Predigt zum Jubelkonfirmations-Gottesdienst, 14. Juli 2024, Pfarrer Dr. Peter Munzert

Liebe Jubelkonfirmandinnen und Jubelkonfirmanden, liebe festliche Gemeinde!

1. Gott gibt, was wir zum Leben brauchen.

Ich habe ein Glas Honig dabei. Ein kleines Gläschen Honig, es hat Koriandergeschmack, so wie wir es im Bibeltext gehört haben. Da es um das Manna geht, das Gott vom Himmel regnen lässt und keiner so genau weiß, was dieses Man-Hu oder Manna eigentlich ist, greifen wir gerne auf Martin Luther zurück. Er hat es so nett übersetzt: „Es ist wie weißer Koriandersamen und hat einen Geschmack wie Semmel und Honig.“ Wir wissen nicht, wie Luther darauf kam, aber es klingt fast ein wenig nach einem sonntäglichen Frühstück, das hier im Bibeltext serviert wird.

Wir alle kennen die Redensart: „Das Leben versüßen!“ Mit etwas Süßem das Saure und Bittere vertreiben. Wie auch immer. Das Volk Israel hat um sein Leben gebangt. Es hat gemurrt. Es sehnte sich nach den Fleischtöpfen Ägyptens zurück, als es in der Wüste verängstigt ausharrte. Im Rückblick wurde es schön gemalt, was es in Ägyptern alles zu essen gegeben hatte.

Gott hört die Sorge und die Klage des Volkes Israel. Er hört das Murren der verzweifelten Menschen. Er spricht zu Mose: Ich kümmere mich, ich sorge, ich werde mein Volk nicht allein lassen. Ich will ihnen beistehen und ihnen helfen.

Die Geschichte erzählt weiter, dass das Volk Israel alles zu essen bekommen hat, was es braucht. Es regnete Wachteln und Manna, für jede Familie in ausreichender Menge.

Es war wohl in diesem Moment so, als würden sich Himmel und Erde begegnen, als würde Gott sich herabbeugen zu den Menschen in ihrer Not und ihnen geben, was Sie zum Leben brauchen.

Und Gott gibt in ausreichender Menge. Er gibt jedem und jeder genau das, was er oder sie für einen Tag braucht. Dies wird in dem Bibeltext extra betont. Alle sammeln unterschiedlich viel ein. Doch am Ende hat jeder genau das, was er für seine Familie braucht. Gott gibt es, genau das, was wir brauchen.

2. Dieser süße Honig steht für die Gottesnahrung auf unserem Lebensweg

Wenn Sie heute, nach 25, 50, 60 oder 70 Jahren auf Ihre Konfirmation zurückblicken, auf ihre Jugendzeit, als sie 13 oder 14 Jahre alt waren, dann stellen sich sicher die einen oder anderen Fragen ein. Denn ich bin sicher, die vergangenen 25, 50, 60 oder 70 Jahre sind sicherlich nicht immer so glatt abgelaufen, wie Sie, wie wir es gerne gehabt hätten.

Es gab sicher Wüstenzeiten, ganz im biblischen Sinn. Zeiten der Dürre, Hungerperioden, Zeiten der Verunsicherung, der Sorge und Verzweiflung, Zeiten der Veränderungen und immer Aufbrüche und Neuanfänge.

Wie oft haben Sie Menschen verabschiedet und losgelassen, wie oft sind Sie umgezogen, haben neue Wege im Leben eingeschlagen? Es geht ja noch weiter. Es liegen noch einige Etappen des Lebensweges von Ihnen, vor uns allen.

Mit Ihrer Konfirmation haben Sie Vertrauen zu Gott gefasst und sich vor vielen Jahren zu ihm bekannt, und Gott hat sich zu Ihnen bekannt und Sie mit seinem Segen als mündige Menschen auf die Welt losgelassen. Gott hat zugesagt, dass er mit Ihnen geht, Sie begleitet, durch alle Höhen und Tiefen hindurch. Ich bin sicher, dass Sie Gott oft in ihrem Leben gespürt haben, seine Nähe und Hilfe erfahren haben, ihn aber manchmal in Ratlosigkeit auch vermisst habe.

Und für all diese Zeiten steht auch dieser Honig, für das Manna, für die Gottesnahrung, die - in welcher Form auch immer - uns im Leben begleitet.

3. Gott schenkt sich selbst.

Jesus sagt von sich im Neuen Testament: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird ewig leben (Johannes 6,51).

Gott schenkt sich uns selbst. Wir erfahren Gott in unserem Leben sicher auf sehr unterschiedliche Art und Weise. So wie wir verschiedene Personen hier sind, so ist auch unser Glaube vielfältig, bunt und vielleicht manchmal sogar widersprüchlich. So erfahren wir auch Gott in unserem Leben sehr unterschiedlich. Für die einen ist er eine sehr konkrete, menschliche Gestalt, mit einem Gesicht vor Augen und sehr nahe am eigenen Herzen. Für die anderen bleibt Gott ein weit entferntes Geheimnis. Ein Geheimnis, das nicht so einfach zu greifen, aber doch eine Realität in unserem Leben ist, die uns heute hier in diesem Gottesdienst zusammengebracht hat.

Wir erfahren Gott unterschiedlich in unserem Leben. Nicht immer so, wie wir es uns wünschen oder direkt vorstellen. Manchmal auch ganz anders. Für das Volk Israel fielen die Liebe zu Gott und das tägliche Brot in eins zusammen.

Und wenn Jesus im Neuen Testament sagt: Ich bin das lebendige Brot, das Brot des Lebens, das Brot, das vom Himmel kommt, so haben auch wir teil an Gott. So ist dieses Brot des Lebens unser Honig, kräftigend und süß. Damit haben wir Teil an Jesus Christus und sind mit ihm ein Stück vereint. Darin wächst auch das gegenseitige Vertrauen. Dass er uns durch unser Leben hindurch begleitet und weiterhin Kraft und Stärke gibt, jeden Tag in der Menge, die wir brauchen.   

Amen