Predigt vom 15. Sonntag nach Trinitatis, 20. September 2020, Konfirmation

Predigt zu 1. Korinther 13,13; 15. Sonntag nach Trinitatis, 20. September 2020, Konfirmation; 9.30 Uhr; St. Laurentius, Neuendettelsau; Pfarrerin Karin Goetz

Impuls I: Glaube

Ein blaues Kreuz. - Blau ist die Farbe des Himmels. Das Kreuz ist das Zeichen für den christlichen Glauben.

Glaube bedeutet: Ich vertraue darauf, dass ich nicht allein bin. Gott ist immer für mich da. Ich habe jederzeit jemanden, auf den ich mich verlassen kann.

Das Kreuz ist auch das Zeichen, das Symbol für Jesus Christus. Jesus Christus verbindet Himmel und Erde. Jesus Christus verbindet uns Menschen mit Gott.

Dennis ist im letzten Jahr in der Christophoruskapelle getauft worden.

Er hat sich zu seiner Taufe und zu seiner Konfirmation den ersten Vers von Psalm 23 ausgesucht: „Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln. Es wird mir an nichts fehlen.“

Als wir im Konfirmandenunterricht diesen Gottesdienst vorbereitet haben, da habe ich Dennis gefragt, was Glaube ist und was sein Taufspruch über Gott aussagt. Dennis hat soviel „rausgehauen“, dass ich kaum nachkam, mitzuschreiben.

Was ist Glaube? Wie ist der Gott, an den ich glaube? Was sagt mein Tauf- und Konfirmationsspruch dazu?

Wir hören auf Dennis‘ eigene Worte:

Der Glaube sitzt tief in uns, im Herzen.

Der Glaube hat mit Gott zu tun.

Ich glaube an Gott.

Ich glaube an das, was Gott tut.

Gott hat die Erde geschaffen: die Pflanzen, die Tiere, die Menschen.

Gott ist wie ein Hirte: Gott passt auf und schützt uns.

Gott versorgt uns mit Essen und Trinken.

Gott versucht, uns auf einen guten Weg zu führen.

Gott hilft auch Menschen, die etwas Böses tun.

Der Glaube ist besonders wichtig, wenn es im Leben schwierig wird.

Zum Beispiel, wenn jemand stirbt.

Der Glaube gibt Hoffnung, dass es Gott gut meint.

Vielen Dank, Dennis. Du darfst dich wieder setzen.

Jeder von uns hat ein Stück weit seinen eigenen Glauben. Was uns eint, das sind die Bekenntnisse, auf die sich die Kirche verständigt hat. Wir sprechen miteinander das Apostolische Glaubensbekenntnis.

Apostolisches Glaubensbekenntnis

Wir singen miteinander das, was Dennis Taufspruch verheißt:

♫ Lied: 593, 1-2 Weil ich Jesu Schäflein bin

Impuls II: Hoffnung

Grün ist die Farbe der Hoffnung. - Der Anker ist das Symbol, das Zeichen für die Hoffnung.

Warum steht ein Anker für die Hoffnung? Im Hebräerbrief heißt es: Die Hoffnung haben wir als einen sicheren und festen Anker unserer Seele, der auch hineinreicht bis in den Himmel.

Hoffnung ist auf die Zukunft gerichtet. Wir hoffen auf das Gute in der Zukunft.

Auf das Gute in unserem Leben hier und jetzt. Und das Gute, das uns nach unserem Tod einmal erwartet bei Gott.

Ferdinand erzählt uns, was für ihn Hoffnung ist und worauf er ganz konkret hofft.

Ferdinand

Ich habe Hoffnung, wenn ich an Gott glaube.

Ich habe gehofft, dass die Konfirmation kommt. Heute feiern wir sie.

Für meine Zukunft hoffe ich, dass ich für immer heim kann.

Für meine Zukunft hoffe ich, dass ich Schreiner oder Hausmeister werden kann.

