"Ohne die Liebe ist alles Mist" - Gereimte Predigt zu 1. Korinther 13
Estomihi, 19. Februar 2023

Liebe G‘meinde, liebe Leut,
um die Liebe geht es heut.
Im Radio wird sie viel besungen,
daheim wird oft um sie gerungen.
In der Kirche wird von ihr geredet,
und auch häufig um sie gebetet.
Selbst bei Diakoneo steht geschrieben:
Diakoneo, weil wir das Leben lieben.
Doch wenn man fragt, was Liebe ist,
dann weiß das keiner so gewiss.
Das Ganze fängt schon damit an,
wen man da eigentlich fragen kann.
Wenn man ‘nen Biologen fragt,
er dann ‘was von Botenstoffen sagt,
von Dopamin und Cortisol.
Das ganze Hirn sei damit voll,
wenn Liebe einen den Kopf verdreht,
der Hormonhaushalt kopfüber steht.
Da kann man sicher manches messen,
aber wird nicht ‘was Wichtiges vergessen?

 

Das Hohelied der Liebe (1. Korinther 13)
1Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und
hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine
klingende Schelle. 2Und wenn ich prophetisch reden könnte
und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte
allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte
der Liebe nicht, so wäre ich nichts. 3Und wenn ich alle meine
Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahingäbe, mich zu
rühmen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze.
4Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert
nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht
auf, 5sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre,
sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht
zu, 6sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut
sich aber an der Wahrheit; 7sie erträgt alles, sie glaubt alles,
sie hofft alles, sie duldet alles. 8Die Liebe höret nimmer auf,
wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das
Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören
wird. 9Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches
Reden ist Stückwerk. 10Wenn aber kommen wird das
Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. 11Als ich ein
Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind
und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat
ich ab, was kindlich war. 12Wir sehen jetzt durch einen Spiegel
in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht.
Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen,
gleichwie ich erkannt bin. 13Nun aber bleiben Glaube,
Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte
unter ihnen.

 

Tja, ob Ihr nun schon wirklich wisst,
was eigentlich die Liebe ist?
Fragen wir mal ‘nen Psychologen,
der sagt, seit der Steinzeit wird vorgezogen
von Frauen der starke Mann mit harten Sehnen,
von Männern die junge Frau mit guten Genen.
Über die Steinzeit sind wir da nicht hinaus,
sagt der Psychologe – und ich denk mir: So ein Graus!
So ein Gedanke ist ein recht schmaler,
als wären wir noch Neandertaler.
Tja, ob Ihr nun schon wirklich wisst,
was eigentlich die Liebe ist?
Frag ich dann meinen Soziologensohn,
der redet von Semantik und Interaktion,
von Beziehungen und Systemen,
von Mustern und Theoremen.
Sicher hat er mit all dem Recht.
Sicher ist das auch gar nicht schlecht.
Tja, ob Ihr nun schon wirklich wisst,
was eigentlich die Liebe ist?
Da hör‘ ich doch lieber auf die Dichter,
da hat die Liebe viele Gesichter:
himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt,
jugendlich frisch, nach vielen Jahren geübt.
Da hört man von Liebeskummer und Leidenschaft,
von Muße, Sehnsucht, Herzschmerz und Lebenskraft.
Hören wir uns da mal den Goethe an,
diesen berühmten, deutschen Mann:

Wenn dir's in Kopf und Herzen schwirrt,
was willst du Bessres haben!
Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt,
der lasse sich begraben.
Für Goethe ohne Liebe ist
ein Leben also ziemlich Mist.
Und Heinrich Heine hat geschrieben,
über die, die sich lieben:
Du fragst mich Kind, was Liebe ist?
Ein Stern in einem Haufen Mist.
Wenn man auf die Dichter hört,
ist die Liebe sehr begehrt.
Sie schreiben überschwänglich gar
oder man ist dem Abgrund nah.
Da hat die Liebe viele Seiten.
Das lässt sich wirklich nicht bestreiten.
Tja, ob Ihr nun schon wirklich wisst,
was eigentlich die Liebe ist?
Hören wir noch auf des Volkes Mund,
was Sprichwörter uns tun da kund.
Die kommen eher nüchtern daher,
rosarot klingen die nicht mehr.
Zum Beispiel: Die erste Liebe und der Mai
gehen selten ohne Frost vorbei.
Oder: Frauenlieb' und süßer Wein
kann morgen beides Essig sein.
Oder wie die Schwaben sagen,
die ihren eigenen Realitätssinn haben:

