11-Uhr-Andacht am 6. April 2020

Ansprache zu 1. Timotheus 2,4; 11-Uhr-Andacht am Montag, 6. April 2020; St. Laurentius, Neuendettelsau; DS Heike Geßner

Glockengeläut

Musik

Votum und Begrüßung

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle zu dieser Andacht.

Mein Name ist Heike Geßner.

Friede sei mit euch.

Beginnen möchte ich mit einem Wort von Dietrich Bonhoeffer:

„Wer Gemeinschaft will ohne Alleinsein, der stürzt in die Leere der Worte und Gefühle… Christen, die nicht allein mit sich fertig werden können, […] hoffen in der Gemeinschaft anderer Menschen Hilfe zu erfahren. Meist werden sie enttäuscht und machen dann der Gemeinschaft zum Vorwurf, was ihre eigenste Schuld ist… Suchst du Gott allein, so wirst du Freude empfangen.“

Ich stehe hier in der fast leeren Kirche, nur Herr Böhm, der die Übertragungsanlage bedient, und Frau Grünert, die die Orgel spielt, sind noch da, und Sie hören mich und sehen mich vielleicht auch über die Übertragungsanlage.

Jeden Tag um 11 Uhr übertragen wir eine Andacht. Wir können so wenigstens mit den digitalen Medien Gemeinschaft in der Kirche haben, wenn es auch nicht dasselbe ist wie der gemeinsam erlebte Gottesdienst.

Es gibt ein bisschen Hoffnung, dass sich die Kurve der mit dem Corona-Virus Angesteckten abflacht, Hoffnung also, dass diese Krise nicht allzu lange andauern wird und wir wieder Gemeinschaft leben können. Aber gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, Trost durch Gottes Wort zu finden.

Bibelwort und Auslegung

Ich habe das Bibelwort, das beim 1. Brief des Paulus an Timotheus im vierten Vers des zweiten Kapitels steht, ausgesucht.

Denn solches ist gut und angenehm vor Gott, unserm Heiland, welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Wie geht es Ihnen in dieser Zeit? - Viele fragen sich: Was will Gott von uns in dieser Zeit?

Wir erleben eine Zeit des Friedens, seit 75 Jahren. Noch nie hatten wir eine so lange Friedenszeit in Europa. Und trotzdem sind wir sehr starkt eingeschränkt in unserer persönlichen Freiheit, wie es sonst nur in Kriegszeiten möglich wäre.

Die Zahlen der an dem Corona-Virus-Erkrankten steigen zwar noch Tag für Tag, aber die aktuellen Zahlen geben Anlass zur Hoffnung, dass wir diese Krise gut bewältigen können.

Nächsten Sonntag ist Ostersonntag, die Fastenzeit ist dann zu Ende. Das, was wir aktuell erleben, ist eine besondere Form des Fastens. Wir verzichten auf soziale Kontakte. Die Fastenzeit dauert 40 Tage - 40 Tage, die Jesus allein in der Wüste war. Das Wort Quarantäne bezieht sich auf die biblische Zahl 40. Die bewusste Entscheidung, sich für 40 Tage – zumindest innerlich – zurückzuziehen, liegt also im Zentrum der Fastenzeit. Eine Zeit, in der wir uns jetzt auf uns selbst besinnen.

Wir müssen jetzt und voraussichtlich noch einige Wochen unsere direkten sozialen Kontakte sehr stark einschränken, uns auf uns selbst zurückziehen.

Viele von uns haben jetzt keine beruflichen Kontakte, die Kinder können nicht in den Kindergarten oder in die Schule. Viele Ehepaare und Familien haben sehr viel mehr Zeit miteinander, Zeit, in der sie weder dem Beruf noch Freizeitaktivitäten nachgehen können.

Menschen, die alleine leben, sind jetzt einsam. Menschen, die im Heim wohnen, müssen sich auch erst daran gewöhnen, dass zum Beispiel die Mahlzeiten nicht mehr gemeinsam eingenommen werden. Die sozialen Kontakte sind hier auf die Pflege beschränkt. Auch sie sind einsam. Wir nehmen dies in Kauf, weil wir wissen, dass nur so die Ansteckungen verhindert werden können.

Wir nehmen dies auch in Kauf, weil wir verhindern möchten, dass zu viele Kranke, die das Corona-Virus in sich tragen, gleichzeitig im Krankenhaus behandelt werden müssen. Das würde unsere Krankenhäuser an ihre Grenzen bringen. Wir schränken uns also für die Gemeinschaft aller ein, im Sinne der Nächstenliebe.

