Der Kreis schließt sich

Chefarzt Prof. Dr. Markus Menges verabschiedet sich in den Ruhestand.

 

Schwäbisch Hall, 25.07.2022 – Der Kreis schließt sich. Wenn Prof. Dr. Markus Menges am ersten Tag seines Ruhestandes im Flieger nach Tansania sitzt, kehrt er gewissermaßen zurück zu seinen Wurzeln. Zum 1. August verabschiedet sich Menges als Chefarzt der Klinik Innere Medizin II am Diakoneo Diak Klinikum Schwäbisch Hall.

 

Prof. Dr. Markus Menges
Prof. Dr. Markus Menges war mehr als 18 Jahre Chefarzt am Diakoneo Diak Klinikum Schwäbisch Hall. Foto: Diakoneo/Markus Wagner

„Ich hatte den festen Willen, Missionsarzt zu werden“, erinnert sich Menges. Von den 40 Jahren und drei Monaten als Mediziner sind es immerhin drei Jahre in einem Tropenkrankenhaus in Süd-Tansania geworden – und manch abenteuerlicher Kurzeinsatz unter anderem im Sudan und noch zu Zeiten der Apartheid in Südafrika. Zwei seiner vier Kinder sind in Afrika geboren und noch heute verbinden ihn Freundschaften an seinen Wirkungsstätten. „Es waren die prägendsten Jahre meines Lebens“, sagt Menges. Das eigene Wertesystem ändere sich, weil andere Dinge als Verdienst und Karriere wichtig werden: Lebensfreude, Freundschaft, Treue. Das hat ihm seine Sudanreise auch gebracht. Seine Frau saß in Deutschland – da noch als Unbekannte – in einem seiner Vorträge über das „große Abenteuer“ Süd-Sudan, dessen ein oder andere Anekdote durchaus Stoff in einem Film sein könnte.

Selbstredend hatte er sich zunächst auch die Tropenmedizin als Fachgebiet gewählt. Für seine Dissertation an der Universität Heidelberg untersuchte er die Verbreitung bestimmter Parasiten in Indien. 1983 zog es den gebürtigen Mannheimer als Assistenzarzt nach Pforzheim, „gemeinsam mit drei engen Freunden, die es heute noch sind“. „Ich hatte das große Glück, mich selten bewerben zu müssen“, erinnert sich der Professor. Meist wurde er gefragt, ob er sich die eine oder andere Stelle vorstellen könnte. Und weil damals die Infektiologen an immer weniger Häusern eigenständige Institute behaupten konnten, entschied sich Menges nach der Rückkehr aus Tansania den Facharzt für Innere Medizin abzuschließen und in die Gastroenterologie zurückzukehren. „Lepra in allen Stadien, seltene Tropenkrankheiten, ich hatte ja schon vieles mit eigenen Augen gesehen, was in Europa fast nur noch im Lehrbuch zu finden ist.“ Es sei die Vielfalt der Krankheitsbilder, antwortet Menges, wenn man ihn nach dem Reiz seines Fachgebietes fragt. Es ist das Nachforschen, die Detektivarbeit, um komplexe Fälle lösen zu können.

Das hat Menges an einigen Stationen getan. Pforzheim, Mannheim, Köln, Universität des Saarlandes in Homburg, wo er sich auch habilitiert hat.. „Es war eine anstrengende Zeit“, erinnert sich Menges. Sei es die Vorbereitung aufs Staatsexamen, die er wegen eines Auslandeinsatzes in der Hälfte der Zeit stemmen musste. Seien es die acht Jahre in Homburg ohne freie Wochenenden. Bereitschaft, Vorträge halten oder hören, Papers schreiben oder einfach nur Stationsdienst, zu tun gab es immer was. „Da habe ich aber auch gelernt, wie große Einheiten gesteuert werden müssen“, erzählt der Professor. Genutzt hat ihm das an der Stelle, die er am längsten bekleidet hat: 2004 übernahm Professor Menges die Klinik Innere Medizin II am Diak in Schwäbisch Hall. „Ich wollte bewusst in ein christliches Haus“, sagt der engagierte Christ, der einmal Theologie und Philosophie studieren wollte und „Gottseidank einen so großen Realitätssinn hatte, das nicht zu tun“. Stattdessen hat der Facharzt für Innere Medizin mit den Schwerpunkten Gastroenterologie/Hepatologie, Diabetologie und Infektionskrankheiten über Jahre hinweg seine Klinik aufgebaut. Es ist sein Verdienst, dass das Diak besonderes Augenmerk auf Diabetes-Patienten legt – und dafür zertifiziert ist. Menges engagierte sich unter anderem im Darmkrebszentrums am Diak, ist Fortbildungsbeauftragter der Kreisärzteschaft und aktives Mitglied einer langen Liste von Fachgesellschaften. „Wir verabschieden uns von einem leidenschaftlichen Mediziner“, bedauert Dr. Mathias Hartmann, Vorstandsvorsitzender von Diakoneo, der dem Professor für seine Arbeit in Schwäbisch Hall ausdrücklich dankt: „Prof. Menges hat seine Klinik und damit auch das Diak Klinikum weit vorangebracht.“

„Es läuft jetzt so wie es soll“, sagt Menges am Ende seiner Karriere am Diak, an dem er auch viele Jahre die Aufnahmestation geleitet hat. Die verschiedenen Oberärzte haben alle ihr eigenes Spezialgebiet und sind größtenteils von ihm selbst ausgebildet worden. Sie werden sich der Herausforderung stellen müssen, die Balance zwischen stationärer und immer öfter ambulanter Behandlung zu stellen. „Wir müssen aufpassen, dass es weiterhin eine klinische Gastroenterologie gibt, die diesen Namen auch verdient“, gibt ihnen Menges mit auf den Weg. Er selbst wird in Zukunft andere Schwerpunkte haben. Seine sieben Enkel gehören sicher dazu, die Arbeit im Senior Expert Service auch. Als leidenschaftlicher Sänger, der vor allem der Renaissance zugetan ist, wird man den Professor sicher des Öfteren hören. Doch sein Herz hängt nach wie vor am Süden der Erdkugel. Die Reise nach Tansania im August ist nicht nur Urlaub. Für die Gastroenterology Foundation inspiziert Menges ein Trainingszentrum und sucht den Standort für ein zweites – wohl auch an seiner ehemaligen Einsatzstelle. So schließt sich nach 35 Jahren der Kreis.

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