Diakoneo Fachakademie für Sozialpädagogik in Hof bietet Anpassungsqualifizierung für Erzieherinnen und Erzieher aus dem Ausland
Pfarrer Achim Schäfer verantwortet an der Fachakademie seit 2014 die Anpassungsqualifizierung für pädagogische Fachkräfte, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen.
Ulrike Englmann hat mit ihm und mit zwei Teilnehmerinnen des Lehrgangs gesprochen. Informieren Sie sich hier über Hintergründe, Inhalte und die praktische Umsetzung des Lehrgangs.
„‚Anpassungsqualifizierung‘ ist eigentlich nicht das treffende Wort für das, was wir hier anbieten“, erklärt Pfarrer Achim Schäfer. „Die Menschen, die bei uns diese Weiterbildung suchen, sind ja schon ausgebildete Fachkräfte. Sie kommen häufig mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium. Was sie aber vielfach nicht kennen, ist das Verständnis von frühkindlicher Bildung in Deutschland: Vorschulische Bildung ist ein sozialer Prozess, wird ganzheitlich gestaltet und ermöglicht den Kindern viel Mitsprache und Mitgestaltung."
Andrea Ormandi (49) kam vor 20 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann aus Budapest nach Deutschland. Inzwischen haben die beiden vier Kinder und sind hier angekommen. Andrea Ormandi hatte in Ungarn Englisch, Sport und Geschichte studiert und war in der Erwachsenenbildung tätig. Heute arbeitet sie im Kindergarten Maria Ward in Pfarrkirchen. Für die Anerkennung als Erzieherin fehlten ihr vier Fortbildungsmodule, die sie von Frühjahr bis Dezember 2020 in Hof absolvierte.
Maja Trupina (41) kam 2017 aus Kroatien nach Deutschland und arbeitet seitdem im städtischen Kindergarten in Neumarkt St. Veit. Ihr Mann hatte zuvor schon eine Stelle in München gefunden und so war sich die in Kroatien ausgebildete Erzieherin sicher, gemeinsam mit den beiden Kindern auch selbst in Deutschland Fuß fassen zu können.
Warum findet die einzige Anpassungsqualifizierung für pädagogische Fachkräfte aus dem Ausland in Hof statt?
Achim Schäfer: Die Diakoneo Fachakademie für Sozialpädagogik ist tatsächlich der einzige Bildungsanbieter in Bayern, der diese Anpassungsqualifizierung für pädagogische Fachkräfte aus dem Ausland durchführt. Hintergrund ist, dass wir im Jahr 2014 damals noch von der Regierung von Niederbayern angefragt wurden, die Konzipierung für den Lehrgang zu übernehmen. Da haben wir uns natürlich gerne eingebracht. Diakoneo erweitert laufend das Bildungsangebot und dieses Thema passt hervorragend zu uns. Viele Interessierte kommen aus dem Ausland nach Deutschland und finden auch bei Diakoneo eine neue berufliche Heimat. Diese Menschen wollen wir bei uns halten und so gut wie möglich motivieren und unterstützen. Aber das Angebot steht auch all den Interessierten offen, die bei einem anderen Träger arbeiten. Unsere Fachakademie in Hof ist vom Bayerischen Landesamt für Schule in Gunzenhausen damit beauftragt, die Bildungsmaßnahme im Rahmen des Berufsqualifikationsfeststellungsgesetzes (BayBQFG) durchzuführen.
Welche Inhalte hat der Lehrgang?
Achim Schäfer: Die Teilnehmenden haben ja schon eine hohe fachliche Qualifikation, wenn sie nach Deutschland kommen. Sie können oft ein abgeschlossenes Hochschulstudium vorweisen. Wenn sie sich für diese Weiterbildung interessieren, wird geprüft, welche Kenntnisse ihnen noch für die staatliche Anerkennung als Erzieher oder Erzieherin in Deutschland fehlen und diese können sie dann bei uns erwerben. Die Qualifizierung ist in sieben Module unterteilt, für die die Teilnehmenden sich einschreiben können. So wird eine flexible, passgenaue und vor allem individualisierte Weiterbildung möglich. Die Module entsprechen alle dem aktuellen Lehrplan der Fachakademie für Sozialpädagogik.
