Predigt vom Ostermontag, 13. April 2020

Predigt zu Lukas 24, 36-49; Ostermontag, 13. April 2020, 9.30 Uhr; St. Laurentius, Neuendettelsau; Pfarrerin Karin Lefèvre

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

Liebe Gemeinde,

Ostern ist schon ein seltsames Fest. Über Seltsames lachen wir gerne, oft aus Unsicherheit. Unsicherheit ruft ja bisweilen recht verschiedene Reaktionen hervor. Lukas beschreibt Folgende:

Zunächst Ratlosigkeit – bei den Frauen, die, als sie den Leichnam Jesu salben wollen, den Stein weggewälzt finden. Darum erzählen sie alles, was sie am Grab erlebt haben und was ihnen von den Engeln erklärt worden ist, den Jüngern. Doch die halten das alles für leeres Geschwätz und glauben kein Wort.

Na ja, Petrus glaubt nicht einmal seinem Unglauben, denn er macht sich auf zum Grab, um sich selbst ein Bild zu machen.

Seine Reaktion, nach Lukas: Er wundert sich.

Dann haben wir in der Lesung die Fortsetzung all dieser Berichte gehört, nämlich von den beiden Jüngern, die auf dem Weg nach Emmaus sind. Die reden und reden und reden - weil sie mit dem, was sie bislang über den „angeblich“ Auferstandenen gehört haben, einfach nicht fertig werden.

Als der Fremde zu ihnen stößt und sie fragt, worüber sie denn so intensiv miteinander reden, reagieren sie traurig. Bis Jesus sich ihnen nach etlicher Zeit und einem langen Gespräch zu erkennen gibt.

Wenn wir also all die ersten Reaktionen auf die Nachricht von Jesu Auferstehung zusammenfassen, dann haben wir: Ratlosigkeit, Erschrecken, Abwertung, Eigeninitiative und Nachforschung, Reden ohne Ende und Trauer.

Dämmert da was? Erleben wir all das nicht auch gerade in diesen Wochen, da wir mit der Pandemie konfrontiert sind, die unser gesamtes bislang gewohntes Leben über den Haufen wirft?!

Hören wir deshalb genau hin, wie es danach bei den Jüngern weiterging:

Lukas 24, 36-49

36 Als sie aber davon redeten, trat er selbst mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch!

37 Sie erschraken aber und fürchteten sich und meinten, sie sähen einen Geist.

38 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? 39 Seht meine Hände und meine Füße, ich bin's selber. Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe.

40 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und Füße.

41 Da sie es aber noch nicht glauben konnten vor Freude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen?

42 Und sie legten ihm ein Stück gebratenen Fisch vor. 43 Und er nahm's und aß vor ihnen.

44 Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und Psalmen. 45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden, 46 und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass der Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; 47 und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Von Jerusalem an 48 seid ihr dafür Zeugen.

49 Und siehe, ich sende auf euch, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.

Möchten Sie sich noch ein wenig weiter wundern? Ja? - Dann verrate ich Ihnen jetzt, wie dieses Treffen zwischen Jesus und seinen Jüngern ausgeht:

50 Jesus führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie.,51 Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.

Hoppla, da machen wir ja gerade einen gewaltigen Sprung. Hätten diese beide Verse zusammen mit dem gerade vorgelesenen Predigttext nicht besser bis zum 21. Mai, also bis zu Christi Himmelfahrt, warten sollen?

Zum Glück nicht. Oder sollte ich besser sagen: Gott sei Dank nicht?!

Christi Himmelfahrt wird am 40. Tag nach dem Ostersonntag gefeiert. Also ist Jesus 40 Tage lang seinen Freunden immer wieder erschienen – und trotzdem erschrecken sie ganz offensichtlich jedes Mal neu bis ins Mark. „Sie erschraken aber und fürchteten sich und meinten, sie sähen ein Gespenst!“ Dabei hatten sie sich doch gerade über ihre verschiedenen Begegnungen mit dem Auferstandenen ausgetauscht.

Ist das nicht tröstlich! Mich erleichtert das ungemein, weil ich nämlich auch vieles nicht verstehe und immer wieder neu erschrecke, wenn ich damit konfrontiert werde.

Und damit bin ich offensichtlich in guter Gesellschaft. Es ist ja nicht so, dass ich überhaupt keine Ahnung habe. Im Gegenteil: Meine Bibliothek ist – typisch Pfarrerin – ziemlich umfangreich. Da finden sich Bücher zu vielen Fachgebieten und natürlich auch über das Neue Testament und sogar speziell zur Auferstehung. Und irgendwie erinnern sie mich ein wenig an die Emmaus-Jünger, die reden und reden und reden und doch dabei ratlos bleiben. Und ich denke, das gehört bis zu einem gewissen Grad auch da hin.

