Predigt vom 1. Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember 2020

Predigt zu Jesaja 52, 7-10; 1. Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember 2020, 9.30 Uhr; St. Laurentius, Neuendettelsau; Pfarrer Dr. Peter Munzert

Liebe Schwestern und Brüder!

Dieses Jahr hören wir aus dem Alten Testament einen Text zum Weihnachtsfest. Das ist ein wenig ungewöhnlich, denn Jesus Christus war zu der Zeit noch gar nicht geboren, als der Text geschrieben wurde. Der Text stammt aus einer Zeit ungefähr 550 Jahre vor Christi Geburt.

Es ist ein wunderbares Loblied auf Gott:

Wie lieblich sind auf den Bergen

die Füße des Freudenboten,

der da Frieden verkündigt,

Gutes predigt,

Heil verkündigt,

der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!

Deine Wächter rufen mit lauter Stimme

und jubeln miteinander;

denn sie werden's mit ihren Augen sehen,

wenn der HERR nach Zion zurückkehrt.

Seid fröhlich und jubelt miteinander, 

ihr Trümmer Jerusalems;

denn der HERR hat sein Volk getröstet 

und Jerusalem erlöst.

Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm

vor den Augen aller Völker,

dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.

(Jesaja 52, 7-10)

Friede wird zugesagt! Gutes wird versprochen! Gottes Heil wird aller Welt vorhergesagt!

Der Jubel steckt die Wächter an. Auch sie rufen mit lauter Stimme und jubeln. Ja sogar die Trümmersteine stimmen in den Jubel mit ein. Nichts als Freude und Begeisterung! Alles wird gut!

Georg Friedrich Händel war davon so angetan, dass er diese Freudenbotschaft in dem Oratorium „Messias“ vertont hat. Es ist eine wahrhaft große Freudenbotschaft, die sich langsam, aber sicher Bahn bricht. Die erst leise, dann wie in einem phantastischen Crescendo immer vielstimmiger und lauter wird, bis am Ende alle mitsingen.

Ich habe das kürzlich in einem Video gesehen, wie ein Chor als Flash-Mob voller Begeisterung in einer Kaffee-Halle das Singen angefangen hat, den Raum mit seinen Stimmen füllte und alle Gäste voller Begeisterung mitriss. Die ZuhörerInnen konnten gar nicht anders als begeistert ein.

Freude steckt an!

Freude, Begeisterung und Jubel – und natürlich ein ruhiges und entspanntes Feiern in den Tagen danach.

Beides ist für uns wichtig - die Begeisterung und Freude für die frohe Botschaft und gleichzeitig aber auch die stille Zeit, die Ruhe, das Warten und auch das Genießen.

Es ist dieses Jahr schwerer als sonst, in diese Freude einzustimmen. Die Corona-Pandemie, viele erkrankte Menschen, oft auch aus dem Freundeskreis oder aus der Familie, die Sorge vor Ansteckungen, und vor allem die vielen, vielen Opfer der Pandemie stimmen uns traurig und nachdenklich.

Es sind schon zu viele Menschen gestorben, und wir sehnen uns zurück nach Normalität. Wir wollen keine weiteren Hiobsbotschaften, sondern wünschen uns frohe und gute Nachrichten. Eine frohe Botschaft, etwas Positives, etwas, das uns aufmuntern und Kraft geben kann für den Alltag.

Solche - auch kleine - Glücksmomente möchte ich gerne mit Ihnen teilen:

1. Eine Bewohnerin aus einem Altenheim erzählt, wie schön es ist, wenn sie an den Feiertagen mit ihren Kindern telefonieren kann. Das ersetzt zwar nicht den Besuch, aber es ist einfach schön, miteinander zu sprechen, die Stimme zu hören und etwas Neues zu erfahren.

Ein anderer Bewohner erzählt, er hat eine neue Partnerin im Betreuten Wohnen kennengelernt. Sie sind beide als Alleinstehende eingezogen, als Singles, und sind jetzt ein gut befreundetes Paar, das viel Zeit miteinander verbringt.

Mitarbeitende erzählen, dass sie jedes Mal heilfroh sind, wenn der Corona-Schnelltest negativ ausfällt. Das ist für sie ein persönlicher Glücksmoment – bis zum nächsten Test.

Das sind Glücksmomente von Menschen bei uns, die froh sind, dass ihnen Gutes widerfährt.

2. Was mich auch richtig begeistert hat, ist die sogenannte „Jerusalema Challenge“. 

Viele Menschen, vor allem in Gesundheitsberufen, sind in diesen Tagen sehr gefordert. Sie kommen alle an ihre Belastungsgrenze und brauchen einen Ausgleich. Etwas, das ihnen Spaß und Freude macht und Lebensenergie zurückgibt.

Die Jerusalema Challenge ist eine Art choreographierter Gruppentanz mit festen, aber einfachen Tanzschritten. Die Mitarbeitenden unserer Klinik in Schwäbisch-Hall oder auch in Polsingen haben dazu getanzt.

Im Internet kann man Videos dazu ansehen, die alle von Lebensfreude, von Begeisterung und von Gemeinschaftssinn nur so strahlen.

Die Idee kam von einem südafrikanischen Musiker, der mit seinem Lied viele Menschen anrührt und inspiriert. Auch das ist Glück, miteinander tanzen zu können.

3. Das größte Glücksmoment ist Gott selbst. Er kommt zu uns, als Mensch, verletzlich, verwundbar und schutzbedürftig. Er kommt uns nahe. Er ist ein Gott zum Anfassen.

Aber er ist mehr als das, er ist gleichzeitig ein Bote des Heils. Seine Geburt verkündet große Freude, echte Lebensfreude, die ausstrahlt über die ganze Welt, von der die Engel singen und auch wir uns heute noch anstecken lassen. Wir hören und singen wunderbare Weihnachtslieder, wir schmücken die Wohnungen und freuen uns auf eine weihnachtliche Stimmung.

Wenn wir einander schon nicht ohne Mundschutz begegnen können, weder in den Wohneinrichtungen noch draußen, auch nicht in Gottesdiensten, so ist es doch Gott, der uns entgegenkommt, der bei uns ist, der uns nahe kommt, ganz unverhüllt und ohne Maske.

Er kommt zu uns. Er kommt in diese Welt, und nichts kann ihn davon abhalten, dass er uns begegnet, dass er in unseren Herzen, in unserer Seele und in unserem Verstand lebendig ist. Wir hören seine Worte und seine Botschaft, die in diesen Tagen wieder neu verkündigt wird und für die ganze Welt bestimmt ist. Gott kommt zu uns, zu uns persönlich, in diese Welt.

Das Volk Israel hatte in einer schweren Zeit Gott gelobt und sich auf sein Kommen vorbereitet. Es hat Gott gedankt und besungen. Es hat unendlich viel Kraft daraus gewonnen und in allen Bedrohungen und Gefahren durchgehalten.

Es hat darum dieses Loblied gedichtet und angestimmt.

Denn Gott hat sein Volk getröstet und tut es auch heute noch.

Amen

Mehr lesen aus dem Magazin zum Thema Spiritualität

Diesen Artikel teilen

Haben Sie Fragen? Wir helfen Ihnen gerne.

Wenn Sie sich näher über unser Angebot informieren möchten, können Sie gerne Ihre
bevorzugte Kontaktmöglichkeit hinterlassen.

Oder rufen Sie uns an unter unserer Service-Nummer:

+49 180 2823456 (6 Cent pro Gespräch)