11-Uhr-Andacht am 28. Mai 2020

Ansprache zu Johannes 5, 5-8; 11-Uhr-Andacht am Donnerstag, 28.05.20; St. Laurentius, Neuendettelsau; DS Heike Geßner

Glockengeläut

Musik

Votum und Begrüßung

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle zu dieser Andacht.

Mein Name ist Heike Geßner.

Friede sei mit euch.

Beginnen möchte ich mit der heutigen Tageslosung aus dem Psalm 25:

Wende dich zu mir und sei mir gnädig, denn ich bin einsam und elend.

Wie geht es Ihnen, haben Sie auch den Eindruck, dass sich das Leben so langsam normalisiert?

Inzwischen könnte man das in mancher Hinsicht meinen, weil man zum Beispiel wieder fast überall einkaufen kann. Auch die Cafés sind allmählich wieder gut besucht, wie wir bei einem Ausflug sehen konnten. Allerdings stimmt das nur teilweise - die Bewohner der Altenheime müssen beispielsweise immer noch alleine im Zimmer essen und haben sehr wenig Kontakt zu anderen. Aber auch hier ist ein Fortschritt zu sehen, im Stählin-Heim beginnt zum Beispiel diese Woche die Tagespflege wieder.

Wir hoffen, dass wir auch bald wieder gemeinsam in der Kirche sein können, vielleicht ab Juli, obgleich es ein großer Fortschritt ist, dass wir auch digital, beispielsweise auch über das Fernsehen, Gottesdienste sehen können. Aber Gottesdienst lebt von Gemeinschaft. Und gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, Trost durch Gottes Wort zu finden.

Bibelwort und Auslegung

Die heutige Bibelstelle ist der Lehrtext zur Tageslosung und steht bei Johannes 5, 5 – 8:

Dort lag auch ein Mann, der schon 38 Jahre krank war. Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, dass er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt, wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!

Es geht um Gesundheit. Wie heute auch. Wir sorgen uns wegen des neuen Virus, das uns und die ganze Welt heimgesucht hat, sehr um unsere Gesundheit und die Gesundheit der anderen.

In dem Bibeltext geht es um eine Wunderheilung. Es geht nicht um eine sachliche Darstellung von Krankheit, sondern um eine Botschaft, um Lebenserfahrungen und Deutungen. Es geht um die Theologie, um Gott und den Glauben an ihn.

Damals war der Bethesda-Teich ungefähr das, was heute Lourdes ist, ein Ort, von dem man sich Wunder versprach. Schaut man sich das Gespräch an, so wird deutlich, dass der Kranke gar nicht auf Jesus‘ Frage antwortet. Er wird gefragt: Willst du gesund werden? Er antwortet nicht ja oder nein, sondern zählt auf, was ihn darin hindert, in den Teich zu kommen, er verweist also auf die äußeren Umstände. Er ist schon sehr lange krank, 38 Jahre, und er scheint hoffnungslos.

Dass Jesus also fragt: Willst du gesund werden? Was für eine Frage, könnte man denken. Es kann aber auch bedeuten: Willst du noch Veränderung, bist du bereit für Veränderung?

Jesus fordert ihn dann auf: Steh auf, nimm dein Bett und geh! Natürlich will jeder gesund werden, aber wie soll er das, wenn er sich nicht bewegen kann? Kann er es ohne fremde Hilfe schaffen? Es scheint so, dass er sich sehr darauf konzentriert, welche Umstände ihn daran hindern, zum Teich zu kommen. Er lässt gedanklich gar keine anderen Möglichkeiten zu.

Jesus bemitleidet ihn nicht, heute würde uns das nicht sehr empathisch vorkommen, er geht überhaupt nicht auf das ein, was er sagt, warum er nicht zum Teich kommen kann.

Offenbar ist der Mann nicht nur körperlich gelähmt, sondern auch in seinem Denken, in seiner Einstellung. Die Aufforderung Jesu, aufzustehen, könnte auch heißen: „Überlege, was gehen könnte, was möglich wäre, und tu' das“.

Jesus geht offenbar davon aus, dass die Lähmung von innen kommt. Es geht vielleicht um die eigene Verantwortung. Will ich mich aus den Lähmungen befreien und einen neuen Weg gehen? Welche Lähmungen gibt es in meinem Leben? Was hindert mich?

Gott hilft dir, gibt dir das Vertrauen in deine eigenen Fähigkeiten. Vielleicht nicht immer so spektakulär und so schnell wie in der Geschichte, aber es geschieht. Aktuell ist es so, dass die sozialen Einschränkungen krank machen. Es ist nicht das Virus, sondern die Einsamkeit. Der fehlende soziale Kontakt. Auch das kann zu Depressionen führen oder zu weniger Lebenswillen. Aber auch hier kann es gelingen, andere Wege zu finden, wie man mit anderen in Kontakt bleiben kann.