Ferdinands Konfirmationsspruch steht im 7. Kapitel des Matthäusevangeliums:

„Bittet, so wird euch gegeben. Suchet, so werdet ihr finden. Klopfet an, so wird euch aufgetan.“

Bitten, suchen, anklopfen – das sind alles Verben - Tun-Wörter. Sie machen mir Mut, ins Handeln zu kommen, dass ich mich für etwas einsetze, wenn mir wirklich viel daran liegt.

Ferdinands Konfirmationsspruch ist eine Ermutigung, dranzubleiben. Anklopfen und dann nicht enttäuscht umdrehen, wenn man nicht gleich beachtet wird.

Ferdinands Konfirmationsspruch steht für eine Lebenshaltung voller Zuversicht:

Wenn ich bitte, dann wird mir auch etwas gegeben. - Wenn ich suche, dann werde ich auch finden. - Wenn ich anklopfe, dann öffnet man mir die Tür.

Jesus sagt, das gilt beispielhaft für die Beziehung von Eltern und Kindern.

Und genauso gilt es auch für unsere Beziehung zu Gott. Wenn ich bete, dann darf ich darauf vertrauen, dass Gott mein Gebet hört. Beten funktioniert nicht wie ein Kaugummiautomat, wo ich oben eine Münze einwerfe, am Rad drehe und unten dann mein gewünschter Kaugummi herauskommt.

So funktioniert es ja auch bei meinen Eltern nicht. Meine Wunschliste ist nicht automatisch die Bestellliste meines Vaters bei Amazon. Aber ich darf erwarten, dass mein leiblicher Vater wie auch mein himmlischer Vater meine Wünsche und meine Hoffnungen in ihren Herzen bewegen und überlegen, was gut für mich ist.

Wir hören auf die Melodie von „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau‘ ich und fürcht‘ mich nicht“.

♫ Lied: Meine Hoffnung und meine Freude (1mal)

Impuls III: Liebe

Das rote Herz – das ist einfach: Das steht für die Liebe. Liebe ist für uns Menschen unendlich wichtig. Aber die Liebe ist nicht gleich verteilt.

Sandra

In meinem Leben hat oft die Liebe gefehlt.

Liebe ist wichtig.

Jeder Mensch möchte geliebt werden.

Jeder Mensch kann Liebe geben.

Es gibt in unserem Leben Phasen, Abschnitte, wo es uns an Liebe fehlt. Martin Luther, der die evangelische Kirche gegründet hat, kannte dieses Gefühl. Wenn er ganz verzweifelt war und sich ungeliebt fühlte, dann hat er sich an seine Taufe erinnert. Das hat ihn getröstet.

Warum hat ihn der Gedanke an seine Taufe getröstet? Die Taufe ist Gottes Liebeserklärung an mich. Bei der Taufe sagt Gott zu mir: Du bist mein geliebtes Kind. Du gefällst mir. Bei der Taufe schenkt uns Gott etwas ganz Wertvolles: seinen heiligen Geist.

Was tut dieser heilige Geist?

Sandras Konfirmationsspruch aus dem 2. Brief an Timotheus gibt darauf Antwort:

„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“

Weil Gott mich liebt, kann ich die Angst und die Verzweiflung hinter mir lassen. Weil Gott mich liebt, kann ich mein Leben mit Zuversicht leben: Mit Kraft und Liebe und Besonnenheit.

Wir singen miteinander:

♫ Lied: EG 645, 1 und 3 Ins Wasser fällt ein Stein

Impuls IV: Was am meisten zählt

Kurzaktion

Glaube, Hoffnung, Liebe – das sind die drei Schlüssel zum Glück. Das sind die Haltungen, die dem eigenen Leben Sinn und Halt geben. Das sind die Kräfte der Seele, die tragen, auch wenn alles andere um uns herum wegbricht.

Was aber ist davon das Wichtigste im Leben? Der Glaube – die Hoffnung – oder die Liebe? - Was meinen Sie?

Eigentlich hatte ich vor, dass Sie jetzt laut rufen, was für Sie das Wichtigste ist: Glaube, Hoffnung oder Liebe. Leider dürfen wir das in Coronazeiten nicht machen. Darum machen wir es nun still und leise – mit Gebärdensprache.

