Motorradfahren: Das Gefühl einer legalen Achterbahn auf der Straße


Das Motorradfahren wurde ihr in die Wiege gelegt: Annika Bornowskis zwei ältere Brüder fahren Motorrad, ihr Vater schraubt in einer eigenen Werkstatt an Oldtimermodellen. Mit 16 machte sie dann ihren eigenen Motorradführerschein. Jetzt, mit 22 Jahren, absolvierte sie die große Prüfung.

Von Amanda Müller

Motorradfahren ist Männersache? Über solche Aussagen kann Annika Bornowski nur lachend den Kopf schütteln. Die 22-Jährige hat sich vor kurzem eine BMW G 310 GS gekauft. Die kleine Schwester des Modells, das ihr Vater fährt. Seitdem ist sie fast täglich auf den Straßen Bayerns unterwegs. Genau wie den meisten anderen Motorradfahrern, geht es auch ihr um das Gefühl von Freiheit und den Nervenkitzel auf kurvigen Straßen. Sie liebt vor allem das Fahren in der Gruppe, mit ihrer Familie oder ihren Freunden.

Die 22-jährige Annika Bornowski liebt das Gefühl, das ihr das Motoradfahren gibt

Gemeinsame Ausfahrten schätzen viele Motorradfahrer. In einer Woche treffen sich wieder über 100 Motorradfahrer und Motorradfahrerinnen vor der Laurentiuskirche in Neuendettelsau. Denn am 22. Juli findet der traditionelle Motorradgottesdienst (MoGo) der Diakonie Neuendettelsau statt. „Gemeinsame Ausfahrten sind wirklich toll“, freut sich die 22-jährige Annika Bornowski. Die junge Heilerziehungspflegerin fährt bereits seit sechs Jahren ein schnittiges Leichtkraftrad. Dieses Jahr hat sie den Motorradführerschein A2 parallel zu ihren Abschlussprüfungen als Heilerziehungspflegerin gemacht.
Ihre ersten Erfahrungen mit Menschen mit Behinderung sammelte sie in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Obernzenn. „Dort habe ich ein diakonisches Jahr gemacht und schnell festgestellt, dass mir die Arbeit mit Menschen mit Behinderung gefällt“, erzählt sie heute. Obwohl für sie am Anfang vieles ungewohnt war, stand für sie schon nach einigen Wochen fest, dass sie auch in Zukunft mit Menschen mit Behinderung arbeiten möchte.
„Ich will jetzt erstmal Berufserfahrung sammeln und später vielleicht noch studieren“, meint sie. Aber mit Menschen arbeiten will sie auf jeden Fall. So sicher wie in der Berufswahl ist sie auch im Umgang mit ihrem Hobby. „Meine ganze Familie ist "Motorrad-addicted“, sagt sie grinsend und verdeutlicht damit die große Leidenschaft.

Wir wollten wissen, wie sie dazu kam, was das Motorradfahren für sie bedeutet und welche Strecken sie noch unbedingt fahren möchte:

Frage: Wann hast du deine Leidenschaft fürs Motorradfahren entdeckt?

Annika Bornowski: Meine Motorradleidenschaft musste ich eigentlich gar nicht entdecken. Ich bin mit Motorrädern aufgewachsen. Motorradfahren war schon immer ein großes Hobby in unserer Familie. Meine großen Brüder und meine Eltern haben mich schon immer auf Touren mitgenommen. Das war also definitiv der Anstoß für mich.

Frage: Was hältst du von dem Klischee, dass Motorradfahren etwas für Männer ist?

Annika Bornowski: Damit habe ich mich ehrlich gesagt noch nicht auseinander gesetzt. In meinem Freundeskreis fahren mehr Männer als Frauen Motorrad, aber anders behandelt werde ich nicht und ich finde auch nicht, dass Männer besser fahren. In einem Punkt erfülle ich das Klischee aber ganz gut: Manchmal muss mir mein Dad oder einer meiner Brüder die Maschine umdrehen. Die ist echt schwer und hier werden Männer immer mehr Kraft haben als Frauen.

Frage: Du hast vor kurzem gleich zwei Prüfungen geschafft. Einmal die Prüfung zur Heilerziehungspflegerin und einmal den Motorradführerschein. Wieso hast du dich dazu entschlossen, beides parallel zu machen?

Annika Bornowski: Mit 16 habe ich bereits den Motorradführerschein der Klasse A1 gemacht. Damit darf man aber nur 125er-Maschinen fahren, die eine Leistung von ungefähr 11kW, also 15 PS haben. Das heißt, dass man in der Gruppe immer die Langsamste ist. Darauf hatte ich irgendwann einfach keine Lust mehr, deswegen habe ich mit dem großen Motorradschein angefangen. Dass beide Prüfungen jetzt zeitlich zusammengefallen sind, fand ich nicht so schlimm. Ich wollte einfach nicht mehr länger warten.

Frage: Das Freiheitsgefühl oder der Nervenkitzel? Was findest du so toll am Motorradfahren?

Annika Bornowski: Am meisten liebe ich es, dass ich beim Motorradfahren meinen Kopf ausschalten kann. Beim Autofahren grüble ich über alles Mögliche nach. Über Probleme, über die Dinge, die ich noch machen muss. Das geht beim Motorradfahren nicht. Da muss ich mich auf meine Umgebung konzentrieren und 100 Prozent bei der Sache sein. Solange ich mit dem Motorrad unterwegs bin, kann ich für einen Moment alles ausblenden.

Der Nervenkitzel ist aber auch super. Motorradfahren ist wie Achterbahnfahren, legal auf der Straße. Damit meine ich nicht das Rasen, sondern die Kurven. Kurven sind viel cooler als schnell zu fahren.

Frage: Hast du gar keine Angst, dass dir etwas passieren könnte?

Annika Bornowski: Nein, Angst habe ich nicht. Mit Angst auf ein Motorrad zu steigen, finde ich nicht gut. Man muss auf sein Können vertrauen. Wichtig ist allerdings, immer Respekt vor anderen Verkehrsteilnehmern zu haben. Wir Motorradfahrer sind ziemlich ungeschützt, deswegen rechne ich immer mit den Fehlern anderer.
Bevor etwas passiert, verzichte ich lieber auf meine Vorfahrt. Meine Eltern vertrauen mir und wissen, dass ich vorsichtig fahre. Als es mich das erste Mal vom Moped geschmissen hat, wie man sagt, war mein Papa hinter mir. Ich hatte noch nicht das richtige Gefühl für meine Maschine und saß zu steif im Sattel. Aber mir ist nichts passiert und ich bin gleich wieder aufgestanden und weitergefahren. Als Christin bin ich der Meinung, dass jeder seinen Glauben leben kann, wie er ihn braucht. Selbst wenn es keine Schutzengel geben sollte, glaube ich daran, dass da jemand ist, der die Hand über mich hält.

Frage: Gibt es Strecken, die du noch unbedingt fahren möchtest?

Annika Bornowski: Ja! Ich war zwar noch nie in Amerika, habe durch meinen Vater aber die amerikanische Staatsbürgerschaft. Die Route 66 wäre schon echt cool, aber einfach mal in Amerika Motorradfahren – das stelle ich mir beeindruckend vor und ich will es unbedingt einmal machen.

Der nächste MoGo (Motorradfahrer-Gottesdienst) findet als Open-Air-Gottesdienst mit Band, Kaffee und Kuchen am kommenden Sonntag, 22. Juli 2018, um 14 Uhr vor der Kirche St. Laurentius in Neuendettelsau statt. Anschließend gibt es eine gemeinsame Ausfahrt.

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