Die Liebe vergeht,
aber Hektar besteht.
Tja, ob Ihr nun schon wirklich wisst,
was eigentlich die Liebe ist?
Viele denken ja an Frau und Mann,
mit Sex man Liebe verwechseln kann.
Oder rosarot wird alles gesehen.
Ein Hochgefühl, nie darf‘s vergehen.
Man träumt sich hinauf in Himmel sieben.
Doch ist die Liebe einfach nur verlieben?
Wenn dann nicht kommt, was ich will,
dann ist‘s schnell um die Liebe still.
Dann sagt man: Jeder denkt nur an sich,
also lieb ich halt auch nur mich.
Tja, ob Ihr nun schon wirklich wisst,
was eigentlich die Liebe ist?
Hören wir doch besser mal in die Bibel rein,
von der Liebe redet die ganz fein.
So schreibt der Paulus ein Gedicht,
wirft auf die Liebe ein helles Licht.
Er redet da in Superlativen,
die ihn zum höchsten Lobpreis hieven.
Wenn auf der Welt hier gar nichts bliebe,
so wäre da am Ende doch die Liebe.
Sie ist das Beste, was es gibt.
Nichts ist es, wenn man nicht liebt.
Die Liebe, nur die Liebe bleibt.
Ob Paulus hier nicht übertreibt?

Ist Paulus ein Träumer, kein Realist,
der auch nicht weiß, was Liebe ist?
Nun, er schreibt ja nach Korinth,
wo viele sich nicht einig sind,
wie man den Glauben leben soll.
Manche treiben’s da recht toll.
Sie loben ihre Gnadengaben,
die sie von Gott erhalten haben.
Begeisterung nimmt ihren Lauf,
sie sind ganz charismatisch drauf:
Man kann doch machen, was man will,
der liebe Gott hält sicher still.
Auf ihre Großartigkeit sie bauen,
während sie auf andere runterschauen.
Sie halten sich für fromm und klug.
Für Paulus ist das freilich trug.
So hält er ihnen nun entgegen,
auf Großspurigkeit liegt halt kein Segen.
Selbst wenn du noch so super bist,
ohne Liebe ist alles Mist.
Stell dir vor: Du könntest wie die Engel beten,
könntest halten die besten Reden,
wüsstest alles auf der Welt,
gäbst den Armen dein ganzes Geld,
hättest einen Glauben riesengroß,
könntest singen ganz famos,
hättest ‘nen Kopf, der nichts vergisst -
ohne Liebe ist alles Mist.

Liebe heißt, mit dem andern leben,
immer wieder Schuld vergeben.
Nicht meinen, ich allein hab Recht.
Nicht reden über den andern schlecht.
Den Balken im eignen Auge sehen.
Versuchen, den andern zu verstehen.
Nicht bloß auf seinen Vorteil schauen,
sondern auf Gemeinschaft bauen.
Geduld haben, wenn der andre spinnt.
Sich freuen, wenn er sich wieder besinnt.
Nicht bitter werden und auch nicht blöd,
wenn mich der andre nicht versteht.
Nicht immer gleich sein Maul aufreißen,
sich lieber mal auf die Zunge beißen.
Über den Schaden anderer sich nicht freuen.
Die Wahrheit sagen, sie nicht einbläuen.
Ruhig bleiben, wenn die andern zoffen.
‘Was aushalten, ‘was glauben und auch ‘was hoffen.
So, liebe Gemeinde, wär‘s wohl gut umschrieben,
wenn Paulus sagt: du sollst lieben.
Bei allem, was du kannst und tust,
bei allem, was du lässt und musst,
wenn du die Liebe da vergisst,
dann merke: ohne Liebe ist alles Mist.
Am Ende kommt es nicht darauf an,
was du, sei es als Frau oder Mann,
Großartiges geleistet hast,
wieviel Orden dir verpasst.
Am Ende – Paulus hat’s geschrieben –
bleiben glauben, hoffen, lieben.
Und die Liebe davon die Größte ist,
denn ohne Liebe ist alles Mist.
„Warum?“, so könntet Ihr jetzt fragen.
Ich will’s euch mit Johannes sagen:
Es bleibt die Liebe, das ist wahr,
weil Gott Liebe ist ganz und gar.
Und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott.
Das ist das wahre heilig Wort
und auch die Antwort auf unsre Frage,
was man über die Liebe sage:
Weil Gott selber die Liebe ist,
drum ist ohne Liebe alles Mist.
Das ist‘s, was ich euch sagen will.
So bin ich schließlich jetzt am Ziel.
Und weil es auch zur Liebe gehört,
dass rechtzeitig eine Predigt aufhört,
sagt ihr jetzt alle in Gottes Namen,
am Ende der Predigt lautstark: Amen.


Pfarrer Norbert Heinritz

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