Die Angst vor Erkrankung, Angst vor Arbeitslosigkeit, Angst vor dem wirtschaftlichen Aus und das Gefühl, dem ohnmächtig ausgeliefert zu sein, macht auch krank.

Aber auch viele, die in große finanzielle Schwierigkeiten gekommen sind, weil ihre Unternehmen unter dem Lockdown leiden, ich denke hier zum Beispiel an Gaststätten, Hotels und andere Dienstleister, haben kreative Wege gefunden, aus der Krise besser herauszukommen.

Menschen brauchen die Aussicht auf das Licht am Ende des Tunnels.

Menschen sind keine Maschinen. Wir alle sehnen uns danach, Hoffnung haben zu können. Ein Mensch ohne Hoffnung ist arm, er leidet, er kann in ein tiefes Loch fallen.

Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt, wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!

Wie kann ich also das Leben trotz der noch bestehenden Einschränkungen so gestalten, dass ich das Bestmögliche daraus mache? Wie kann ich mir und anderen selbst helfen? - Was uns helfen kann, ist das Vertrauen auf Gott.

Vertrauen darauf, dass wir die Kraft haben, andere Wege zu beschreiten, Wege, die uns vielleicht noch gar nicht in den Sinn gekommen sind.

Aber auch, dass wir Geduld haben können, dass die Zeit kommt, in der es wieder besser wird.

Vertrauen darauf, dass wir die Kraft dafür von Gott bekommen. Dass wir nicht alles selbst schaffen müssen, sondern dass wir getragen werden. Meine Hoffnung ist, dass wir auf Gott vertrauen können. Das bedeutet konkret:

Gott wird uns helfen, indem er uns die richtigen Gedanken und Impulse schickt. Gott wird uns helfen, indem wir Kraft haben und Kraft bekommen, mit der Situation zurechtzukommen. Diese Kraft und auch die richtigen Gedanken und Impulse können wir im Gebet erbitten.

Wir wünschen allen, die unter dem, was die Corona-Krise mit sich bringt, leiden, viel Kraft und Gottes Segen, damit sie die Situation meistern können.

Wir bitten darum, dass Gott uns dabei hilft, den richtigen Weg zu finden, damit wir im Sinne der Mitmenschlichkeit und der Vernunft handeln können.

Amen

Liedvers

Frau Grünert spielt für uns das Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ im EG unter der Nummer 65/7

Wir beten mit einem Fürbittengebet:

Allmächtiger, barmherziger Gott,

du bist uns Menschen gleich geworden in Christus,

deinem Sohn. Er herrscht mit dir über Himmel und Erde und tritt für uns ein.

Durch ihn bitten wir dich:

Für alle, die Christus als den wahren Herrn verkünden,

gib ihrem Zeugnis Kraft durch deinen heiligen Geist.

Für alle, denen du Macht über andere verliehen hast:

Gib ihnen den Mut, den Menschen zu dienen.

Für alle, die Angst haben vor der Zukunft:

Stärke ihr Vertrauen auf Christus und seine Gegenwart.

Für alle, die sich nach Trost und Hilfe sehnen:

Sende sie in der Kraft deines Geistes.

Für alle, die in den Tagen unterwegs sind:

Behüte sie auf ihren Wegen und führe sie gut ans Ziel.

Vater unser im Himmel,

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Segen

Die Zeiten aktuell sind immer noch nicht einfach, alles ist anders als wir es gewohnt sind. Ich wünsche Ihnen für den heutigen Tag, dass alles, was Sie sich vorgenommen haben, so gut wie möglich gelingt und dass Sie zuversichtlich in die Zukunft sehen können.

Mit dem Segen möchte ich diese Andacht beschließen: Gott des Friedens, Herr Jesus Christus, leite mich auf dem Weg der Hoffnung und schenke mir deinen Frieden, deine Liebe und Stärkung durch deinen Geist.

So segne dich der dreieinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Amen. 

Mehr lesen aus dem Magazin zum Thema Spiritualität

Diesen Artikel teilen

Haben Sie Fragen? Wir helfen Ihnen gerne.

Wenn Sie sich näher über unser Angebot informieren möchten, können Sie gerne Ihre
bevorzugte Kontaktmöglichkeit hinterlassen.

Oder rufen Sie uns an unter unserer Service-Nummer:

+49 180 2823456 (6 Cent pro Gespräch)