11-Uhr-Andacht am 17. März 2020

Ansprache zu Habakuk 2,20; 11-Uhr-Andacht am Dienstag, 17. März 2020; St. Laurentius, Neuendettelsau, Pfarrer Oliver Georg Hartmann

Der Herr ist in seinem heiligen Tempel. Es sei stille vor ihm alle Welt.

Von Altbischof Wilhelm Stählin, der durch seine Tante Therese Stählin auch mit Neuendettelsau verbunden ist, stammt das schöne Wort von der Diakonie der Stille. Wir werden in diesen Tagen gezwungen, unser Leben stiller zu gestalten. Vieles Schöne, uns Vertraute und Liebe, wird verstummen: Kein Spielplatz-Getümmel, keine Konzertbesuche, keine gemeinsamen Mahlzeiten und kein Posaunenchor. Das erschreckt uns vielleicht, und dieses Erschrecken dürfen wir getrost vor Gott bringen - in aller Ernsthaftigkeit und Klage. Diese Stille ist nicht gut. Und doch: Stille kann auch heilsam sein. Heilsam, weil sie uns einlädt, den Blick im Lärm des Alltags auf das zu richten, „was Not tut“. 

Der Herr ist in seinem heiligen Tempel. Es sei stille vor ihm alle Welt. In der Stille können wir vielleicht den Blick auf das richten, was in der Stille immer schon getan wurde und wird, was aber in der Rastlosigkeit und Lautstärke unseres Alltags mitunter verloren geht und in diesen Tagen besonders gefährdet ist, nämlich auf den stillen Dienst unserer vielen Pflegerinnen und Pfleger, unserer Ärzte und Ärztinnen, Erzieherinnen und Lehrer. Sie alle müssen in der Stille die Stille ganz neu gestalten: Wenn die Besucherkontakte auf der Station entfallen und doch ein Gespräch am Bett vonnöten ist, wenn die Kinder und Schüler plötzlich in ganz neuen Gruppen und unter fremder Begleitung versorgt werden müssen.

Der Herr ist in seinem heiligen Tempel. Es sei stille vor ihm alle Welt. Die Stille kann uns Angst machen. Die Stille kann uns aber auch bereit machen. Vielleicht entdecken wir, wenn die Stille in unserem Land wieder vorbei ist, die Diakonie der Stille ganz neu.

Amen.

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