Neue Wege gehen: Von der Hüttenwirtin zur Diakonin
Diakonin werden in Neuendettelsau – Christel von Bank-Riezler im Gespräch.
Im Juli 2019 startete in Neuendettelsau die neue berufsbegleitende Weiterbildung zur Neuendettelsauer Diakonin / zum Neuendettelsauer Diakon. Christel von Bank-Riezler (36 Jahre, 2 Kinder), eine der Teilnehmerinnen, spricht mit Ulrike Englmann über ihre Wünsche und Ziele für die Ausbildung, zu der sie sich als Externe angemeldet hat.
Wie funktioniert die Ausbildung zur Diakonin/ zum Diakon bei Diakoneo?
Die praxis- und handlungsorientierte Weiterbildung vermittelt sozial-diakonische Kompetenzen ohne dabei das theoretische Fundament zu vernachlässigen.
Die Verbindung von christlichem Glauben und sozialer Arbeit wird dabei vertieft und diakoniewissenschaftliche und humanwissenschaftliche Inhalte miteinander verbunden.
Nach Abschluss der Weiterbildung sind die 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Lage, theologische Sachverhalte erklären zu können, Menschen in existenziellen Lebenslagen zu begleiten und in den Institutionen von Kirche und Diakonie handeln zu können.
Die Weiterbildung dauert zwei Jahre und umfasst insgesamt sechzig Präsenztage.
Sie leben eigentlich in Österreich. Warum haben Sie sich für eine Ausbildung in Deutschland entschieden?
Christel von Bank-Riezler: Ja, ich komme aus einem kleinen österreichischen Bergdorf im Kleinwalsertal. Da es sich dabei um ein Zollausschlussgebiet in der Grenzregion zu Deutschland handelt, gehört dieser besondere Sprengel der bayrischen Kirchengemeinde Oberstdorf an und ist dem evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirk Kempten im Allgäu unterstellt. Ich gehöre also ohnehin zu Deutschland.
Wie kamen Sie auf die Idee sich zur Diakonin ausbilden zu lassen?
Christel von Bank-Riezler: Diakonin zu werden ist mein großer Wunsch. Die Verkündigung der stetigen Liebe Gottes, ist für mich geprägt von Vergebung, Geborgenheit und Achtung zu uns Menschen. Es würde mich sehr glücklich machen, wenn ich mit den Händen einer Diakonin dieser Liebe Ausdruck verleihen dürfte.
In den letzten Jahren arbeitete ich in einem alpinen Betrieb (Skipiste, Restaurant, Seilbahnbetrieb, Bar) als Assistentin der Geschäftsleitung. Im Moment bin ich als selbständige Unternehmerin im Einzelhandel, in der Gästezimmervermietung und in der Parkraumbewirtschaftung tätig.
Meine Talente und mein beruflicher Werdegang liegen allerdings in einem ganz anderen Bereich.
Bereits als Kind interessierte ich mich für den Glauben. So wurde ich in der evangelischen Jugendarbeit groß; vom Jungscharkind bis zur erwachsenen Seminarleiterin für Jugendarbeit. Diese intensive Zeit mit der evangelischen Kirche war eine wichtige und prägende Etappe meiner persönlichen Entwicklung.
Da mir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen so viel Freude macht, lag es nahe den Beruf der Erzieherin zu erlernen. Mit zunehmender Praxiserfahrung interessierte ich mich immer mehr für die Säulen, auf denen soziale Institutionen stehen; u. a. für betriebswirtschaftliche Themen und Unternehmens- und Mitarbeiterführung. So ließ ich mich zur Fachwirtin im Sozialwesen ausbilden.
Währenddessen übernahm ich bereits für die diakonische Bezirksstelle Ravensburg die Nordstadt als Quartiermanagerin. Dabei lag der Schwerpunkt in der Erwachsenenarbeit. Nach Abschluss der Ausbildung bot mir die Fachschule berufsbegleitend eine Stelle als Honorardozentin an, in der ich meine Tätigkeit und Erfahrung als Quartiermanagerin an zukünftige Fachwirte weitergeben durfte. Insbesondere galt dies für das Themengebiet der Netzwerkarbeit und das interkulturelle Zusammenleben in unserer Gesellschaft.
Grundbedürfnisse eines zufriedenen Lebens für den Einzelnen und die Gesellschaft
Sie leben heute nicht mehr in Ravensburg, sondern im Kleinwalsertal in Österreich. Wie kam es dazu?
Christel von Bank-Riezler: Meine Tätigkeit bei der diakonischen Bezirksstelle, sowie meine Heimat in Oberschwaben, gab ich nach reiflicher Überlegung, aber schweren Herzens auf und zog für die Liebe, meinen Mann, in die österreichischen Berge. Mein Weg von der Stadtteilmanagerin zur Hüttenwirtin war kein leichter und ich hatte sehr viel zu lernen. Gutes, aber auch manches, auf das ich rückwirkend lieber verzichtet hätte.
