Wheel Up: Inklusion im Sportunterricht erfahrbar machen

Rollstuhlchallenge für den Sportunterricht baut Berührungsängste ab

Gleichgewicht halten stellt sich gleich zu Beginn als sehr wichtig heraus: "Oberkörper immer leicht nach vorne beugen" ruft Kemal Burgaz in die Sporthalle der Hermann-Merz-Schule in Ilshofen bei Schwäbisch Hall. "Und dann Schub, Schub und bremsen".
Die Mädchen und Jungen der vierten Klasse sind beim Schieben und Bremsen eifrig dabei. Sie sitzen dabei in Rollstühlen, die Kemal Burgaz und das Team von Wheel Up mitgebracht haben. Mit den Rollstühlen werden sie gleich einen Parcours durchfahren und Rollstuhlbasketball spielen.

Von Maria Mohr (Text und Fotos) und Manuela Renner (Videos)
Lesedauer 4 Minuten (ohne Videos)

 

Was ist Wheel Up?

Das Projekt "Wheel Up - Rollstuhl-Challenge im Unterricht" hat das Ziel, Schülerinnen und Schülern die Lebensrealität von Menschen im Rollstuhl näherzubringen und das Bewusstsein für Inklusion und Barrierefreiheit zu fördern. 
Organisiert wird es von den Offenen Hilfen Schwäbisch Hall.

Inklusiver-Rollstuhlparcours-Wheel-Up-Rampe

Wie sieht das Konzept von Wheel Up aus?

Kemal Burgaz und Markus Spemann betreuen das Projekt. Die beiden organisieren auch das Spielmobil der Offenen Hilfen. Im Video erzählen sie, wie Wheel Up entstanden ist, wie das Konzept aussieht und wie eine typische Wheel-Up-Stunde abläuft:

Kemal Burgaz ist Rollstuhlbasketball-Trainer und engagiert sich seit rund  20 Jahren ehrenamtlich bei den Offenen Hilfen und beim Spielmobil. Sein Kollege Markus Spemann ist bei den Offenen Hilfen des Sonnenhofs in Schwäbisch Hall verantwortlich für das Spielmobil.
Sie beschreiben Wheel Up:
"Unser Projekt besteht darin, mit dem Spielmobil und speziellen Rollstühlen in den Sportunterricht an Schulen im Landkreis Schwäbisch Hall zu gehen. Ziel ist es, den Kindern die Möglichkeit zu geben, selbst auszuprobieren, wie es ist, im Rollstuhl zu fahren, und verschiedene Bewegungsformen kennenzulernen."

Rollstuhl-Basketball stieß auf große Begeisterung

Kemal Burgaz hat die Kontakte hergestellt: Die Idee entstand, als er von einer Grundschule eingeladen wurde, einen Rollstuhlbasketball-Workshop zu geben. "Die Lehrer kannten mich bereits, da mein Sohn diese Schule besuchte. Ich leitete zwei Stunden Rollstuhlbasketball, was auf große Begeisterung stieß. Dies brachte mich auf den Gedanken, das Konzept gemeinsam mit dem Spielmobil weiterzuentwickeln und an weitere Schulen zu tragen." 

Eine typische Unterrichtseinheit beginnt mit einer Begrüßung und einer kurzen Einführung in den Umgang mit dem Rollstuhl. Die Kinder lernen, wie sie nach rechts und links steuern, wie sie richtig anfahren und bremsen. Nach diesem kleinen Rollstuhltraining und Aufwärmen starten sie mit dem Parcours.

Mit dem "Pistolengriff" kommt man im Rollstuhl voran. Das lernen die Kinder bei der Einführung.

Der Parcours besteht aus verschiedenen Stationen: eine Rampe, eine Wippe, Slalomstrecken und ein Hindernis zum Unterqueren. Insgesamt stehen elf Rollstühle zur Verfügung und die Kinder meistern nacheinander den Parcours mit  Unterstützung.
Dabei erfahren sie spielerisch, welche Techniken nötig sind, um Hindernisse zu überwinden.
 

Bildergalerie: Das passiert bei Wheel Up

Was lernen die Kinder bei dem Projekt?

Neben dem sportlichen Aspekt hat Wheel Up natürlich eine erzieherische Komponente. Das Projekt soll auch die Herausforderungen des Alltags von Rollstuhlfahrern verdeutlichen. Dazu gehören Bordsteine, Steigungen und Abfahrten.  Ein besonderes Element ist das Unterqueren eines Hindernisses, das zeigt, dass Wege nicht immer gerade verlaufen und man sich immer wieder anstrengen muss.

Nach dem Parcours geht es weiter mit inklusivem Sport. Hier können alle – auch Kinder, die keinen Rollstuhl nutzen – gemeinsam sportlich aktiv werden. Besonders beliebt ist Rollstuhlbasketball, das eine tolle Möglichkeit bietet, Inklusion erlebbar zu machen. Zusätzlich gibt es Partnerübungen, bei denen die Kinder lernen, wie sie jemanden im Rollstuhl über ein Hindernis begleiten und unterstützen können.

Das Projekt baut Berührungsängste ab

Das Konzept basiert darauf, dass die Kinder spielerisch erfahren, wie es ist, im Rollstuhl zu sein – ohne Leistungsdruck, einfach durch Ausprobieren. Sie entdecken ihre eigenen Grenzen, erleben Überraschungen und lernen, sich in Menschen hineinzuversetzen, die dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Dabei wird ihnen bewusst, dass Rollstuhlfahren eine ganz andere Art der Koordination erfordert als das Gehen.
Besonders das Rückwärtsfahren und das gezielte Lenken sind Herausforderungen, die erst einmal verstanden und geübt werden müssen.

Der große Mehrwert dieses Projekts liegt darin, Berührungsängste abzubauen und den Kindern ein Gefühl dafür zu geben, wie es ist, Barrieren zu überwinden. Sie lernen, auf Menschen im Rollstuhl zuzugehen und zu fragen: "Darf ich dir helfen?" oder "Kann ich dir helfen?".
Viele Schüler haben durch dieses Projekt erkannt, dass manche Menschen Unterstützung brauchen, und sie haben die Empathie entwickelt, aktiv Hilfe anzubieten. Das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sie eine wichtige Rolle im Miteinander spielen können, ist eines der wertvollsten Ergebnisse des Projekts.

Was sagt der Lehrer zu dem inklusiven Projekt?

Chris Weihbrecht ist Sportlehrer an der Hermann-Merz-Schule in Ilshofen. Seine vierte Klasse nahm an einer Doppelsportstunde beim Projekt "Wheel up" teil.
Er schildert seine Eindrücke:

Das Projekt „Wheel up“ wird:
Wie kommt Wheel Up zu Dir?

Kontakt: 
Diakoneo Offene Hilfen
Schwäbisch Hall
Markus Spemann
Tel. +49 7951 2979815
E-Mail: oh.spielmobil@diakoneo.de
www.offene-hilfen-sha.de

Diakoneo-Experten
Wheel-Up Mitarbeiter Kemal Burgaz
Kemal Burgaz Ehrenamtlicher Mitarbeiter bei Wheel Up und Trainer für Rollstuhlbasketball
Wheel-Up Koordinator Markus Spemann
Markus Spemann Ambulant begleitende Dienste, Offene Hilfen Schwäbisch Hall
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