Der Kurs "EduKation Demenz" in Neuendettelsau
Die Mutter deckt schon zum zweiten Mal den Frühstückstisch ein, der Vater kann sich bei einfachsten Fragen nicht entscheiden oder die Nachbarin erzählt die gleiche Geschichte schon zum fünften Mal? Angehörige von Menschen mit Demenz kennen diese Situationen nur zu gut. Als pflegender Angehöriger ist es auf Dauer nicht einfach, ruhig zu bleiben und richtig zu reagieren. In diesen Fällen ist es für Angehörige sinnvoll, einen Kurs für Angehörige von Demenzkranken zu besuchen. Der Kurs "EduKation Demenz" in Neuendettelsau bietet Hilfe, in diesen und ähnlichen Alltagssituationen angemessen zu handeln.
Madlen Sitzmann hat sich mit Christiane Schuh von der Fachstelle für pflegende Angehörige über den Kurs unterhalten. In dem Artikel wird beschrieben:
- Welche Inhalte werden im Kurs "EduKation Demenz" behandelt?
- Wie wird der Kurs finanziert und wo bekomme ich weitere Informationen?
- Was kann ich als pflegender Angehöriger für mich selbst tun?
- Wo finde ich als Angehöriger eines Demenzerkranktem im Raum Ansbach zusätzlich Unterstützung?
Demenz – eine Krankheit, die nicht nur den Erkrankten selbst, sondern auch die Angehörigen und die Familie betrifft. Oft benötigen Menschen, die an Demenz leiden, rund um die Uhr Betreuung. Diese Betreuung wird in vielen Fällen von Familienmitgliedern übernommen und kann zu einer großen körperlichen und psychischen Belastung werden. Die Diakonie Neuendettelsau betreibt die Fachstelle für pflegende Angehörige in Neuendettelsau, um Unterstützung und Beratung zu bieten. In der Fachstelle bekommen Angehörige Hilfe, um den Alltag in der häuslichen Pflege bewältigen zu können. Neben einer kostenfreien und unverbindlichen Beratung bietet die Diakonie Neuendettelsau außerhalb der Fachstelle in Zusammenarbeit mit Christiane Schuh, Fachkraft für Gerontopsychiatrie, den Kurs "EduKation Demenz" an. Im Landkreis Ansbach ist das der einzige in dieser Form.
"EduKation Demenz" ist eine von Prof. Dr. Sabine Engel initiierte Pflegeschulung für Angehörige von Menschen mit Demenz. Die Edukationsschulung in Neuendettelsau besteht aus zehn zweistündigen Sitzungen. In diesen Unterrichtseinheiten wird den Angehörigen Wissen vermittelt, um den Pflegealltag gelingender zu gestalten. Die großen Kassen, wie die AOK und Barmer, übernehmen die Kosten des Kurses. Voraussetzung für die Finanzierung sind die Diagnose „Demenz“ und eine Pflegestufe.
Demenz ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Der Überbegriff Demenz kann dabei noch keine Auskunft geben, welche Form sich dahinter versteckt. Unterschieden wird zwischen primären und sekundären Demenzen. Dabei bedeutet Demenz nicht nur Vergesslichkeit, sondern betrifft den ganzen Menschen. Im Kurs werden die häufigsten Demenzformen näher behandelt. Dabei wird geklärt: Wie wird die Krankheit verlaufen? Was kommt auf uns zu? All das wird mithilfe von persönlichen Alltagssituationen der Teilnehmer verdeutlicht und eingeübt.
Diese Hintergrundinformationen dienen dazu, das Verhalten des Betroffenen besser einordnen zu können. Durch das Verständnis darüber, was im Kopf des Angehörigen passiert, kann besser mit seinem Verhalten umgegangen werden. Der Blick auf den Betroffenen verändert sich und es kann sich in den Betroffenen hineinversetzt werden. Nur so kann nachempfunden werden, wie es sich anfühlt, sich nicht mehr auf sein Gedächtnis verlassen zu können.
Für viele Angehörige ein Aha-Erlebnis:
Wenn ich das nur früher gewusst hätte - ich hätte ganz anders reagieren können
Oft hilft es, von anderen Mitstreitern zu erfahren, dass der Angehörige dasselbe Verhalten zeigt und das nicht mit Absicht tut. Der Kurs bietet somit ein Forum, in dem sich pflegende Angehörige aus dem Landkreis Ansbach in einem geschützten Rahmen über ihre Erfahrungen austauschen können und viel Wissen dazu bekommen.
Fragt man Menschen mit Demenz nach ihren Wünschen, so lautet die Antwort oft: „Ich wünsche mir, dass mein Angehöriger mich nie verlässt.“ Doch die Realität sieht oft anders aus, denn Pflege kostet extrem viel Kraft. Deshalb kommen viele Angehörige früher oder später an den Punkt, an dem sie vor den Herausforderungen kapitulieren und die an Demenz erkrankten Familienangehörigen ins Heim geben. Der Kurs vermittelt Strategien, dieser Überforderung zu begegnen und in dieser schwierigen Situation gesund zu bleiben. Angehörigen dürfen sich selbst nicht vergessen und müssen sich fragen: "Was tut mir gut? Was mache ich gerne und wie oft finde ich Zeit dafür?" Nur Angehörige, die auf sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse achten, können auf lange Sicht ihrem Familienmitglied eine Stütze sein.
Zusätzlich zu dem Kurs Edukation Demenz können pflegende Angehörige in der Diakonie Neuendettelsau verschiedene Entlastungsangebote in Anspruch nehmen:
- Helfereinsatz in der Häuslichkeit
- Gesprächskreis für pflegende Angehörige