Seniorenzentrum Haus Bezzelwiese: Haus und Kapelle sind fertig

Die Kapelle im Haus Bezzelwiese: Ein Kunstwerk für die Seele in Stoff, Glas und Architektur


Haus Bezzelwiese Neuendettelsau
Einbau der Glasscheiben: Die Kapelle ist ein zentraler Ort im Seniorenzentrum Haus Bezzelwiese in Neuendettelsau. © Niklas

Das Haus Bezzelwiese in Neuendettelsau ist ein modernes Seniorenzentrum für pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren. Es ersetzt mit seinen 120 Pflegeplätzen – in 102 Einzelzimmern und 9 Doppelzimmern – das bisherige Bezzelheim und integriert den Pflegebereich des Therese-Stählins-Heims.
Offizielle Einweihung des Hauses war im Juli 2019. 


Eines der Schmuckstücke des Hauses ist die Kapelle, die am Mai 2019 eingeweiht wurde. Die künstlerische Ausgestaltung der Kapelle lag in den Händen von Schwester Beate Baberske, der künstlerischen Leiterin der Neuendettelsauer Paramentenwerkstatt und bei dem niederbayerischen Glaskünstler Mario Schoßer.

Ein Gespräch zwischen Rektor Dr. Mathias Hartmann, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Neuendettelsau, und Beate Baberske, Künstlerische Leitung der Paramentenwerkstatt, über die Entstehung der Kapelle. 

(Das Gespräch ist hier in gekürzter Version zu lesen. Es ist in voller Länge enthalten in einem Buch über die Kapelle, das zur Einweihung des Hauses erscheint:
Beate Baberske und Dr. Mathias Hartmann (Herausgeber): "Ein Kraft-Ort wird - Die Entstehung der Kapelle im Haus Bezzelwiese"; ISBN: 
978-3-947552-08-5)

Aufgezeichnet von Esther Jaksch


Mathias Hartmann/ Beate Baberske
Beide haben die Gestaltung der Kapelle mitbegleitet: Schwester Beate Baberske, künstlerische Leitung der Paramentenwerkstatt,, und Rektor Matthias Hartmann. © Niklas


Dr. Mathias Hartmann: Frau Baberske, die Kapelle im neuen Seniorenzentrum Haus Bezzelwiese ist jetzt fertig gestellt. Welche Bedeutung hat denn das Projekt für Sie?

Beate Baberske: Für mich persönlich ist dieses Projekt etwas ganz Besonderes. Es kam Schwester Roswitha Buff, die Leiterin der Diakonischen Schwestern- und Brüderschaft der Diakonie Neuendettelsau auf mich zu und sagte: „Es entsteht eine neue Kapelle und da solltest du die künstlerische Ausgestaltung übernehmen.“ Ich habe mich dabei gefragt: „Ich soll eine Kapelle gestalten? Will ich das?“ Ich habe angewandte Textilkunst studiert und brauche für das Raumkonzept jemanden, mit dem ich im Dialog Dinge entwickeln kann. Also stellte sich für mich die Frage: „Mit wem möchte ich zusammenarbeiten?“
Ich suchte nach einem Künstler, der schon Projekte für die Diakonie Neuendettelsau umgesetzt hat. Da war der niederbayerische Glaskünstler Mario Schoßer, der die Kapelle im Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz in Forchheim gestaltet hat. Dann habe ich mir den zukünftigen Ort der Kapelle angesehen. Der hat eine ganz besondere Lage. Die Kapelle ist das erste, was man wahrnimmt, wenn man auf das Haus zukommt. Es ist deshalb wichtig, dass Mario Schoßer großen Wert auf die Gestaltung der Glasfassade legt. 

Beate Baberske: Warum ist die Kapelle für Sie wichtig, Herr Dr. Hartmann?

Dr. Mathias Hartmann: Spiritualität gehört zum diakonischen Profil unserer Arbeit und braucht ihren Raum. Deshalb gibt es in vielen unserer Einrichtungen Kapellen. Gerade für Senioren, die nicht mehr so mobil sind, ist der Weg in die Kirche oft beschwerlich. Deshalb ist es wichtig, dass sie ohne große Wege die Möglichkeit haben, den Glauben zu leben und in geistlicher Hinsicht begleitet zu werden. Die Kapellen sind Orte, wo man auch im Alltag hingehen und Ruhe finden kann. Spiritualität ist nicht etwas für sonntags in der Kirche. Neben den pflegerischen und körperlichen Bedürfnissen möchten wir Menschen auch mit ihren spirituellen Bedürfnissen begleiten. Seelsorge gehört in unseren Häusern dazu.


