Musterwohnung TABEA für Senioren im Landkreis Roth: Technik - Alltag - Barrierefreiheit - Erleben - Für Alle
Viele Menschen haben den Wunsch, auch im Alter in der eigenen Wohnung bleiben zu können. Barrierefreie Gestaltung und moderne Technik sind dabei meist unentbehrlich. Welche Möglichkeiten der Gestaltung und der unterstützenden Hilfen gibt es und wo kann man sich darüber informieren?
Eine Möglichkeit zur Information, bietet das Landratsamt Roth mit seiner 2017 eingerichteten Musterwohnung TABEA. TABEA steht dabei für „Technik. Alltag. Barrierefreiheit. Erleben. Für Alle“. Für die Musterwohnung mietete der Landkreis eine geeignete Fläche Wohnung des Hans-Roser-Hauses in Roth, einer Pflegeeinrichtung von Diakoneo an. Verantwortlich für die Musterwohnung beim Landkreis Roth ist Ottilie Tubel-Wesemeyer. Die Diplom-Sozialpädagogin (FH) ist Sachgebietsleiterin Senioren und Soziales.
Ulrike Englmann sprach mit Ottilie Tubel-Wesemeyer und mit Carmen Fuhrmann, Koordinatorin Seniorenarbeit beim Landratsamt Roth, über das Angebot des Landkreises.
Zu welchem Zweck wurde die Musterwohnung eingerichtet?
Ottilie Tubel-Wesemeyer: Die Idee zur Einrichtung der Musterwohnung entstand ursprünglich auf Anregung der SPD-Kreisrätin Christine Rodarius. Sie hatte von dem Konzept gehört und konnte sich vorstellen, dies auch in Roth zu realisieren. In Villingen-Schwenningen bestand die Möglichkeit, eine ähnliche Wohnung zu besichtigen und so fuhren wir mit einer Delegation des Kreistages und Herrn Landrat Herbert Eckstein dorthin, um uns zu informieren. Alle waren auf Anhieb begeistert und es folgten alle Fraktionen einstimmig dem Vorschlag des Landrates auch in Roth so eine Möglichkeit zu schaffen.
Mit der Wohnung können wir auch präventiv beraten und müssen nicht nur informieren, wie sich der bestehende Wohnraum im direkten Bedarfsfall verändern lässt
Seit 2012 bieten wir durch Herrn Kunz kostenlose Wohnberatung im Pflegestützpunkt an und die Musterwohnung stellt eine gute Ergänzung zu diesem Angebot dar, vor allem weil wir mit der Wohnung auch präventiv beraten können und nicht nur informieren, wie sich der bestehende Wohnraum im direkten Bedarfsfall verändern lässt. Wir konnten sie 2017 eröffnen. Vielen macht die Vorstellung Angst, am Ende ihres Lebens in ein Pflegeheim ziehen zu müssen. Und so wird eine solche Entscheidung immer weiter nach hinten verschoben. Daher wir die ambulante Versorgung immer wichtiger. Hier wollen wir einen Beitrag leisten.
An wen richtet sich das Angebot?
Carmen Fuhrmann: Wir richten uns mit unserem Angebot nicht nur an Seniorinnen und Senioren, die überlegen, wie sie ihre Wohnung umgestalten können. Da gibt es beispielsweise auch Menschen mit Seheinschränkungen, die sich über Hilfsmittel informieren wollen, oder Menschen in der zweiten Lebenshälfte, die ihr Einfamilienhaus umbauen möchten und sich aufs Älterwerden vorbereiten. Aber immer wieder kommen auch jüngere Paare zu uns, die sich grundsätzlich für das Thema interessieren, weil sie ein Haus bauen und sich bereits jetzt damit auseinandersetzen, wie sie es gestalten können, um später einen seniorengerechten Umbau zu erleichtern oder unnötig zu machen. Ein Haus ist ja nicht statisch, sondern entwickelt sich mit seinen Bewohnern. Das betrifft auch die technischen Hilfsmittel, die eingesetzt und im Lauf der Jahre erweitert werden können. Man muss eine Wohnung oder ein Haus nicht sofort komplett umbauen, weil man an irgendeiner Stelle ein Defizit verspürt. Es gibt heute zahlreiche Alltagshelfer, die das Wohnen erleichtern und über die man sich in der Musterwohnung informieren kann. Das betrifft zum einen alters- und pflegegerechte Umbaumaßnahmen, aber wir zeigen auch eine Vielzahl von kleinen Hilfsmitteln für den Alltag, die man vor Ort anschauen und auch ausprobieren kann.
