Predigt vom Sonntag, den 30.09.2018

Predigt am 18. Sonntag nach Trinitatis, 30.09.2018

Jakobus 2, 1-9

St. Laurentius Neuendettelsau

Pfr. Dr. Peter Munzert

Liebe Gemeinde!

1. „Kirchenbretter …“ – so heißt diese kleine Kunstaustellung, die wir ab heute in unserer Kirche bestaunen können. Künstler aus dem Bereich Wohnen haben sie gestaltet. Ich darf Ihnen die Künstler vorstellen. Es sind Sandra Simon, Christian Gerberich, Özkan Cetin, Brigitte Leupold und René Seidel. Einige von ihnen sind heute anwesend. Die künstlerische Leitung hat Christa Grieshammer. Sie ist pädagogische Fachkraft und Beauftragte für die Kunstwerkstatt im Bereich Wohnen.

Die Künstler haben mit bunten und kräftigen Farben ausdrucksstarke Bilder von Kirche gemalt. Die Motive passen sich der Form der Bretter an. Es sind Kirchtürme oder Kreuze. Sie sind hier in der Kirche verteilt, die meisten im Kirchenschiff. Einige finden sich auch im Chorraum. Auf einigen Brettern haben die Künstler in Stichworten zusammengefasst, wie sie Kirche sehen:

Kirche ist für uns: vielseitig, inklusiv, lebendig, modern, bunt, inspirierend, begeisternd, aktuell.

Dies sind erstaunliche und auch für mich begeisternde Merkmale von Kirche.

Weiter haben sie geschrieben:

Kirche ist beziehungsreich, sie stiftet Gemeinschaft und eröffnet Zukunft. Sie ist der Ort des Glaubens und Bekennens. In ihr wirkt Gottes Segen. Sie ist voller Energie und heilig.

Glauben, beten, bitten und danken – das tun Menschen in der Kirche.

Dies macht Kirche aus in den Augen der Menschen, die hier in Neuendettelsau leben und beinahe täglich die Kirche sehen, oft so nahe, dass sie ständig daran vorbeigehen. Es sind Bilder von Kirche, so wie sie gerade jetzt wahrgenommen wird, wie sie erlebt wird. Aber darin drückt sich auch der Wunsch aus, dass Kirche weiterhin so sein möge, modern, bunt, inspirierend, begeisternd, aktuell. Und es wird gezeigt, welcher Geist in ihr leben möge und was sie für Menschen bedeuten solle – und zwar möge sie Gemeinschaft stiften und Zukunft eröffnen.

Das sind lebendige, aus dem Leben kommende Alltagsbeschreibungen, was Kirche sein kann. In klare Worte gefasst zeigen sie ein eindeutiges Profil von einer lebendigen und zeitgemäßen Kirche.

2. Ich habe an dem heutigen Predigttext aus dem Jakobusbrief festgehalten, ebenso an den Lesungen für diesen Sonntag im Kirchenjahr. Sie betonen die Gesetze, die Gebote und Ordnungen der Heiligen Schrift. Das ist jetzt ein Kontrast zu den bunt bemalten Kirchenbrettern.

Ich möchte Ihnen dazu einige Verse, nicht alle, aus dem Predigttext vorlesen:

Jakobus 2, 1-9

Aus diesen Versen spricht für mich zunächst vor allem eines: Menschen sollen nicht nach ihrem Äußeren beurteilt werden, nicht nach ihrem Ansehen oder danach, ob sie arm oder reich sind, sondern wir sollen ihnen mit Mitmenschlichkeit und Liebe begegnen. Jakobus spricht deutliche Worte. Er erinnert daran, wie schnell wir Fehlurteile fällen, wenn wir Menschen begegnen, wie schnell wir über andere richten, ohne unsere Mitmenschen richtig zu kennen. Und er mahnt Gerechtigkeit an. Gerechtigkeit und Frieden mögen Maßstäbe unseres Handelns in der Gesellschaft sein. Eigentum verpflichtet, ein sozialer Ausgleich ist vonnöten, wenn ich meinem Bruder oder meiner Schwester mit echtem Glauben begegnen will.

All diese Ermahnungen fließen ein in das Doppelgebot der Liebe: Liebe deinen Nächsten, deinen Mitmenschen wie dich selbst.

Das sind christlich-diakonische Grundsätze, die auch heute noch so gelten und uns alltäglich beschäftigen.

3. Ich sehe beides zusammen: Die klaren Worte des Jakobus und die kräftigen Farben der Kirchenbilder. Die Ernsthaftigkeit des Glaubens auf der einen Seite und den Wunsch nach einer offenen, vielseitigen und modernen Kirche auf der anderen Seite.

Der Jakobusbrief ist viel kritisiert worden: Er sei zu streng und zu gesetzlich, viel zu moralisch, er fordere zu viel Ethik, zu viele gute Werke. Wir seien doch allein aus der Gnade Gottes, aus seiner Liebe heraus, längst erlöst und gerechtfertigt, wie es der Apostel Paulus immer wieder betont.

Ja, man kann ihn so lesen, und doch wissen wir, wir benötigen in unserer Gesellschaft Regeln und Ordnungen, ohne die ein gelingendes Zusammenleben nicht geht. Ich betone, wir brauchen gute Regeln, sozial orientierte Regeln, Ordnungen, die ein Leben in Gemeinschaft und Gerechtigkeit ermöglichen. Gerade die Frage von Armut und Reichtum wird immer drängender. Die soziale Schere öffnet sich wieder weiter. Die mahnenden Worte des Jakobus haben auch heute nichts von ihrer Bedeutung verloren.

So braucht es in unserer Kirche beides. Die Offenheit und Lebendigkeit, aber auch Verbindlichkeit und Strukturen. Beides gehört zusammen und muss zusammengehen. Das eine geht nicht ohne das andere.

Ich bin den Künstlerinnen und Künstlern dankbar für ihre Phantasie, für ihr kreatives Engagement, für die tollen Kirchenbretter, aber auch für ihr Nachdenken über das Wesen von Kirche.

Sie haben das letzte Wort:

Kirche ist für mich ... ein Ort, der Gemeinschaft stiftet und Zukunft eröffnet, ein Ort des Glaubens, des Bekennens. In ihr wirkt Gottes Segen. Sie ist voller Energie und heilig.

Amen.

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