Mario Schoßer
Der niederbayerische Glaskünstler Mario Schoßer hat die Kapelle mit gestaltet. © Niklas

Dr. Mathias Hartmann: Frau Baberske, Sie haben Mario Schoßer und die Glasfenster, die er gestaltet, erwähnt. Was würden Sie an seinem Stil als besonders bezeichnen?

Beate Baberske: Mario Schoßer bemalt die eine Seite der Glasscheibe. Er weiß aber auch, dass eine bemalte Scheibe in einem modernen Gebäude nicht ausreicht. Es muss in der Regel eine Schutzverglasung geben, die aus zwei Scheiben besteht. Deswegen bezieht Mario Schoßer die vor der Glasmalerei liegende zweite Scheibe in die Gestaltung mit ein. Er bemalt sie nicht, sondern setzt einzelne Motive vor die Malerei, die mattgrau wirken und in das gemalte Bild einfließen. Dadurch entsteht ein 3-D-Effekt.
Für die Gestaltung der Paramente war mir wichtig, dass sich die künstlerische Handschrift fortsetzt und die Zweischichtigkeit der Fenster fortgeführt wird. Welche Inhalte ein Rolle spielen, wieviel Vorgaben es gibt und wo die Gestaltung frei variiert werden kann, habe ich immer wieder mit Mario Schoßer diskutiert. Sein Vorschlag ist nun eine im Stil der Fenster bemalte Hintergrundfläche, die am Kreuz befestigt wird und immer dort bleibt. Sie wird durch farbige transparente und mit Motiven versehene Tücher, die darüber gelegt werden, in ihrer Aussage modifziert. Die Herausforderung war die technischen Umsetzung dieser Idee.

Beate Baberske: Auch im jetzigen Bezzelheim gibt es mit dem Mosaik in der Kapelle ein Kunstwerk. Die Frage ist, wie es damit nun weiter geht.


Mosaik im Bezzelheim
Im jetzigen Bezzelheim gibt es ein künstlerisch gestaltetes Mosaik. Es soll erhalten werden. © Niklas

Rektor Dr. Mathias Hartmann: Das Bezzelheim ist 1960 eingeweiht worden und war damals eine innovative und moderne Pflegeeinrichtung. Jetzt ist sie in die Jahre gekommen und wird voraussichtlich abgerissen, wenn das neue Haus Bezzelwiese fertig ist und alle Bewohner umgezogen sind. Das Mosaik ist damals von einem Künstler aus München namens Günther Dankow gestaltet und mit Spenden finanziert worden. Uns ist es in der Diakonie Neuendettelsau sehr wichtig mit den Kunstwerken gut umzugehen und einen neuen Zugang zu finden. Ich kann noch nicht genau sagen, was mit dem Mosaik passieren wird. Es gibt schon einige Ideen. Herausfordernd ist, dass das Mosaik direkt auf der Wand liegt. Eine Wand lässt sich leider nicht einfach abnehmen und auslagern. Wir haben wahrgenommen, dass das Mosaik vielen Menschen wichtig ist. Wir werden es nicht einfach wegreißen und zerstören, sondern aufbewahren und schauen, ob es in unseren neuen Gebäuden einen Platz finden kann.


Beate Baberske: Eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Kapelle spielt natürlich auch der Architekt. Mit der Firma Högner haben wir ein Unternehmen, das in Neuendettelsau verwurzelt ist.

Dr. Mathias Hartmann: Die Firma Högner hat erst vor kurzem ihr 125-jähriges Jubiläum gefeiert. Ich finde es gut, dass die Kapelle von Unternehmen mitgestaltet wird, die auf der einen Seite eine lange Tradition haben, aber gleichzeitig soziale Werte sichtbar machen. Högner fördert viele soziale Projekte und baut auch viele Einrichtungen der Diakonie Neuendettelsau wie auch das Haus Bezzelwiese. Es gibt schon eine sehr lange und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Das soziale Anliegen, Tradition und Beständigkeit sind drei wesentliche Elemente, die Högner mit uns verbindet. Alle drei Unternehmen sind auch mit Innovationen in die Moderne gegangen: die Mayersche Hofkunstanstalt mit aktuellen Kunstprojekten, die Firma Högner mit der Architektur und wir, die Diakonie Neuendettelsau, als modernes Sozial- und Gesundheitsunternehmen. Ihre Wege überkreuzen sich im Laufe der Geschichte immer wieder - bei der Kapelle im Haus Bezzelwiese verbinden sie sich 2019 zu einem besonderen Ort.

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