Das Angebot spricht Einzelpersonen, Gruppen, jüngere und ältere Menschen gleichermaßen an
Zu uns kommen nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Gruppen aus anderen Orten - auch über Bayern hinaus -, die sich informieren wollen. Und natürlich besuchen uns auch Interessierte anderer Städte und Landkreise, die sich vorstellen können, selbst auch eine Musterwohnung einzurichten.
Wichtig ist bei so einem Besuch vor allem auch der Gesamteindruck. Wir wollen unsere Besucherinnen und Besucher sensibilisieren für die Möglichkeiten, die sich in allen Bereichen eines Hauses ergeben. Wir wollen aufmerksam machen und das in den Blick rücken, worüber der Interessent vielleicht noch nicht nachgedacht hat, weil es im Moment noch nicht wichtig ist. Auf diese Weise entstehen auch viele sehr persönliche Gespräche. Das ist etwas, was uns in der Beratung auch sehr viel Freude macht.
Wie haben Sie die Wohnung eingerichtet?
Ottilie Tubel-Wesemeyer: Wir haben in Roth eine vollkommen leerstehende Wohnung übernommen, die erst einmal barrierefrei umgebaut und eingerichtet werden musste. Das war für den Landkreis eine Herausforderung. Doch durch unseren Wohnberater und Koordinator des Pflegestützpunktes hatten wir schon einiges an Knowhow. Außerdem konnten wir für den Umbau und die Einrichtung viele Unternehmen aus dem Landkreis Roth gewinnen, die sich gerne engagiert haben. Diese finden sich auf einer Sponsorenwand im Eingangsbereich wieder.
Was genau kann man in der Wohnung anschauen?
Carmen Fuhrmann: Zum einen sind das die baulichen Maßnahmen, die in der Wohnung oder schon im Eingangsbereich Barrierefreiheit herstellen, z. B. die Gestaltung eines Badezimmers mit einer bodengleichen Dusche. Aber auch ein höhenverstellbares Waschbecken, das sich mit einer Fernbedienung ansteuern lässt, so dass ein Rollstuhl darunter Platz hat, gehört dazu. Auch unser Küchenblock ist in der Höhe regulierbar.
Viele kleine Alltagshelfer zur Unterstützung
Aber natürlich geht es auch um das Mobiliar und viele kleine Alltagshelfer. Im Alter fehlen uns häufig die Kraft und die Beweglichkeit. Manches lässt sich mit Unterstützung recht gut ausgleichen. Im Bad stellt sich auch immer die Frage nach den Halterungen. Wo sind sie angebracht, aus welchem Material sind sie, kann man sie mit einer Hand bedienen? Hier zeigen wir verschiedene Möglichkeiten. Neben dem neu eingerichteten Bad, zeigen wir auch ein älteres Badezimmer. Hier haben wir die alten Fliesen mit einer rutschhemmenden Lasur bestrichen, einen Wanneneinstieg und einen Wannenlift. Vieles kann umgestaltet werden, ohne dass gleich alles erneuert werden muss.
Bei den Alltagshilfen zeigen wir verschiedene Küchenhelfer, z. B. Besteck mit dickeren Griffen für bessere Handhabung.
Menschen mit Seheinschränkungen kann durch sprechende Geräte geholfen werden. Wir haben in der Wohnung ein Blutdruckmessgerät, das den gemessenen Wert nicht nur anzeigt, sondern auch laut spricht, ebenso verschiedene Waagen.
Interessant sind auch die mobilen Warnmelder. Bei einer Überschwemmung oder bei Rauchentwicklung können sie eine Störung direkt an einen Hilfsdienst, z. B. Johanniter oder Rotes Kreuz melden.
Im Schlafzimmer zeigen wir einen speziellen Pflegerahmen, der in ein vorhandenes Bett eingebaut werden kann. So muss nicht extra ein Pflegebett angeschafft werden. Und das viele Jahre zusammen schlafende Paar kann dies weiterhin tun.
Gegen Sturzgefahr können Bewegungsmelder helfen, die Licht in den jeweiligen Räumen einschalten, wenn man z. B. nachts einmal aufstehen muss.
Kontakt und Terminvereinbarung
Die Musterwohnung befindet sich im Diakoneo Hans-Roser-Haus in Roth. Sie wird vom Landratsamt Roth betrieben und kann nach telefonischer Anmeldung besucht werden.
Bitte beachten Sie die derzeit geltende Maskenpflicht und die geltenden Abstands- und Hygieneregeln. Derzeit können die Wohnung maximal vier Interessierte gleichzeitig besuchen.
Musterwohnung TABEA
Carmen Fuhrmann
Gerhard Kunz
Landratsamt Roth
Gartenstraße 30 a
91154 Roth
Telefon: 09171 / 81 - 2200
musterwohnung.tabea@landratsamt-roth.de
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