Das Zeichen für Glaube ist … offene Hände vor Brust und nach oben

Das Zeichen für Hoffnung ist … Fäuste mit Daumen oben runterbewegen

Das Zeichen für Liebe ist … Hände auf Herz übereinanderlegen

Wenn Sie glauben, dass der Glaube das Wichtigste ist, dann stehen Sie jetzt auf und gebärden: ….

Wenn Sie finden, dass die Hoffnung das Wichtigste ist, dann stehen Sie jetzt auf und gebärden: ….

Wenn Sie überzeugt sind, dass Liebe das Wichtigste ist, dann stehen Sie jetzt auf und gebärden: ….

→ Das Ergebnis ist durchwachsen:

Und Sie haben natürlich Recht: Alle drei – Glaube, Hoffnung und Liebe sind wichtig. Trotzdem gibt es im Neuen Testament einen klaren Sieger: die Liebe

→ Das Ergebnis ist deutlich:

Und Sie haben Recht: Aus der Sicht des Neuen Testamentes ist die Liebe das Wichtigste.

Eigentlich ist das erstaunlich. Eigentlich erwartet man, dass in der Religion, dass in der Kirche der Glaube das Wichtigste ist. Aber Paulus schreibt: Nun aber bleiben: Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen. Und auch Johannes stimmt zu: Gott ist die Liebe. Und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm (1. Johannes 4, 16b).

Jesus erzählt dazu eine Geschichte, nämlich das Gleichnis vom barmherzigen Samariter:

Da war ein Mensch unterwegs von Jerusalem nach Jericho, von einer Stadt in eine andere. Auf dem Weg wurde er überfallen. Räuber haben ihn ausgeraubt, verprügelt und schwer verletzt liegen gelassen.

Dann kommt ein Priester. Aber der Priester hilft dem Verletzten nicht. Er geht vorbei. Jesus erzählt nicht, warum der Priester nicht geholfen hat. Vielleicht musste er dringend wohin. Vielleicht hatte er Angst um seine eigene Sicherheit. Die Räuber könnten ja noch im Gebüsch lauern…

Vielleicht dachte er: Wenn ich dem Verletzten helfe, dann mache ich mir die Hände schmutzig, dann komme ich in Kontakt mit Blut und Dreck. Dann kann ich in der nächsten Zeit keinen Gottesdienst mehr feiern. Egal, was für Gründe er hatte: Der Priester entscheidet sich, weiterzugehen und dem Verletzten nicht zu helfen.

Nach dem Priester kommt ein Mesner vorbei, ein Mann, der sich darum kümmert, dass im Tempel von Jerusalem alles glatt läuft. Und auch der Mesner hilft dem Verletzten nicht, sondern geht weiter.

Danach kommt ein Samaritaner vorbei, ein Ausländer, der einen anderen Glauben hat. Der Mann aus Samaria bleibt stehen, leistet erste Hilfe und bringt den Verletzten in eine Einrichtung, wo man ihn weiter behandelt und versorgt.

Wer von den drei Menschen hat richtig gehandelt, fragt Jesus. Und die Antwort ist klar: Richtig gehandelt hat der Fremde, der Ausländer, der eine andere Religion hat. Er hat dem Verletzten geholfen.

Die Liebe ist das Wichtigste.

In der Liebe zeigt sich, was mein Glaube und meine Hoffnung taugen. In der Liebe zeigt sich, ob mich mein Glaube tatsächlich leitet. In der Liebe zeigt sich, ob mich meine Hoffnung wirklich trägt.

Nun aber bleiben: Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, wird unsere Sinne und Herzen in Jesus Christus bewahren.

♫ Lied: 075 Wo Menschen sich vergessen

Mehr lesen aus dem Magazin zum Thema Spiritualität

Diesen Artikel teilen

Haben Sie Fragen? Wir helfen Ihnen gerne.

Wenn Sie sich näher über unser Angebot informieren möchten, können Sie gerne Ihre
bevorzugte Kontaktmöglichkeit hinterlassen.

Oder rufen Sie uns an unter unserer Service-Nummer:

+49 180 2823456 (6 Cent pro Gespräch)