Predigt vom 2. Sonntag nach Epiphanias, 17. Januar 2021

Predigt zu Johannes 2, 1-11; 2. Sonntag nach Epiphanias, 17. Januar 2020, 9.30 Uhr; St. Laurentius, Neuendettelsau; Pfarrer Norbert Heinritz

Am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. 2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. 3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4 Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. 5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. 6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. 7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. 8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. 9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam 10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. 11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn. (Johannes 2,1-11)

Liebe Gemeinde,

um ein Zeichen geht es heute, das erste Zeichen, das Jesus im Johannesevangelium tut. Ein Zeichen muss man verstehen. Man muss wissen, was es bedeutet.

Es ist wie beim Autofahren. Wenn ich von der A6 abfahre und auf die Straße von Heilsbronn nach Neuendettelsau abbiege, dann weiß ich genau, was das auf der Spitze stehende weiße Dreieck mit dem roten Rand bedeutet: Vorfahrt achten! Gut ist es, anzuhalten, wenn ein Fahrzeug kommt. Sonst kracht’s. Und wenn ich dann am Ortseingang von Neuendettelsau am Ortschild vorbeifahre, ist es gut, nur noch 50 auf dem Tacho zu haben. Sonst kann es teuer werden.

Ab und an bin ich auch mit dem Zug unterwegs. Die Zeichen, die ich am Rand der Gleise sehe, sagen mir allerdings gar nichts. Da verstehe ich nur Bahnhof.

Ein Zeichen muss man verstehen. Man muss wissen, was es bedeutet.

Unser Bibelabschnitt von der Hochzeit zu Kana, an der Jesus Wasser zu Wein verwandelt, hat am Ende die Zusammenfassung: Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa. Was bedeutet eigentlich dieses erste Zeichen des Auftretens Jesu? Ich möchte heute mit Ihnen drei Bedeutungsebenen dieses Bibelabschnittes nachgehen.

1. Jesus hilft

Die erste Bedeutungsebene: Vor vielen Jahren, zu Anfang meiner Pfarrerszeit, war ich in Nürnberg St. Johannis der Pfarrer für den Kindergottesdienst. Es gab ein großes Team, und es kamen auch zahlreiche Kinder am Sonntagmorgen. Einmal war auch die Hochzeit von Kana dran. Wir hatten die Idee, mit den Kindern ein rauschendes Fest zu feiern. Orientalisch verkleideten wir uns. Es wurde gesungen und getanzt, es gab Kekse und zu trinken. Den Kindern machte es großen Spaß, und ganz plötzlich war dann Schluss. Aus, vorbei! Wir erzählten den Kindern, wie bei der Hochzeit zu Kana der Wein ausging und wie peinlich es ist, wenn wegen Getränkemangels so ein Fest mittendrin zu Ende sein muss. Wir erzählten natürlich auch, dass es soweit nicht kam, weil Jesus den Hochzeitsleuten half und sie mit dem besten Wein weiterfeiern konnten. Das haben die Kinder verstanden. Jesus hilft. Er lässt das Brautpaar nicht peinlich im Regen stehen.

So kann man unser Bibelwort verstehen. Jesus hilft, um die große Peinlichkeit einer Hochzeit ohne Wein zu vermeiden. Und wenn er hilft, dann schon gleich g’scheit. Sein Wein ist wesentlich besser als der zuvor kredenzte. Die Botschaft wäre also: Jesus hilft. Er lässt niemand im Regen stehen. Dich nicht und mich nicht. Das ist schön. - Doch unser Bibelwort reicht noch tiefer.

2. Jesus offenbart seine Herrlichkeit

Kommen wir zur zweiten Bedeutungsebene: Es fällt auf, dass die Gäste und der Bräutigam und die Braut gar keine große Rolle spielen, auch wenn Jesus ihr Fest rettet. Wie hat eigentlich der Bräutigam reagiert, als der den guten Wein zu kosten bekam? Wie wurde dieses Verwandlungswunder eigentlich von den Hochzeitsgästen aufgenommen? Und wie war die Reaktion Marias? Nichts von alldem wird erzählt. Für den Evangelisten Johannes scheint das nicht wichtig zu sein.

Es geht dem Evangelisten offenbar weniger um das Brautpaar und die Hochzeitsgesellschaft als vor allem um Jesus. Er offenbarte seine Herrlichkeit, lesen wir. Jesus steht im Mittelpunkt. Es geht um die Herrlichkeit, die mit ihm nun in der Welt erschienen ist.

Wer zur Zeit des Evangelisten Johannes diese Erzählung von einer Hochzeit hörte, hatte sofort im Ohr, dass im Alten Testament die Hochzeit ein Symbol für die kommende Heilszeit Israels ist. Wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich, Israel, freuen, kann man beim Propheten Jesaja lesen (Jes 62,5).

