Biografiearbeit bei Menschen mit Demenz

Biografiearbeit ist wichtig in der Pflege von dementen Menschen

 

  • Gerade in der Pflege von Demenzkranken ist Biografiearbeit unabdingbar.
  • Sie trägt dazu bei, dass sich der Mensch mit Demenz länger daran erinnert, wer er ist.
  • Den Pflegenden hilft die Biografiearbeit im Umgang mit dementen Menschen.
  • Bei Diakoneo gibt es Angehörigenschulungen, die auch Biografiearbeit behandeln.
  • Auch in den Wohnangeboten für Menschen mit Demenz wird die Biografiearbeit angewandt.

 

 

Kontakt: Fachstelle für pflegende Angehörige

Die Mitarbeiter der Fachstellen für pflegende Angehörige bieten eine Vielzahl von Beratungs- und Schulungsangeboten (z.B. Schulungsangebot EduKation Demenz in Neuendettelsau.)

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Übersicht Fachstellen für pflegende Angehörige


Der Vater erzählt seiner Tochter die gleiche Geschichte immer und immer wieder. Jeden Tag aufs Neue. Er erzählt davon, wie er damals ganz allein das Haus gebaut hat. Als er die Geschichte vom Hausbau im Laufe des Tages zum fünften Mal erzählen will, kann die Tochter es nicht mehr hören. „Das hast du mir heute schon hundert Mal erzählt!“, schimpft sie wütend. Der Vater wird still und blickt betreten zu Boden. Er versteht nicht, wieso seine Tochter so reagiert. Er kann sich nicht erinnern, die Geschichte schon erzählt zu haben, weil sein Kurzzeitgedächtnis aufgrund der Demenz nicht mehr richtig funktioniert. Am nächsten Tag wird es genauso wieder passieren. 

Beratungsangebot für pflegende Angehörige

„So wie die Tochter in der Geschichte gehandelt hat, ergeht es sicher vielen. Das ist menschlich“, sagt Christiane Schuh, Pflegefachkraft für Gerontopsychiatrie. Sie begleitet Menschen mit Demenz und berät Angehörige in der Fachstelle für pflegende Angehörige von Diakoneo.


"Menschen mit Demenz können sich nicht an Ereignisse erinnern, die bei einem Gesunden im Kurzzeitgedächtnis abgespeichert werden. Vorwürfe verletzen deshalb den Erkrankten nur." Christiane Schuh, Fachstelle für pflegende Angehörige. © Angelika Salomon


Eine Konfrontation endet deswegen häufig in Konflikten, die nicht gelöst werden können. In ihren Demenz-Schulungen bringt sie Angehörigen das Konzept der „einfühlsamen Kommunikation“ bei. Dabei lernen sie, dass Pflegende verstehen müssen, warum der Vater die Geschichte immer wieder erzählt. Sie hat mit der Lebensgeschichte des Vaters zu tun. Mit seiner Biografie.

„Um die Biografie eines Demenzerkrankten kommen wir nicht herum“, betont Schuh und erklärt, dass sich diese in die weltliche, die regionale und die persönliche Biografie unterteilt. „Die weltliche Biografie betrifft Dinge, wie die regionale Politik oder die Ortsgeschichte der Heimatgemeinde“, erklärt sie.


"Die persönliche Biografie beinhaltet alle Erlebnisse und Erfahrungen der Person. Auch wenn es sich wie ein Schnitt in die Privatsphäre anhört, ist es für Pflegende wichtig, zu wissen, wer der Mensch ist, um den sie sich kümmern. Sie können dann seine Handlungen leichter verstehen und entsprechend reagieren."

Christiane Schuh

Herausforderung für die Angehörigen: Sich Zeit nehmen

Bei Menschen mit Demenz baut sich das Gehirn Stück für Stück ab. Sie vergessen im Fortschreiten der Erkrankung ihr Leben, vergessen dass sie Kinder haben, ihre eigene Hochzeit, ihre Eltern. Sie reagieren instinktiv, wenn Erinnerungen an etwas aus ihrem Leben auftauchen. In klaren Phasen spüren sie, dass sie aufgrund der Demenz viele alltägliche Dinge – wie das Schmieren eines Butterbrotes – nicht mehr können und fühlen sich wertlos. „Wertschätzung ist wichtig. Der Vater erzählt von dem Hausbau, weil er darauf stolz ist und weiß, dass es andere auch waren“, sagt Schuh. Auch wenn es eine große Herausforderung für die Angehörigen darstellt, rät sie, sich einmal am Tag Zeit für die Geschichte zu nehmen.

