ihre persönliche Bilanz bei allen Höhen und Tiefen ihres Lebens lautet: „Ein dankbares Diakonissenleben!“
Nach dem Besuch der Handelsschule und einigen Berufsjahren tritt Irmtraud Schrenk 1955 in das Mutterhaus Neuendettelsau ein, wo sie am 15.04.1963 zur Diakonisse eingesegnet wird. Sie legt das Staatsexamen in der Krankenpflege und in der Heimerziehung ab und studiert an der Diakonie-Hochschule in Berlin. Zwischen den Ausbildungen liegen jeweils Jahre der Ausübung der erlernten Berufe, insgesamt 12 Jahre in der Funktion als Leiterin der „Vorschule für Krankenpflege“ und des dreijährigen „Vorseminars für soziale Frauenberufe“.
Während dieser Zeit erlangt sie die Berechtigung zum Unterricht an der Berufsschule und gehört dem Berufsbildungsausschuss der Regierung von Mittelfranken an. 1977 kehrt sie als Leiterin des Diakonissenfonds in ihren ersten Beruf zurück.
Zugleich trägt sie als Probemeisterin die Verantwortung für die jungen Schwestern des Hauses und ist beteiligt an der Umgestaltung des Diakonieseminars zur Ausbildung der Diakonissen und Diakone.
Sie entwickelt das Projekt „Jahr der Gemeinschaft – junge Frauen erleben Gemeinschaft und geistliches Leben“, das in dieser Form erstmals im Kaiserswerther Verband durchgeführt wird.
Am 13. März 1983 wird sie zur Oberin eingesegnet. In den 18 Jahren ihrer Amtsführung setzt sich die Entwicklung fort, die in den 1960er Jahren begonnen hat: Das Diakoniewerk wächst; die Schwestern werden weniger. So muss Oberin Irmtraud Schrenk an vielen Stationen Diakonissen abziehen. Die Themen der Gemeinschaft verlagern sich mehr in Bereiche, die mit dem Älterwerden und mit der Versorgung der Schwestern zu tun haben. Vermehrt werden Diakonissen- und Einkehrtage, sowie seelsorgerliche Kurse und Möglichkeiten zur Meditation angeboten.
Ein großes Anliegen ist ihr das Thema „Kunst im Mutterhaus“ - sei es durch Ausstellungen, Vorträge oder bildliche Darstellungen. Doch auch der Blick nach außen bleibt erhalten: Ein „Tertiärkreis“ möchte die Brücke schlagen zwischen Diakonissen und Menschen, die der Diakonissengemeinschaft innerlich nahe stehen.
Irmtraud Schrenk nimmt ihre Rolle als Oberin des Gesamtwerks insgesamt engagiert wahr. Sie ist auch beteiligt an der Entwicklung der Beauftragung mit dem kirchlichen Amt der Diakonie für Mitarbeitende, die keiner geistlichen Gemeinschaft angehören.
Über 30 Jahre vertritt sie unser Mutterhaus in der Evangelischen Frauenarbeit in Bayern, zeitweise im Vorstand. Im Kaiserswerther Verband Deutscher Diakonissenmutterhäuser arbeitet sie viele Jahre mit in den Ausschüssen für Probemeisterinnen, Diakonissenfragen und Wirtschaftsleiter. Die Teilnahme an den zahlreichen Konferenzen innerhalb des Kaiserswerther Verbandes ist für sie sehr wichtig. Auch pflegt sie weiterhin die gute Verbindung zu den Mutterhäusern in der ehemaligen DDR, Polen, Ungarn und Brasilien. Damit die Kontakte nach Indien zu den Projekten ihrer Vorgängerinnen und dem Schülerinnenwohnheim, in dem Jahrzehnte lang Diakonissen arbeiteten, nicht nur auf der finanziellen Ebene bestehen, besucht Schwester Irmtraud auch dreimal diese Einrichtungen in Tamil Nadu/Südindien.
Einen Schwerpunkt in ihrer Arbeit sieht Oberin Irmtraud Schrenk in der geistlichen und menschlichen Begleitung ihrer Mitschwestern und so legt sie in den 18 Jahren ihrer Amtsführung auf dem Weg zu Stationsbesuchen über 100.000 km mit dem Auto zurück.
In ihrem Feierabend engagiert sich Schwester Irmtraud Schrenk ehrenamtlich in der Seelsorge in einigen Senioreneinrichtungen von Diakoneo.
Friedrike Bergmann entstammt einer kinderreichen Missionarsfamilie. 1941–45 wird die ganze Familie in Australien mit anderen Deutschen interniert – das achtjährige Kind ist bei der Rückkehr nach Papua völlig überrascht, dass die Welt dort nicht eingezäunt ist. Es besucht deutsche und englische Schulen in Australien, Papua Neu-Guinea und als 14-Jährige erstmals in Deutschland. Friedrike Bergmann lernt ab 1956 in Neuendettelsau als Erzieherin und studiert anschließend noch Sozialpädagogik. 1961 tritt sie in das Mutterhaus ein und wird am 16.04.1967 zur Diakonisse eingesegnet.