Denn in einem sind sich die Evangelien einig: Den auferstandenen Jesus hat kein Mensch zunächst erkannt. Das heißt doch, dass sein Aussehen ganz anders gewesen sein muss, obwohl die Wundmale von der Kreuzigung noch da waren.

Verschlossene Türen und Wände stellen für den Auferstandene kein Hindernis dar. Aber den Vergleich mit dem Gespenst lehnt Jesus offensiv ab: Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen.

Und als das nicht ausreicht, isst er vor aller Augen ein Stück gebratenen Fisch. Und dann kommt etwas, das sehr wichtig sein muss und was wir direkt davor schon bei den Emmaus-Jüngern gehört haben:

„Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden.“ (V. 45)

Das heißt doch eindeutig, dass es ohne „göttliche Nachhilfe“ nicht zu verstehen ist, was an Ostern passiert ist.

Was brauchen wir? Was hilft uns?

Als erstes, würde ich sagen, brauchen wir alle eine gehörige Portion Demut. Und das sage ich im Blick auf eine bestimmte Überheblichkeit, mit der so manche Christinnen und Christen auf andere herabsehen, die sich mit Ostern und dem leeren Grab schwer tun. Ich liebe die Worte von Manfred Hausmann, die unter dem Lied 117 stehen:

Dass er durch Mauern drang und verriegelte Tür –

unglaublich, legendär?

War wohl ein Armenhaus,

lehmig, porös

für Wunschträume.

Durch unseren Beton, sachlich und kühl,

wäre ER schon nicht gekommen.

Kam aber, unvermutet wie einst

durch mehr als Granit und Stein,

durch mein Verschlossensein.

Kam aber, mit diesem Friedensgruß.

Friede sei mit euch – mit diesen Worten tritt Jesus zu den Seinen.

Wo aber Jesu Friede herrscht, ist kein Raum für Überheblichkeit und Besserwisserei.

Wo Jesu Friede herrscht, da ragt das Reich Gottes bereits in unsere Welt. Und da beginnt sich uns das Wesen der Auferstehung zu erschließen, so dass wir ahnen und spüren: Auferstehung beschränkt sich nicht auf etwas, das nur in einer anderen Welt und in einem anderen Leben passiert. Auferstehung, auch meine eigene, sie ragt schon jetzt in mein Leben hinein und will beginnen, mich zu verwandeln – hier und jetzt.

Wenn ich wirklich an die Auferstehung glaube, ohne alles verstehen zu müssen, dann verändert sich schon zu Lebzeiten mein Denken und Fühlen. Dann erlebe ich zwar diese Zeit der Pandemie, dann berühren mich die Bilder von überfüllten Intensivstationen und Kühlwägen voller Verstorbener, aber weder die damit verbundene Panik kann mich anstecken noch der Egoismus, der erst einmal nur für sich und für die eigenen Leute sorgen will.

Dann vertraue ich darauf: Der Friede, den Jesus uns verkündet und gebracht hat, der lässt sich nicht aufhalten, nicht wegschließen, nicht wegreden und auch nicht auf die eigene Interessengruppe beschränken. Der Friede des Auferstandenen, er dringt durch verschlossene Türen und durch dicke Mauern.

Es ist ein Friede, darauf bestehen die namentlichen Autoren, der die ganze Schöpfung einschließt. Auch ihr Seufzen, auch ihre Sehnsucht nach Erlösung werden gehört.

Die Auferstehung Jesu verheißt der ganzen Schöpfung Erlösung und Erneuerung. Darauf wartet die ganze Welt. Auf diesen Moment, in dem jenes Auferstehungserleben und jene Auferstehungsmacht durch sie hindurchfegt und sie mit der Herrlichkeit Gottes erfüllt, so wie Wasser das Meer bedeckt.

Alles Wissen, das wir haben, ist Stückwerk, bruchstückhaft, unvollkommen, schreibt der Apostel Paulus. Doch das hält ihn nicht davon ab, auf die Kraft der Auferstehung zu vertrauen und sich mit all seiner Energie dafür einzusetzen, als Botschafter des Auferstandenen tätig zu sein.

Lassen auch wir uns von diesem Frieden, den Christus auch uns anbietet, erfüllen und verändern. Unsere Welt braucht Menschen, die dazu bereit sind – überall und in jedem Alter.

Amen

Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! Ihr Boten, die ihr Hoffnung gebt, führt mich zum Auferstandnen hin, dass ich bei ihm geborgen bin! Herr, steh mir bei!

EG 117 Der schöne Ostertag ….

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