Module der Anpassungsqualifizierung
- Modul 0: Rechtliche Rahmenbedingungen sozialpädagogischer Gruppenarbeit
- Modul 1: Berufliche Identität und professionelle Perspektiven weiterentwickeln
- Modul 2: Pädagogische Beziehungen gestalten und mit Gruppen pädagogisch arbeiten
- Modul 3: Lebenswelten und Diversität wahrnehmen, verstehen und Inklusion fördern
- Modul 4: Sozialpädagogische Bildungsarbeit in den Bildungsbereichen professionell gestalten
- Modul 5 : Erziehungs- und Bildungspartnerschaften mit Eltern und Bezugspersonen gestalten sowie Übergänge unterstützen
- Modul 6: Institution und Team entwickeln sowie in Netzwerken kooperieren
Einer der größten Unterschiede im deutschen Bildungssystem im Vergleich zum System anderer Länder ist, dass Bildungsarbeit mit Kindern bis sechs Jahren bei uns als sozialer und nicht als schulischer Prozess verstanden wird. Diese Erkenntnis ist für die Teilnehmenden wichtig, um die Hintergründe der Frühpädagogik in Deutschland zu verstehen. Viele von ihnen belegen auch zusätzliche Module, zu denen sie gar nicht verpflichtet wären, einfach weil sie sich dafür interessieren.
Andrea Ormandi: Für mich war es sehr hilfreich, gerade diese Unterschiede in den Bildungssystemen zu verstehen. Plötzlich wurde mir klar, warum manche Dinge in unserem Kindergarten so organisiert werden und nicht anders. Ich kann mich jetzt viel besser hineindenken und Abläufe mitgestalten.
Maja Trupina: Ich habe so vieles an wertvoller Information erhalten, das hat mich für meine Arbeit als Erzieherin gestärkt. Ich verstehe jetzt die deutschen Gesetze besser und kann meine tägliche Praxis besser einordnen und verstehen. Gut gefallen hat mir in den Kursen auch, dass ich meine Fragen stellen konnte. Wir haben viel diskutiert und zahlreiche Anregungen bekommen. Das hat mir alles weitergeholfen.
Woher kommen die Teilnehmenden?
Achim Schäfer: Wir hatten bisher insgesamt Teilnehmende aus circa 35 verschiedenen Nationen, nicht nur aus Europa, sondern beispielsweise auch aus China oder Mexiko. Gerade diese Internationalität macht die Lehrgänge interessant. Die Erfahrungen und Bildungsbiografien der Teilnehmenden sind sehr unterschiedlich, da kommt auch eine hohe Kompetenz zusammen. Unsere Dozentinnen und Dozenten unterrichten in diesen Kursen sehr gerne, da es immer wieder spannende Themen und Diskussionen gibt. Im Jahr haben wir circa 60–80 Teilnehmende, die sich auf die Frühjahrs- und Herbstkurse verteilen.
Andrea Ormandi: Gerade der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern hat mir gut getan. Ich konnte viel Neues lernen und erfahren. Aber es war nicht nur der Austausch, ich lerne und studiere sehr gerne und fand eine strukturierte, gute Weiterbildung mit der ich viel anfangen kann.
Wer finanziert die Weiterbildung und wie hoch sind die Kosten?
Achim Schäfer: Es gibt verschiedene Formen der Unterstützung. In einigen Fällen übernimmt der Träger der Einrichtung, bei dem die Teilnehmenden schon arbeiten oder ein Praktikum absolvieren, die Kosten. Manche Teilnehmenden erhalten Prämiengutscheine aus dem Bundesprogramm „Bildungsprämie“ und wieder andere erhalten Unterstützung vom Migranet Bayern. Das kann sehr unterschiedlich sein. Viele finanzieren die Weiterbildung aus privaten Mitteln. Die Kosten für die sieben Module insgesamt belaufen sich auf 750 €, dazu kommt noch eine Grundgebühr je nach Anzahl der Module und es fallen noch die Fahrt- und Übernachtungskosten an.
Andrea Ormandi: Der Kindergarten, in dem ich arbeite, hat für mich die Finanzierung übernommen. Ich muss die Fahrtkosten und die Übernachtungskosten selbst bezahlen, aber das bekomme ich hin. Ich möchte auch in Zukunft gerne in unserer Einrichtung arbeiten und auch Verantwortung übernehmen und so passt das für alle.
Maja Trupina: Ich habe die Weiterbildung selbst finanziert.
Welche Sprachkenntnisse sind erforderlich?
