Sport für Menschen mit Behinderung während der Pandemie: Welche Möglichkeiten gibt es?

Übungsbeispiele im Fitness-Buch und ein Trainingsplan helfen dabei, fit zu bleiben


Yoga für Menschen mit Behinderung
Julian Völklein im Sommer 2020 beim Yoga am See. Er sagt darüber: „Sport am See war sehr schön. Immer frische Luft. Am besten hat mir Yoga gefallen. Manchmal haben die Leute zugeschaut.“ © Diakoneo/ Sportteam Polsingen-Oettingen-Gunzenhausen

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30 Hampelmänner, zehn Strecksprünge und zehnmal die Arme kreisen lassen: Das klingt machbar, aber es sind ja auch erst die Aufwärmübungen.

Dann geht es an die Bauchmuskulatur: Boot (10mal), Beinhebel (10mal) und zum krönenden Abschluss die Bauchpresse (10mal).


Zur Rückenmuskulatur: Zehnmal Schulterbrücke, zehnmal Nussknacker, zehnmal pro Bein Beinstrecken und die „Brett-Haltung“ solange man es aushält.

Auch die Beine sowie die Arm- und Schultermuskulatur sind noch an der Reihe, ehe das Workout mit wohlverdienten Entspannungsübungen zu Ende geht.

Das Fitness-Buch hilft der Sportlern mit einer Behinderung, in den Trainingspausen fit zu bleiben.

Um während Corona die lange Zeit ohne reguläres Training gut zu überbrücken, hat das Sportteam in Polsingen-Oettingen-Gunzenhausen ein Fitness-Buch für alle Sportler der Region entwickelt. Die oben beschriebenen Übungen sind ein Auszug aus dem Fitness-Buch. (Muskelkater für Ungeübte oder bei sträflich vernachlässigten Muskelgruppen garantiert.)

Gesprächspartnerin von Maria Mohr war Lisa Heydecker, Sportbeauftragte in der Region.

Sport treiben ist wichtig für Menschen mit Behinderung

Lisa Heydecker ist eine der Autorinnen des Fitness-Buches. Sie weiß: „Die Möglichkeit, regelmäßig Sport zu treiben, ist wichtig für Menschen mit Behinderung.“ Zu Nicht-Pandemiezeiten organisiert und koordiniert die 32jährige Wettkampfsportangebote wie Schwimmen, Boccia, Schneeschuhlaufen und Skilanglauf. Rund 50 Sportlerinnen und Sportler sind in den Wettkampfteams aktiv.Lisa Heydecker ist Ansprechpartnerin für Sportlerinnen und Sportler sowie ihre Trainer.
Darüber hinaus gibt es für die Freizeitsportler auch Angebote wie Laufen, Walken, Klettern oder die Abnahme von Sportabzeichen. Auch Yoga sowie sportliche und erlebnispädagogische Ausflüge wie Kanufahrten oder ein Besuch im Hochseilgarten stehen auf dem Programm.

Um das alles zu organisieren, arbeitet Lisa Heydecker eng mit den lokalen Vereinen und den Vertretern von Special Olympics Bayern zusammen. Über Special Olympics haben die Sportlerinnen und Sportler von Diakoneo bereits an vielen nationalen und internationalen Wettkämpfen teilgenommen. Ein wichtiger Kooperationspartner ist der Behinderten- und Rehabilitations- Sportverein Gunzenhausen (BRSV).

Lisa Heydecker beschreibt ihr Anliegen so:
„Unser Ziel ist es, ein flächendeckendes Sportangebot in der Region zu haben.“

Sportler Julian Völklein: „Sport ist gesund und macht Spaß.“

Julian Völklein ist 29 Jahre alt und Mitglied der Schwimm-Mannschaft der Region Polsingen-Oettingen-Gunzenhausen. Er sagt: „Sport ist wichtig, es macht Spaß und man kann sich mit seinen Freunden treffen.“ Die positiven Auswirkungen auf seine Gesundheit beschreibt er so: „Mir geht es besser und ich kann mich besser bewegen.“

Genau wie für Menschen ohne Behinderung erfüllt Sport auch für Menschen mit Behinderung eine Reihe von wichtigen Aufgaben:

  • Als Hobby ist es ein wichtiger Aspekt der Freizeitgestaltung.
  • Durch sportliche Leistungen wächst das Selbstvertrauen und der Glaube in die eigenen Fähigkeiten: „Ich kann etwas bewirken.“
  • Die Gesundheit wird gefördert, gesundheitliche Probleme werden gemildert oder verhindert.
  • Die Sportler erleben Teamgeist und das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein.
  • Sie lernen, Misserfolge auszuhalten. Und sie können sich über Erfolge freuen.
  • Durch die Teilnahme an Wettkämpfen erfahren sie öffentliches Interesse und Anerkennung.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf das Sportangebot für Menschen mit Behinderung?

