Disziplin und viel Zuwendung für die Seele

Wie geht es den Bewohnerinnen und Bewohnern im Hans-Roser-Haus in Roth?


Das Hans-Roser-Haus (hier eine Archivaufnahme) in Roth hat sich auf die Situation in der Corona-Pandemie eingestellt. © Angelika Salomon

Seit gut drei Wochen gilt nun ein Besuchsverbot für Alten- und Pflegeheime in Bayern. Schweren Herzens halten sich alle Angehörigen der Bewohner des Hans-Roser-Hauses in Roth tapfer daran. Dieses Besuchsverbot gilt natürlich auch am Wochenende und in den Gartenanlagen des Hans-Roser-Hauses, das wiegt bei schönem Wetter besonders schwer. „Der Schutz für die Gesundheit braucht viel Disziplin und besondere Zuwendung für die Seele“, meint Einrichtungsleiter Bodo Steinheimer.

Not macht erfinderisch: Ein Urenkel ruft die Uroma im Zimmer an und sagt, diese möge bitte ans Fenster treten, damit sie sich sehen können. Die Uroma steht am geöffneten Fenster, ganz gerührt von dem spontanen Besuch, wirft dem jungen Mann ihren Geldbeutel runter und will, dass er sich Geld für ein Eis nimmt. Mit Genuss im Beisein der Urgroßmutter wird das Eis verspeist und weil der beschenkte Urenkel die Uroma nicht mit seinem Wurf überfordern will, wird der Geldbeutel im Hans-Roser-Haus auf internen Wegen wieder zu der Seniorin zurückgebracht.

"Du kannst meine Stimme hören"

Angehörige, Betreuer und Besucher sind selbstverständlicher Teil der Gemeinschaft im Hans-Roser-Haus. Viele sind sehr engagiert, manche kamen sogar täglich, um ihre Lieben zu sehen. Jetzt hören sich die Familien nur noch am Telefon. Für einige ist das eine selbstverständliche Sache, einige brauchen Unterstützung beim Bedienen des Geräts und wer kein eigenes Telefon hat, telefoniert über das Mobilteil des Wohnbereichs. Ob kurze Anrufe oder lange Telefonate, die wichtigste Botschaft für beide Seiten ist: „Ich bin da. Du kannst meine Stimme hören. Ich freue mich über unser Gespräch.“

Nach Ostern bietet das Hans-Roser-Haus einen besonderen Dienst an. Dann ist nach vorheriger Anmeldung ein Videotelefonat über ein hausinternes Tablet möglich. Die Koordination der Termine übernimmt Bodo Steinheimer persönlich.

Bei Besuchen wurden aber nicht nur Neuigkeiten ausgetauscht. Oft gab es kleine Gaben, hier mal eine Zeitschrift oder ein Rätselheft, da mal eine Süßigkeit oder eine Flasche Saft. Das läuft jetzt über den Tresen im Hans-Roser-Haus. Liebevoll zusammengestellte Päckchen und volle Taschen werden unter der Plexiglasscheibe am Tresen im Eingangsbereich durchgereicht, auf die Wohnbereiche gebracht und dankbar mit Freude empfangen. Nicht selten mit Tränen der Rührung werden dann im Zimmer duftende Blumen, frisches Obst oder die neuesten Zeitschriften ausgepackt. Auch Kosmetik oder Süßigkeiten kommen gut an.

Neue Balance in den Familien

An die Angehörigen wurde ein Brief von der Einrichtungsleiter Bodo Steinheimer versandt, wie die Regeln nun sind und was und wie Gutes getan werden kann. Dazu gehört natürlich die Verbundenheit zu den Senioren, aber auch im eigenen Umfeld oder der Familie könnte es an der Zeit sein, Kraft zu schöpfen und auch eigene Projekte anzugehen. Die notwendigen äußerlichen Veränderungen können zu einer neuen Balance in den oft beanspruchten Familien von pflegebedürftigen Menschen genutzt werden.

Die von Einrichtungsleiter Bodo Steinheimer mit Mark Bartholl von der Stadt Roth initiierte Aktion Brieffreundschaft bringt lustige Geschichten, viele bunte Kinderbilder und vor allem Mitgefühl ins Hans-Roser-Haus. „Vielen Dank den fleißigen Briefeschreibern und kleinen Künstlern“, sagen die beiden Initiatoren.

Für die Bewohnerinnen und Bewohner wird seitens des Hans-Roser-Hauses viel getan. Das Personal ist gut informiert und tröstet mit viel Einfühlungsvermögen über die fehlenden Besuche hinweg, erläutert geduldig immer wieder die neuen Regeln und beruhigt Befürchtungen. Auch der Alltag mit Mitarbeitenden, die einen Mund-Nasen-Schutz tragen, ist für viele Senioren befremdlich und bedarf liebevoller Zuwendung und Aufmunterung. Dazu trägt auch die Hauspost bei, die während der aktuellen Kontaktregeln für Information und Unterhaltung sorgen soll. Aktuelles, Glückwünsche zu Geburtstagen, ein spiritueller Teil, Rätsel, Entspannung und eine Witze-Seite kommen gut an, sind aber nur ein kleiner Beitrag, um den Alltag positiv zu gestalten.

Mit Herzblut - aber nicht zu nah

Herzliche und fleißige Mitarbeitende in allen Bereichen sind und waren unersetzlich für das Hans-Roser-Haus. Sie sind jetzt besonders gefordert. Auf der einen Seite sind sie mit Herzblut für die Senioren da und auf der anderen Seite dürfen sie diesen möglichst nicht zu nahe kommen und auch in ihrer Freizeit sind sie angehalten, sich sozial zu distanzieren, um gesund zu bleiben und keine Krankheitserreger zu den schützenswerten alten Menschen zu bringen.

Social Distancing ist für soziale Berufe ein Ausnahmezustand, ob nun jemand das neuartige Corona-Virus in sich trägt oder nicht. Applaus, Mittagssnacks und kleine Comics erheitern den Alltag, doch die Anspannung auf das, was kommen wird, also ein Verdachtsfall oder eine Infektion mit COVID 19 ist immens. Diese Belastung lässt sich kaum mehr mit der Arbeitskleidung nach dem Dienst ablegen, also sind Familien und Partner der Pflegekräfte ebenfalls Teil dieser Herausforderung. „Auch ihnen gebührt Anerkennung und Schutz“, betont Bodo Steinheimer.

Seelsorge kann nun nicht mehr im Gottesdienst gestaltet werden, auch die gewohnten Andachten im kleinen Kreis der Wohnbereiche und die persönlichen Besuche sind nicht mehr möglich. Telefonisch ist der den Bewohnerinnen und Bewohnern vertraute Diakon Manfred Riedel weiter im Dienst. Auch für individuelle Andachtstexte und Ostergrüße im Brief hat er gesorgt. So wird das Osterfest in diesem Jahr anders ablaufen, im Großen und im Kleinen. Persönliche Andacht und Freude im Stillen werden es sein. Gedanken an die Lieben daheim von Alt und Jung über kurze oder lange Wege. Die Verbundenheit bleibt, egal was draußen geschieht.

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