Predigt vom Sonntag Trinitatis, 07. Juni 2020

Predigt zu 4. Mose 6, 22-27; Sonntag Trinitatis, 07. Juni 2020, 9.30 Uhr; St. Laurentius, Neuendettelsau; Pfarrer Dr. Peter Munzert

Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.

Der Segen am Ende des Gottesdienstes ist uns ein wohlvertrautes Wort. Es ist ein Höhepunkt am Ende des Gottesdienstes und schließt den Gottesdienst ab. Ja, der Segen ist eine Brücke in den Alltag hinein, ein Scharnier zwischen Gottesdienst und Leben im Alltag.

Es ist wohl das älteste Element unserer Liturgie. Es ist schon weit über 3.000 Jahre alt! Vermutlich wurden diese Segensworte am Ende eines feierlichen Gottesdienstes gesprochen, bevor das Volk vom Sinai aufbrach. Mose hatte seinen Bruder Aaron und dessen Söhne beauftragt, ihn in Gottes Namen über dem Volk Israel auszusprechen.

„Der Herr segne dich und behüte dich“ -

Du wirst gesegnet. Das „Du“ meint Gottes erwähltes Volk Israel. Doch auch wir und jeder und jede Einzelne sind gemeint.

Das ist bei unserer Taufe geschehen, da wurden wir mit aufgenommen in das Volk Gottes. Wir wurden mit dem Kreuz seines Sohnes gezeichnet, und jedem von uns wurde zugesagt: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein![1]

Das Wort „segnen“ kommt aus dem Lateinischen: „signare“. Wir kennen das vom Fremdwort „signieren", „mit einem Zeichen versehen“. Wann und wo immer wir gesegnet werden, werden wir mit dem Kreuz, dem Zeichen des Christus, signiert.

Damit gehören wir zu Gott.

„Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.“

Von der Kindererziehung weiß man, wie wichtig das strahlende Gesicht von Mutter oder Vater, von anderen Menschen ist. „Das hast du gut gemacht!“, „Ich bin stolz auf dich!“, „Ich liebe dich!“ – jedes Kind, jeder Mensch braucht dieses Strahlen. Ein Lob, wenn etwas gelingt – das baut auf und spornt an. Da wird man „einen Kopf größer“.

Gottes Angesicht leuchtet über seiner Gemeinde, seinen geliebten Kindern. Manchmal fällt sogar zu dieser Zeit in „geosteten“ Kirchen das Licht durch die Altarfenster auf die Gemeinde. Wie ein Zeichen dafür, dass Gottes Angesicht leuchtet über jeden und jede, die in Christus ein Kind Gottes sind. Jesus ist das uns zugewandte, voller Liebe leuchtende Antlitz Gottes. In ihm leuchtet Gott über uns wie ein „glühender Backofen voller Liebe“, wie Martin Luther gesagt hat.

„Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“

Mit dem Segen verbinden wir auch ein Handzeichen. Das Zeichnen des Kreuzes oder das Auflegen der Hände. Es unterstreicht die Worte, die ja auch so für sich allein reichen würden. Aber mit der Segensgeste wird sichtbarer, ja fast spürbar, was mit dem Segen gemeint ist, nämlich dass er sich auf dich und mich lege und Friede werde.

In der christlichen Tradition sind alle Nachfolger und Nachfolgerinnen dieses Priestergeschlechts. Martin Luther hat darauf in besonders bildhafter Sprache hingewiesen: Alle Christen sind wahrhaft geistlichen Standes, und ist unter ihnen kein Unterschied dann des Amts halben allein. ... Demnach so werden wir allesamt durch die Taufe zu Priestern geweiht. ... Was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, dass es schon Priester, Bischof und Papst geweiht sei, obwohl es nicht jedem ziemt, dieses Amt auch auszuüben.

Segnen dürfen alle Christen, auch mit der Segensgeste, den erhobenen oder den offenen Händen. Die offenen, leeren Hände des Segnenden sagen dabei bildhaft: „Ich habe euch nichts zu geben. Der Segen kommt allein von Gott!“

Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Amen.

Literaturhinweise:

Frettlöh, Magdalena: Theologie des Segens. Gütersloh 2002.

Greiner, Dorothea: Segen und Segnen. Stuttgart 3 2003.

Weinreich, Pfarrer i.R. Gerhard: Lesepredigt Trinitatis, 7. Juni 2020. In: Gottesdienstinstitut der ELKB: Lesepredigten 2019/20. Aktualisiert von Sabine Meister und Gottfried Greiner.



[1] Jes 43,1

Mehr lesen aus dem Magazin zum Thema Spiritualität

Diesen Artikel teilen

Haben Sie Fragen? Wir helfen Ihnen gerne.

Wenn Sie sich näher über unser Angebot informieren möchten, können Sie gerne Ihre
bevorzugte Kontaktmöglichkeit hinterlassen.

Oder rufen Sie uns an unter unserer Service-Nummer:

+49 180 2823456 (6 Cent pro Gespräch)