Soziale Berufe können mehr! Katja Zenk - von der Kinderpflegerin zur Praxiskoordinatorin

Wer sich für eine Ausbildung im sozialen Bereich entscheidet, kann sich auf eine Überraschung gefasst machen: Diese Wahl kann zu unerwarteten Karrierewegen führen, die viele Vorurteile widerlegen. 

Katja Zenk ist Praxiskoordinatorin für die Ausbildung Pflegefachfrau*mann an der Klinik Hallerwiese-Cnopfsche Kinderklinik in Nürnberg. Dass sie heute für die Ausbildung der angehenden Pflegefachkräfte an der Nürnberger Klinik verantwortlich ist und nebenbei noch studiert, hätte die heute 34-Jährige am Anfang ihrer Karriere nicht für möglich gehalten.

Unsere Autorin Sabine Holfelder hat mit ihr über ihren beruflichen Werdegang, ihre Motivation und ihre Ziele gesprochen.
(Lesezeit: 4 Minuten, Video: 3 Minuten; publiziert: 20. Mai 2023)

Diakoneo-Expertin im Interview

Das Interview:

Von der Schule ins Berufsleben - wie war das?

Der Anfang war eher holprig. Krankenschwester zu werden hatte ich schon immer im Hinterkopf. Aber ich konnte damals die schulischen Zugangsvoraussetzungen noch nicht erfüllen. Ich hatte die Hauptschule (heute: Mittelschule) in der 9. Klasse mit dem Qualifizierenden Hauptschulabschluss verlassen. Um die 10 Jahre Schulpflicht zu erfüllen, habe ich dann zunächst ein sogenanntes Berufsvorbereitendes Jahr gemacht und noch nebenher gejobbt.

Die erste Ausbildung: Wie startete dein beruflicher Weg?

Durch meine kleine Nichte habe ich entdeckt, dass ich mir einen Job mit Kindern gut vorstellen könnte. Um herauszufinden, ob mir das wirklich liegt, habe ich ein Praktikum als Kinderpflegerin in einem Kindergarten gemacht. Die Arbeit hat mir sehr gut gefallen. So habe ich zwei Jahre lang die Kinderpflege-Ausbildung gemacht. Durch den Berufsabschluss mit gutem Notendurchschnitt habe ich dann auch den mittleren Bildungsabschluss erworben. So konnte ich überlegen, welche Ausbildung ich noch weitermachen wollte.

Wie ging es dann weiter? Wie kam es zum Wechsel vom Kindergarten in die Pflege?

Meine Schwester ist Krankenschwester. Die Themen Medizin, Pflege und alles „was mit dem Leben zu tun“ hat, haben mich immer schon interessiert. Mittlerweile hatte ich ja auch die mittlere Reife und der Weg in die Pflege stand mir offen. Aber auch hier habe ich mich erst wieder langsam herangetastet. Ich habe zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Uniklinik gemacht um herauszufinden: Pflege - ist das wirklich der richtige Beruf für mich? Und das war er. Kurz habe ich noch überlegt, in Richtung Erzieherin weiterzumachen, denn ich war ja bereits ausgebildete Kinderpflegerin. Aber dann habe ich mich für die Ausbildung als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin (heute: Ausbildung Pflegefachfrau*mann, mit praktischer Vertiefung Pädiatrie) entschieden.

Was waren deine Schwerpunkte in der Pflege? Hat dir die Arbeit mit Kindern dabei nicht gefehlt?

Nein. Denn während des FSJ in der Uniklinik war ich in einer Kinderabteilung eingesetzt. Außerdem habe ich mich für den Bereich der Kinderkrankenpflege entschieden. Sodass ich auch im Krankenhaus mit Kindern zu tun hatte und zudem meine Erfahrungen als Kinderpflegerin gut einbringen konnte. Nach den drei Jahren Ausbildung habe ich dann vier Jahre lang in dem Beruf auf einer Kinderstation im Krankenhaus gearbeitet.

Danach habe ich sieben Jahre lang Erwachsene in einem Hospiz gepflegt. Ein Hospiz ist eine Einrichtung, in denen Menschen gepflegt werden, die keine Aussicht mehr auf Heilung haben, die also in absehbarer Zeit sterben werden. Diese Menschen wollte ich besser begleiten als das im Klinikbetrieb möglich ist. Ähnlich wie in der Kinderkrankenpflege braucht man hier eine gute Beobachtungsgabe, da schwerkranke Menschen ihre Bedürfnisse oft nicht mehr direkt äußern können. Man muss die Menschen komplett umsorgen und arbeitet intensiv mit den Angehörigen zusammen. Vor allem hat man mehr Zeit für die Menschen, da der Personalschlüssel im Hospiz höher ist. Den Menschen im Hospiz ein würdevolles Sterben zu ermöglichen, war eine sehr erfüllende Aufgabe.

