Afrikanischen Kindern mit Behinderung eine Perspektive geben
Nadine Vogel von der Werkstatt Neuendettelsau geht für drei Monate nach Namibia
Jugendliche mit Behinderung werden in der Môrenson Special School in der namibischen Hauptstadt Windhoek gefördert und unterrichtet. Mit dem 18. Geburtstag endet in Namibia allerdings die Unterstützung. Die beruflichen Perspektiven sind daher schlecht. Nadine Vogel, die in der Werkstatt für behinderte Menschen in Neuendettelsau arbeitet, wird die Schule deshalb bei einem dreimonatigen Aufenthalt in Südwestafrika unter anderem dabei unterstützen, eine Werkstatt aufzubauen.
„Es ist mir ein großes Anliegen, meinen Beitrag zu leisten“, begründet Nadine Vogel ihren Afrika-Aufenthalt. „Ich sehe, dass es anderen Menschen schlechter geht als uns“. Außerdem hatte sie schon immer von einem längeren Auslandsaufenthalt geträumt, bei dem sie andere Kulturen erlebt. Im vergangenen Jahr hatte sie Schulleiterin Anita Kreft und Edward Tangeni Alukolo von der Môrenson Special School kennengelernt, als diese im Rahmen einer Deutschlandreise in Einrichtungen der Diakonie Neuendettelsau Ideen für eine gute Zukunft ihrer Schüler nach der Schulausbildung sammelten. Derzeit kehren die jungen Leute nach der Schulzeit zurück zu ihren Familien, weil der Weg über eine Ausbildung bis hin zum Arbeitsplatz in Namibia nicht gut ausgebaut ist. Damals äußerten beide Seiten den Wunsch, miteinander in Kontakt zu bleiben.
Die 32-jährige Nadine Vogel arbeitet seit 2010 in der Werkstatt Neuendettelsau, zunächst als Gruppenleitung in einer Arbeitsgruppe mit erhöhtem Hilfebedarf und seit zwei Jahren in der Integrationsbegleitung. Neben ihrer Ausbildung zur Erzieherin hat sie eine Zusatzqualifikation als Erlebnispädagogin. Die Kollegen in der Werkstatt geben ihr bei einer Andacht einen Reisesegen mit, bevor es am 22. August losgeht.
Möglich wird der Aufenthalt, weil Nadine Vogel dabei vom Senior Expert Service (SES) und von ihrem Arbeitgeber, der Diakonie Neuendettelsau, unterstützt wird. Das Projekt wird unter Beteiligung des Instituts für internationale Beziehungen der Diakonie Neuendettelsau realisiert. Offiziell entsendet wird sie vom SES, der den Flug bezahlt. Über den SES wurden auch die aufenthalts- und reisetechnischen Fragen geklärt. Nadine Vogel bringt einen Teil ihres Jahresurlaubs ein und erhält Sonderurlaub. Die Diakonie fördert die Teilnahme an einem Sprachkurs.
„Wir folgen damit dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe“, erläutert Thorsten Walter, der für die internationalen Beziehungen der Diakonie Neuendettelsau zuständig ist, die Unterstützung für Namibia.
Der Aufbau einer Werkstatt ist aber nicht die einzige Aufgabe, der sich Nadine Vogel in Windhoek stellen wird. Sie hat außerdem das Boardmaker-Programm im Gepäck, das der unterstützten Kommunikation von Menschen mit Behinderung dient. Das Programm nutzt zum Beispiel Piktogramme, um den Tagesablauf zu strukturieren, kann aber auch bei anderen Kommunikationssituationen eingesetzt werden.
Im Zentrum der Motivation von Nadine Vogel steht ihr Wunsch, afrikanischen Kindern nach der Schule eine Perspektive zu geben. Im Anschluss bleibt noch ein wenig Zeit, um das faszinierende Land zwischen Wüste und Meer zu bereisen. Sie hat sich vorgenommen, nach ihrer Rückkehr den Beschäftigten der heimischen Werkstatt zu erzählen, „wie es dort ist“, auch um das Gefühl dafür zu stärken, „dass es uns ganz gut geht“.
Nadine Vogels Aufenthalt in Afrika soll kein Einzelfall bleiben. Die Diakonie Neuendettelsau als Arbeitgeber ermutigt auch andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, international aktiv zu werden. Wer sich dafür interessiert, kann sich an Thorsten Walter wenden (Thorsten.Walter@Diakonieneuendettelsau.de, Tel. 09874 82330).
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