Es hat also eine tiefere Bedeutung, dass Jesu Wirken im Johannesevangelium mit einer Hochzeit beginnt. Das soll deutlich machen: Mit Jesus bricht jetzt die Zeit des Heils an. Eine neue, großartige, herrliche Zeit wird es sein. Die Wasserkrüge der jüdischen Sitten und Bräuche sind leer. Sie werden jetzt mit dem Wein der neuen frohen Botschaft gefüllt. Mit Jesus ist die versprochene Heilszeit angebrochen. Jesus und die Herrlichkeit seines Kommens stehen im Mittelpunkt.

3. Jesu will den Glauben der Seinen stärken

Und damit wären wir bei der dritten Bedeutungsebene dieser Erzählung. Wem soll hier eigentlich die Herrlichkeit Jesu offenbart werden? Noch ist es kein öffentliches Auftreten Jesu, sondern ein familiäres und freundschaftliches Fest. Und auch Gastgeber und Hochzeitsgesellschaft spielen keine große Rolle. Wem gilt hier die Offenbarung der Herrlichkeit Jesu?

Ganz am Ende unseres Abschnitts heißt es: Und seine Jünger glaubten an ihn. Es geht also um sie, seine Jünger. Von ihnen erfahren wir kurz vorher, dass sie sich als die Ersten Jesus anschließen. Sie tun das zum Teil mehr aus Neugier als aus Überzeugung. „Was ist das für einer, von dem Johannes der Täufer sagt, er sei das Lamm Gottes?“ Auch einiges an Skepsis spielt mit: „Was kann schon aus Nazareth Gutes kommen?“

Und nun gehen diese suchenden, fragenden und skeptischen Jünger mit auf die Hochzeitfeier. Jesus sind diese jungen Kerle nicht egal. Selbst wenn er denkt, seine Stunde wäre noch nicht da, selbst wenn er sich von seiner Mutter nicht sagen lassen will, was er zu tun habe, selbst wenn es ihm gar nicht zuvorderst um die Hochzeitsgesellschaft geht - seine Jünger will er nicht im Zweifel lassen. Sie sollen wissen, dass mit ihm die Herrlichkeit Gottes gekommen ist, das Licht in der Finsternis, das versprochene Heil. Die Seinen liegen ihm schon ganz zu Beginn am Herzen. Und so tat Jesus das erste Zeichen in Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn. Darum geht es: Ihr Glaube wurde gestärkt.

Was bedeutet das für uns?

Zeichen muss man verstehen. Man muss wissen, was sie bedeuten. Unsere letzte Frage ist heute: Was bedeutet dieses Bibelwort nun für uns?

Man kann natürlich so eine Wundergeschichte abtun. Wer kann schon Wasser in Wein verwandeln? Für viele Menschen ist das eine Märchenerzählung. Aber wie beim Autofahren muss man die Zeichensprache einfach verstehen.

Es heißt doch für uns, dass wir als die Seinen Jesus nicht egal sind. Er möchte unsern Glauben wecken. Er möchte, dass wir die Herrlichkeit sehen, die mit ihm in die Welt gekommen ist. Er möchte, dass wir sehen, dass mit ihm Licht in unser Leben kommt und wir nicht in der Finsternis bleiben.

Wir mögen uns leer fühlen wie einer dieser sechs steinernen Wasserkrüge - gerade in unseren Tagen, die so gar nichts Hochzeitliches an sich haben: Wo es heißt, Abstand zu wahren, statt zu feiern, wo die Sorge um unsere Gesundheit und unsere Lieben uns in Beschlag nimmt, wo wir in den Nachrichten jeden Tag die erschreckenden Infektions- und Totenzahlen verfolgen. Da hören wir heute: Füllt die leeren Krüge mit Wasser! Füllt euer Leben und euer Herz mit dem, was ihr habt. Das kann vieles sein, zum Beispiel ein Anruf, wenn man einsam ist! Alte Bilder aus dem Schrank holen und Erinnerungen aufleben lassen! Einander Aufmerksamkeit und gute Worte schenken trotz Abstand! Auf Gottes Wort hören! Die Hände falten zum Gebet! Und vieles mehr...

Wir können unsere leeren Wasserkrüge füllen. Dass das alles dann aber verwandelt wird zu Heil und Segen, quasi Wasser zu Wein, das ist das Geschenk Jesu, über das wir nur staunen und uns freuen können. Er will uns verwandeln von der Dunkelheit zum Licht, von Angst zur Zuversicht, von der Traurigkeit zur Freude. Haben Sie das schon erfahren?

Zeichen muss man verstehen. Man muss wissen, was sie bedeuten. Das ist auch mit unserem Leben so. Jesus möchte uns ermutigen, es im Licht seiner Herrlichkeit zu sehen.

Amen 

Mehr lesen aus dem Magazin zum Thema Spiritualität

Diesen Artikel teilen

Haben Sie Fragen? Wir helfen Ihnen gerne.

Wenn Sie sich näher über unser Angebot informieren möchten, können Sie gerne Ihre
bevorzugte Kontaktmöglichkeit hinterlassen.

Oder rufen Sie uns an unter unserer Service-Nummer:

+49 180 2823456 (6 Cent pro Gespräch)