Das Beispiel ist nur eines von vielen, das zeigt, wie wichtig Biografiearbeit im Umgang mit Menschen mit Demenz ist. Es gilt herauszufinden, wie der Mensch sein Leben selbst sieht und empfindet, was er erlebt hat und was ihn ausmacht. 

Biografiearbeit aktiviert Erinnerungen

Das bestätigt auch Ines Müller. Sie leitet das Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz in Nürnberg. Bei der Aufnahme neuer Bewohnerinnen und Bewohner füllen alle Angehörigen einen 15-seitigen Biografiebogen aus. Er fragt nach den Familienmitgliedern und Freunden, ihrem Verhältnis zueinander, nach Erlebnissen aus der Schulzeit, Spitznamen, Musikgeschmack, Lieblingsthemen, Träumen und Ängsten.

"Biografiearbeit ist die Grundlage unserer Arbeit."

Ines Müller, Leiterin Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz Nürnberg

Durch die Biografiearbeit kann das Fortschreiten der Krankheit auch verzögert werden. Sozialpädagogin Bernadette Philipp führt deswegen täglich Aktivierungstherapien mit den Bewohnerinnen und Bewohnern durch.

Erinnerungen aktivieren: Die 80-jährige Kunigunda Pichler lebt im Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz. Anhand eines Fotos aus ihrer Vergangenheit erzählt sie Sozialpädagogin Bernadette Philipp von ihrem Abschlussball beim Tanzen.


Kunigunda Pichler ist 80 Jahre alt und lebt seit zwei Jahren im Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz. Ursprünglich kommt sie aus Fürth, wo sie leidenschaftlich in der Tanzschule Streng getanzt hat. Vor ihr liegt ein Buchband über die Stadt. Bernadette Philipp gibt ihr schwarz-weiß Fotos auf denen Kunigunda Pichler beim Abschlussball zu sehen ist.

„18 Jahre alt war ich da! Und mein Kleid kam aus Amerika. Von meinem Bruder, der hat in der amerikanischen Highschool in Fürth gearbeitet“, weiß sie sofort und ihre Augen strahlen dabei. Sozialpädagogin Philipp stellt nur wenige Fragen, die 80-Jährige erzählt ganz von allein. Sie erzählt von ihren Eltern und ihrem Mann und weiß sogar noch, welche Farbe ihr Ballkleid hatte. Was sie nicht mehr weiß, ist ihr Alter. Und ob sie sich ein paar Stunden nach der Sitzung noch an das Gespräch erinnern kann, glaubt Philipp nicht.

"Biografiearbeit fließt in den Alltag mit ein. Demenzkranke können keine neuen Dinge mehr aufnehmen, deswegen muss ihr Gehirn durch Erinnerungen aktiviert werden."

Bernadette Philipp, Sozialpädagogin im Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz Nürnberg

Bescheid wissen über unangenehme Erinnerungen

Im Alltag gibt es viele Dinge, über die an die Vergangenheit angeknüpft werden kann. Lieder, Jahreszeiten oder bestimmte Lebensmittel. Umgekehrt können durch die Biografiearbeit aber auch Dinge vermieden werden, die der Erkrankte nicht mag oder die ihm Angst machen. „Eine unserer Bewohnerinnen hat jede Nacht geschrien und wir wussten lange Zeit nicht was wir dagegen tun können“, erklärt Barbara Heitmann, Pflegedienstleitung im Kompetenzzentrum. Erst nach ihrem Tod erfuhren sie, dass die Seniorin während der Kriegszeit verschüttet wurde. „Hätten wir das eher gewusst, hätten wir damit arbeiten können“, sagt Heitmann.

Barbara Heitmann ist die Pflegedienstleitung im Nürnberger Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz von Diakoneo.

Die Arbeit mit Biografiebögen kann auch eine Herausforderung werden. Vor allem dann, wenn Angehörige sich nicht sicher sind, welche Bedeutung bestimmte Ereignisse für den Demenzkranken haben, weil in der Familie nicht darüber gesprochen wurde. Deswegen ist es wichtig, dass Pflegende trotzdem eine gute Auffassungs- und Beobachtungsgabe haben, um Reaktionen einschätzen zu können.


Zu den Angeboten der Demenzbetreuung der Diakonie Neuendettelsau

Die Diakonie Neuendettelsau bietet eine Vielzahl von Betreuungs- und Wohnangeboten für Menschen mit Demenz:

Zu den Angeboten

 

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