11-Uhr-Andacht am 15. Juni 2020

Ansprache zu Lukas 10,16a (Wochenspruch); 11-Uhr-Andacht am Montag, 15. Juni 2020; St. Laurentius, Neuendettelsau, Pfarrer Oliver Georg Hartmann

Gestern hat die Trinitatiszeit begonnen. Die Paramente sind grün und wechseln nur noch selten. Mitunter ist die Rede von der „festlosen Zeit“ im Kirchenjahr. Diese Rede verkennt freilich, dass jeder Sonntag ein kleines Osterfest ist und dass das Geschenk des neuen österlichen Lebens das Generalthema bildet. Das Licht von Ostern beleuchtet also erst alle anderen Glaubens- und Lebensthemen und die vielfältigen Sonntage nach Trinitatis. Und jeder Sonntag entfaltet auf unterschiedliche Weise dieses Evangelium. Der gestrige 1. Sonntag nach Trinitatis hat die Apostel und Propheten zum Thema. Gott sendet und wählt einzelne Personen, die er mit einem Auftrag ausstattet. Diese Personen sollen Gottes Botschaft weitertragen. Von einer Person, die mir Christus brachte, möchte ich heute erzählen - ganz im Sinne unseres Wochenspruches:

Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich.

So wie der Glaube ein Geschenk ist, nicht selbst gemacht, sondern auf mich gekommen, so wurde ich im vergangenen Jahr – relativ plötzlich – an meine alte Heimat und an meine Wurzeln erinnert. Erinnert an die Väter und Mütter des Glaubens – dankbar, ein Glied in der Kette der Generationen und nicht allein zu sein. 

Als mich mitten im Dezember ein Anruf einer alten Frau aus der Nähe von Jena erreichte, war ich tendenziell genervt. Nicht auch noch das!, stimmte es in mir an. Ich rief zurück, und plötzlich wurde ich in meine Kinder- und Jugendzeit zurückversetzt. Sie suchte Bilder von Tante Lotti, da sie einen Artikel zu ihrem Leben und tiefem Glauben schreiben wollte. Plötzlich war eine Tür in die Vergangenheit aufgeschlagen und wir kamen ins Gespräch. Wie im Fotoalbum blätternd tauschten wir Erinnerungen aus: Tante Lotti, das war unsere Katechetin. Schon meine Großmutter spielte bei ihr das Krippenspiel und besuchte die Junge Gemeinde, meine Mutter ging bei ihr in die Christenlehre, und als ich soweit und Tante Lotti seit Jahrzehnten im Ruhestand war, aß sie alle vier Wochen bei uns nach dem Gottesdienst zu Mittag und erzählte vom Glauben, vom Leben, von Geschichte und Glaubensgeschichten. Jeden Monat verfasste sie einen Brief zum Monatsspruch und verteilte diesen in die Häuser unserer Gemeinde. Und als wir am Telefon so sprachen, fragte ich ich die ältere Dame, ob sie denn diese Monatsbriefe noch besäße und ob sie so nett wäre, mir diese zur Vervielfältigung zu überlassen. Sie stimmte zu. Und seitdem besitze ich einen Schatz.

So steht geschrieben beim Evangelisten Lukas im 10. Kapitel: Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich.

Amen.

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