Nun bist du Praxiskoordinatorin einer Klinik. Wie kam es dazu und was sind deine Aufgaben?

Während meiner Tätigkeit im Hospiz habe ich die Weiterbildung zur Praxisanleitung gemacht. Die Pflegeausbildung funktioniert dual. Das heißt: als Praxisanleitung bildet man angehende Pflegefachkräfte in der jeweiligen Einrichtung, also in der Arbeitspraxis aus. Die Theorie lernen die Azubis parallel dazu an einer Pflegeschule. Als Praxisanleitung habe ich meine Leidenschaft dafür entdeckt, Menschen zu begleiten auf ihrem Weg, gute Pflegefachkräfte zu werden.

Seit April 2022 bin ich als Praxiskoordinatorin in der Klinik Hallerwiese-Cnopfsche Kinderklinik tätig. Der Job ist sehr vielseitig. Ich vermittle das Ausbildungskonzept von Diakoneo und bin zentrale Ansprechpartnerin für die Praxisanleitungen in der Klinik. Davon gibt es pro Station mindestens zwei Personen. Damit wir eine gute Ausbildung in Theorie und Praxis Hand in Hand anbieten können, tausche ich mich regelmäßig mit der Ausbildungskoordinatorin der Pflegeschule aus. Bei Diakoneo arbeiten wir sehr vernetzt. Ein reger Austausch findet daher auch mit anderen Praxiskoordinator*innen der Diakoneo Standorte in Schwabach, Schwäbisch Hall oder Neuendettelsau statt.

Ich bin zentrale Ansprechpartnerin für Pflege-Azubis und zuständig für die Überprüfung der gesetzlich verankerten 10 Prozent Praxisanleitung. Ebenso für die Koordination zur Erreichung der formalen Anleitung. Diese stelle ich sicher, indem ich zum Beispiel klinischen Unterricht gemeinsam mit den Praxisanleitungen anbiete. Wir üben dabei mit den Azubis zum Beispiel den Umgang mit Infusionen, legen Blasenkatheter und arbeiten Fallbeispiele zum „problem-based-learning“ aus. Die angehenden Pflegefachkräfte trainieren dabei zum Beispiel in einem sogenannten „room of horror“, wie sie mit Pflegeproblemen innerhalb einer Stresssituation souverän umgehen und die notwendigen Maßnahmen einleiten können.

Außerdem bin ich auch noch aktiv in der Gewinnung von Nachwuchs und oft auf Berufsmessen unterwegs.

Rückblickend: wie hast du die einzelnen Stationen deiner Ausbildung erlebt? Was hat dir besonders gut gefallen, was war eher schwierig?

Gefallen hat mir eigentlich alles – also, man nimmt einfach überall was mit. Ich hatte auch das Glück, dass ich in der Uniklinik eine gut organisierte Ausbildung erhalten habe. Dadurch habe ich lehrreiche Einblicke bekommen in verschiedene Fachbereiche und Krankheitsbilder. Bei der Kinderpflege-Ausbildung haben mich vor allem die Schulfächer, wie Pädagogik und Psychologie sehr interessiert. Als Praxisanleitung hat mir besonders gefallen, unterschiedliche Persönlichkeiten und Lerntypen so „abzuholen“, dass sie sich optimal weiterentwickeln können. Wissen weitergeben und auch selbst auf dem neuesten fachlichen Stand zu bleiben sind Vorteile.

Eher schwierig war für mich vor allem der Einstieg in das Berufsleben. Dass man sich da mit teilweise 14 Jahren schon entscheiden muss, was man beruflich machen möchte, ist schon sehr früh. Aber ich habe mich Stück für Stück orientiert und herangetastet durch Praktika oder das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Das würde ich auch jedem empfehlen, zunächst auszuprobieren, was einem liegt. Ein FSJ ist dafür eine tolle Möglichkeit.

Wie geht es beruflich weiter? Hast du noch Pläne?

Natürlich – ich bin neugierig, abenteuerlustig und suche immer eine Herausforderung. Ende des Jahres möchte ich eine Weiterbildung zur Resilienz-Trainerin machen. Beim Resilienz-Training lernt man, die psychische Widerstandskraft zu stärken, mit stressigen Situationen besser umzugehen und die eigenen Ressourcen mehr zu nutzen. So ein Training würde ich dann zukünftig gerne den Azubis und Praxisanleitungen anbieten.

Berufsbegleitend studiere ich außerdem gerade Gesundheitspsychologie. Dabei war es nie mein Plan, unbedingt zu studieren. Es hat sich einfach so ergeben, weil ich diese Themen spannend finde. Der Mensch an sich interessiert mich, Psychologie und Krankheitslehre.

Vielen Dank für das spannende Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

Katja Zenk im Video

Ein spannender Lebenslauf. Erfahren Sie mehr über Katja Zenk im Video.
Im Video berichten auch Jasmin und Marco, wie sie im sozialen Bereich Karriere gemacht haben.

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