Wir geben etwas auf, aber wir gewinnen vielleicht auch etwas: Vielleicht können wir so erkennen, was das Wesentliche ist. Neue Formen des Zusammenlebens ergeben sich: Heute gibt es digitale Medien, die ermöglichen, dass wir mit Freunden und Familienangehörigen in Kontakt bleiben können. Wir können telefonieren, Mails schreiben, WhatsApps und Videos verschicken. Wir haben in den Familien viel mehr gemeinsame Zeit, die auch für Gespräche, Spiele, gemeinsames Kochen und Essen oder auch zum Lesen verwendet werden kann. Auch Gottesdienste können digital übertragen werden - von den Gemeinden, aber auch über Radio und Fernsehen.

Selbst der Unterricht wird aktuell digital durchgeführt: Die Schüler bekommen über eine Unterrichts-Plattform Arbeitsblätter, und sie schicken die erledigten Aufgaben an die Lehrer, die sie dann wieder auswerten können.

Der Staat tut alles, damit die schlimmsten Auswirkungen, vor allem im Hinblick auf die Wirtschaft, die diese Krise mit sich bringt, zumindest abgemildert werden können.

Denn solches ist gut und angenehm vor Gott, unserm Heiland, welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Es ist nicht einfach zu erkennen, was der richtige Weg, was die Wahrheit ist.

Wie können wir zur Wahrheit kommen? - Meine Hoffnung ist, dass wir auf Gott vertrauen können. Das bedeutet konkret: Gott wird uns helfen, indem er uns die richtigen Gedanken und Impulse schickt. Gott wird uns helfen, indem wir Kraft haben und Kraft bekommen, mit der Situation zurechtzukommen. Diese Kraft und auch die richtigen Gedanken und Impulse können wir im Gebet erbitten.

Das betrifft einerseits jeden einzelnen von uns: Wir können uns beispielsweise konsequent an die staatlichen Vorgaben halten und möglichst wenig mit anderen Menschen zusammenkommen, damit sich das Virus nicht ausbreiten kann. Das ist nicht einfach, aber wir schaffen es. Das betrifft andererseits aber auch die Entscheidungsträger, für die es sehr schwer ist, den richtigen Weg zu finden. Politiker beraten sich mit Wissenschaftlern und Wirtschaftsfachleuten darüber, wie vorgegangen werden kann und muss.

Wie lange müssen die Kontaktverbote aufrechterhalten werden, damit möglichst wenig Menschen krank werden – wie lange halten das andererseits die Menschen, die Wirtschaft, der Arbeitsmarkt aus?

Wir bitten darum, dass Gott uns dabei hilft, den richtigen Weg zu finden, damit wir im Sinne der Mitmenschlichkeit und der Vernunft handeln können.

Aktuell gibt es - das macht mir große Hoffnung - etliche Initiativen, die zeigen, dass die Menschen viel Solidarität miteinander entwickeln und füreinander da sind. Und ich hoffe sehr, dass diese Form der Mitmenschlichkeit nach der Krise erhalten bleibt.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu!

Amen

Wir wünschen allen viel Kraft und Gottes Segen, damit sie die Situation meistern können.

Liedvers

Frau Grünert spielt für uns das Lied „Wo ein Mensch Vertrauen gibt“ im EG unter der Nummer 648.

Gebet:

Beten wir für alle Menschen, die am Corona-Virus erkrankt sind,

für alle, die Angst haben vor eine Infektion,

für alle, die sich nicht frei bewegen können,

für die Ärztinnen und Pfleger, die sich um die Kranken kümmern,

für die Forschenden, die nach Schutz und Heilmitteln suchen,

für die Politiker, die die richtigen Entscheidungen treffen müssen,

für die Eltern, die mit ihren Kindern zu Hause den Tag gestalten,

für die Einsamen, die keinen Kontakt haben dürfen,

dass Gott unsere Welt in dieser Krise mit seinem Segen erhalte.

Ein Gebet von Therese von Avila sagt:

Christus hat keine Hände auf Erden,

aber eure,

Christus hat keine Füße auf Erden,

aber eure,

euer sind die Augen,

durch die Christi Erbarmen

in die Welt hinausschauen muss.

Euer sind die Füße,

mit denen er umgeht,

Gutes zu tun,

euer sind die Hände, mit denen er segnet.

Amen.

Vater uns im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Segen

Die Zeiten aktuell sind nicht einfach, alles ist anders als wir es gewohnt sind.

Ich wünsche Ihnen für den heutigen Tag, dass alles, was Sie sich vorgenommen haben, so gut wie möglich gelingt und dass Sie zuversichtlich in die Zukunft sehen können.

Mit dem Segen möchte ich diese Andacht beschließen:

„Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden“.

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