Gut war, dass ich erfahren habe, was es bedeutet körperlich zu arbeiten und dass ich mich mit meinen Schwächen, v. a. dem technischen und logischen Verständnis (Seilbahn, Fahrzeuge, verschiedenste Maschinen etc.) notgedrungen auseinandersetzen und diese auch überwinden musste. Gut war auch, dass ich über das Gastgewerbe die Möglichkeit hatte, viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Lebensgeschichten kennen zu lernen. Auf was ich lieber verzichtet hätte, ist die Erkenntnis, dass der wirtschaftliche Druck die Arbeit in den Bergen so sehr prägt.
In den letzten Jahren sind mir etliche Male die Worte des Psalms 121 durch den Kopf gegangen. Da geht es um Gemeinschaft, angenommen sein, die Wertschätzung eines jeden Lebens, die Lehren von Jesus Christus. Diese Werte haben mit den Grundbedürfnissen eines zufriedenen Lebens des Einzelnen und in der Summe der Gesellschaft zu tun. Das sind die Grenzen, an die ich gestoßen bin und an denen mir bewusst geworden ist, dass ich vom Weg abgekommen bin und ich wieder umkehren muss, umkehren will.
Wie kamen Sie auf den Gedanken mit der Ausbildung zur Diakonin?
Christel von Bank-Riezler: Anfang des Jahres 2019 war ich bereit, die Veränderung einzuläuten und fand bei meinen Recherchen den Internetauftritt von Diakoneo, damals noch Diakonie Neuendettelsau. Dieser hat mich sofort angesprochen und ich habe mich für die Ausbildung beworben. Nach einem Kennenlerngespräch mit Pfarrer Dr. Peter Munzert erhielt ich die Zusage zur Teilnahme am Kurs. Über die ich mich natürlich riesig gefreut habe!
Die Ausbildung bietet mir die Chance langfristig wieder das zu tun, was mich glücklich macht und eine Arbeit in der ich einen Sinn erkenne. Einen Sinn hinter dem ich authentisch stehen kann und der meine Überzeugung und Kompetenzen wiederspiegelt, der mir die Möglichkeit gibt anderen Menschen zu helfen, mich ihrer anzunehmen und ein kleiner Funken davon zu sein, Spuren von Gottes Liebe und Hoffnung in unserer Welt leuchten zu lassen. Es wäre vielleicht etwas zu kurz gewesen, aber im Grunde hätte ich diese Frage auch in einem einzigen Satz beantworten können: „Ich möchte Diakonin werden, weil die Arbeit für mich Sinn macht!“
Starkes Zusammengehörigkeitsgefühl bei den Diakonenanwärtern
Wie ging es Ihnen denn bisher in der Ausbildung?
Christel von Bank-Riezler: Einfach spitze. Die Atmosphäre in der Gruppe ist außergewöhnlich toll.
Ich schätze uns als offene, motivierte und sehr herzliche Crew an Diakon Anwärter/innen ein. Es war vielleicht auch ein bisschen Glück dabei, dass sich von Anfang an ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt hat. Ein bunter Haufen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen und vielen Fragen, dem es sicherlich nicht langweilig wird.
Doch eines haben wir alle gemeinsam: Wir stehen mitten im Leben, haben unsere Arbeit den Menschen gewidmet und interessieren uns für Gott. Das verbindet uns! So sind wir in der Lage, hochkonzentriert an Themen zu arbeiten, genauso wie wir zwischendurch einfach mal lachen und Spaß haben.
Die bisher erarbeiteten Themen im Alten Testament und zur Diakoniegeschichte waren durch die Dozenten sehr ansprechend aufbereitet und ließen auch interessante Blicke in die Tiefe zu. Sodass ich bisher nach jedem Modul mit einem großen Rucksack voll neuem Wissen, aber auch spannenden Fragen zum Nachforschen nach Hause gefahren bin. Als nächstes werden wir uns mit dem Neuen Testament beschäftigen. Gut gefällt mir auch unser Kursleiter Pfarrer Dr. Peter Munzert. Denn das, was wir im Unterricht über Spiritualität, Respekt und den liebevollen Raum Gottes in der Theorie lernen, macht er einfach – ohne selbst darüber große Worte zu verlieren. Alles in allem bin ich sehr zufrieden und kann die Ausbildung nur empfehlen. Es ist professionell gemacht.
Was haben Sie mit der Ausbildung zur Diakonin vor?
Christel von Bank-Riezler: Nun bin ich erstmal auf dem Weg zur Diakonin. Wo ich später sein und arbeiten werde, weiß ich noch nicht.
Kontakt Weiterbildung Diakon
Die berufsbegleitende Weiterbildung zur Diakonin/ zum Diakon startet wieder im September 2023.
Kontakt:
Pfarrer Dr. Peter Munzert
+49 9874 8-27 56
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