Während des Biafrakrieges geht Schwester Friedrike nach Gabun und arbeitet 1969-71 in einem Dorf mit 2.300 traumatisierten Flüchtlingskindern, deren Eltern gesucht werden. Bald nach ihrer Rückkehr wird ihr die Leitung des Kindergartens in Neuendettelsau übertragen, die sie fast 30 Jahre mit großem Engagement innehat.
2001 übernimmt sie das Amt der Oberin von Schwester Irmtraud Schrenk. Sie möchte die Schwesternschaft weiter entwickeln. Doch erkrankt sie bald und muss das Amt 2003 aus der Hand legen. Die Schwesternschaft entschließt sich zu einem ungewöhnlichen Schritt. Die nächste Oberin soll außerhalb der Diakonissengemeinschaft gesucht werden.
Im Feierabend stabilisiert sich Schwester Friedrike Bergmanns Gesundheit wieder, und sie kann in der Hostienbereitung mit arbeiten. 2010 ist sie die Feierabendschwester, die in die Wohngruppe im Mutterhaus einzieht, um neue Wege für die Schwesternschaft zu entwickeln und auszuprobieren.
Erna Biewalds Eltern, ein aus Breslau und Berlin stammendes Kaufmannsehepaar, müssen sich nach dem Krieg ihre Existenz in der Oberpfalz völlig neu aufbauen. Erna Biewald wächst mit einem älteren Bruder in Mitterteich auf. Nach dem Fachabitur in Weiden/Opf. studiert sie Religionspädagogik in Neuendettelsau. Ihre beruflichen Stationen sind Passau, Rosenheim und Lindau am Bodensee. 1991 wechselt Biewald an die Evangelische Volkshochschule Hesselberg, wo sie als Bildungsreferentin in derErwachsenenbildung wirkt: Sie übernimmt die Frauen-, Familien und Seniorenarbeit und baut Singlearbeit auf, aus der die „Partnervermittlungländlicher Raum“ hervorgeht.
Im Dezember 2002 wird Erna Biewald auf die Zeitungsannonce aufmerksam, mit der die Neuendettelsauer Diakonissengemeinschaft ihre Leitungsstelle ausschreibt. Sie lässt sich rufen und tritt am 01.07.2003 als erste „zivile“ Oberin das Amt an. Jahre später hört sie auch diesen Ruf und wird am 20.06.2010 zur Diakonisse eingesegnet.
"Schwester Erna Biewald hat nicht nur die Gemeinschaft der Diakonissen gut durch Zeiten geführt, die von Veränderungen geprägt waren", würdigte der Vorstandsvorsitzende von Diakoneo, Dr. Mathias Hartmann, Oberin Erna Biewald bei ihrer Verabschiedung. Sie hat 17 Jahre lang das geistliche Leben in Neuendettelsau mitgestaltet und Verantwortug in Vorstand und Direktorium von Diakonie Neuendettelsau und Diakoneo übernommen. Sie begleitete und unterstütze den Zusammenschluss der drei geistlichen Gemeinschaften der ehemaligen Diakonie Neuendettelsau.
Damit gab sie einen wegweisenden Impuls für die Zukunft. Gerade die Suche nach neuen Formen des Zusammenlebens in christlichem Sinn war Oberin Biewald wichtig. In der Wohngemeinschaft im Mutterhaus ging sie selbst mit bestem Bespiel voran. "Wir üben neue Formen des gemeinsamen Lebens ein: Wir gehen ganz verschiedenen Berufen nach, versorgen uns selber, halten gemeinsame Gebetszeiten und sprechen das Miteinander ab", sagte sie einmal in einem Interview. Immer wieder hat sie andere dazu ermuntert, diese neuen Wege kennenzulernen und hier Orientierung zu suchen. "Der Glaube bildet eine Kraftquelle, die mich in guten und vor allem in schlechten Zeiten wie Krankheit, Kummer oder Trauer stärkt und nach vorne schauen lässt", sagt sie - und engagierte sich ganz in diesem Sinne auch für andere.
Sie war u.a. Vorsitzende des Hospizvereins Neuendettelsau/Windsbach e.V., hat das Angebot "Kraftquellen" - eine Auszeit für pflegende Angehörige - maßgeblich geprägt, war verantwortlich für Weiterentwicklungen in der Hostienbäckerei und hat die Paramenik zusammen mit der künstlerischen Leitung Beate Baberske und ihrem Team zu einer konkurrenzfähigen Werkstatt entwickelt. Zudem war sie lange Jahre Aufsichtsratsmitglied bei der Altersversorgungskasse des Kaiserswerther Verbandes deutscher Diakonissenmutterhäuser und delegierte der Evangelischen Frauen in Bayern. Darüber hinaus hat sie fünf Jahre Ethik an der Altenpflegeschule Roth unterrichtet.