Achim Schäfer: Die Teilnehmenden sollten über hinreichende Deutschkenntnisse in Wort und Schrift verfügen, was mindestens der Niveaustufe B1, besser aber B2 des europäischen Referenzrahmens für Sprachen entspricht. Der mündliche Austausch klappt in den Kursen immer recht gut, die Skripte erfordern manchmal eine weitergehende Erläuterung.
Maja Trupina: Ich bin ja noch nicht so lange in Deutschland und ich habe die Sprache auch erst hier richtig gelernt. In Kroatien war ich allerdings auf einem Sprachgymnasium und hatte zumindest Grundkenntnisse in Deutsch. So ging das alles ganz gut. Meine ganze Familie kommt heute gut zu recht in Deutschland.
Wie erfahren die Teilnehmenden von der Anpassungsqualifizierung?
Achim Schäfer: Da sind die Wege sehr unterschiedlich. Im Ausland kann man sich über die deutschen Botschaften informieren und es gibt auch die Website www.anerkennung-in-deutschland.de. Vielfach läuft das aber über persönliche Kontakte. In Deutschland selbst vermittelt der Träger manchmal den Kontakt zu uns.
Welche Prüfungen sind am Ende des Lehrgangs abzulegen und wie geht es weiter?
Achim Schäfer: Es werden keine schriftlichen oder mündlichen Leistungsnachweise erhoben. Der Lehrgang endet ohne spezielle Prüfung. In der Regel müssen die Absolventen dann noch ein Praktikum in einem frühpädagogischen Arbeitsbereich absolvieren. Wir stellen eine Teilnahmebestätigung aus und dann erfolgt in der Regel eine rasche Anerkennung durch das Bayerische Landesamt für Schule in Gunzenhausen. Wir sind froh über die gute Zusammenarbeit mit der Zentralstelle in Gunzenhausen und mit den entsprechenden Stellen in der Regierung. Das läuft alles recht unkompliziert.
Andrea Ormandi: Ich werde weiter im Kindergarten arbeiten. Ich freue mich, dass ich jetzt eine Stelle als vollwertige Erzieherin habe, die auch entsprechend bezahlt wird. So hat sich die Ausbildung auf jeden Fall gelohnt für mich.
Maja Trupina: Ich werde auch erst einmal in meiner Stelle bleiben. Allerdings haben sich mir auch neue Perspektiven erschlossen. In Kroatien konnte ich mit meiner Ausbildung ausschließlich mit Kindern im Alter zwischen 0 und 6 Jahren arbeiten. Hier habe ich auch die Möglichkeit mit Jugendlichen zu arbeiten und beispielsweise in einem Jugendzentrum anzufangen. Das wird sich mit der Zeit zeigen.
Frederique Consalvi ist Französin und lebt seit zwei Jahren in Deutschland. Zuvor lebte sie 11 Jahre in Spanien. Dort hat sie auch das Studium zur Erzieherin absolviert.
An der Fachakademie in Hof hat sie das Modul 2 der Anpassungsqualifizierung belegt, um als Erzieherin in Bayern anerkannt zu werden. Sie sagt:
"Ich finde die Anerkennung wichtig, da sie viele Möglichkeiten öffnet und die Arbeitssuche einfacher macht."
Frederique Consavli arbeitet in einem Kindergarten in ihrem Heimatdorf in Deutschland.
Über ihre Ausbildung an der Faks Hof sagt sie: "(...) Die Atmosphäre war sehr angenehm, ich habe mich von Anfang an sehr willkommen gefühlt. (...) Alle Teilnehmer kommen aus dem Ausland, wir wollen arbeiten und unsere Diplome anerkennen lassen (...).
Ich schätze es sehr, wenn ich Menschen wie in Hof treffe, die uns als Erzieher schätzen, die sich für unser Studium in unseren Heimatländern interessieren, die uns als echte Berufskollegen behandeln, die uns respektvoll und mit Gleichberechtigung begegnen, unabhängig davon, wie viel Deutsch wir gerade sprechen oder woher unser Reisepass kommt. " (...)
Es ist klar, dass die Fachakademie versucht, das Beste aus einem Anerkennungsverfahren herauszuholen, um es für alle so konstruktiv und interessant wie möglich zu gestalten. "
Kontakt Fachakademie für Sozialpädagogik und Heilpädagogik Hof
DIAKONEO
Fachakademie für Sozialpädagogik
Fachakademie für Heilpädagogik
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