Im Frühjahr 2020 wurden zunächst alle Sportangebote für Menschen mit Behinderung in der Region gestoppt. Gemeinsam mit dem BRSV hat Lisa Heydecker dann ein Hygienekonzept erarbeitet, mit dem im Sommer draußen Sportangebote möglich waren.

An diesen Angeboten konnten allerdings nur Sportlerinnen und Sportler teilnehmen, die nicht in den Diakoneo Heimen wohnen. Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden mit Beginn der Pandemie in sogenannte „Kohorten“ eingeteilt. Diese Gruppen leben und arbeiten zusammen und verbringen auch ihre Freizeit gemeinsam. Übergreifende Sportangebote waren deshalb nicht möglich.

„Punktuell haben wir auch in den Kohorten Sport angeboten“, erzählt die Sportbeauftragte. Im Herbst war das Training für kurze Zeit erlaubt, doch mit dem Beginn des zweiten Lockdowns im November war wieder Schluss.

Welche alternativen Sportangebote gibt es für die Sportlerinnen und Sportler?

Sportlerin mit einer Behinderung
Sabine Söder ist begeisterte Wettkampfsportlerin. Zusammen mit dem Kooperationspartner TV Gunzenhausen ist im Sommer 2020 eine Bocciaanlage entstanden. Die externen Sportler konnten darauf im Sommer trainieren und sogar an einem Wettbewerb in Dresden teilnehmen. Das Foto zeigt Sabine Söder bei diesem Wettbewerb. © Diakoneo/ Sportteam Polsingen-Oettingen-Gunzenhausen

Es ist schwierig, mich selbst zu motivieren.

Sabine Söder ist Mitglied der Schwimm- und der Boccia-Wettkampfmannschaft. Sie sagt: „Sport setzt Glücksgefühle bei mir frei. Zum Beispiel, wenn ich im Wettkampf bin und eine Medaille gewinne.“
Und sie hat bei sich beobachtet: „Es ist schwierig, mich selbst zu motivieren.“

Um die Motivation zu erleichtern hat das Sportteam das Fitness-Buch und einen Trainingsplan entwickelt. In einfacher Sprache gibt das Buch Tipps für ein ausgewogenes Workout. Der Trainingsplan erleichtert den Überblick, was man schon geschafft hat.
Sabine Söder sagt: „Es war gut, eine Anleitung zu haben, was ich selbst tun kann, ohne dass ich viele Hilfsmittel brauche.“ Für ausgefüllte Trainingspläne gab es eine kleine Belohnung.

Der Trainingsplan des Sportteams Polsingen-Oettingen-Gunzenhausen sorgt dafür, dass alle Muskelgruppen zum Einsatz kommen.

Wie geht es für die Sportler weiter?

„Wir haben die Hoffnung, dass wir im Sommer wieder in den regulären Betrieb gehen können.“ sagt Lisa Heydecker. Die Impfungen im Bereich Menschen mit Behinderung bei Diakoneo sind bis dahin abgeschlossen. Dennoch hängt die weitere Entwicklung stark vom Infektionsgeschehen ab. Doch: Die Hygienekonzepte stehen und können sofort umgesetzt werden.

Zunächst soll es jetzt Sportangebote für die einzelnen Wohngruppen geben „Wir haben ein Konzept entwickelt, mit dem wir einem Großteil der Bewohner ein Sportangebot unter freiem Himmel machen können.“ Auf dem Programm stehen dann Kraft- und Ausdauertraining, Boccia und Walken, zum Teil mit einer 1:1-Betreuung.

Es ist ein Privileg, gemeinsam Sport treiben zu können.

Das Trainingsbuch und die Trainingspläne möchte sie weiterhin verwenden. „Wir müssen zunächst einmal wieder auf ein gewisses Leistungsniveau kommen.“ Mitnehmen wird sie aus der Corona-Zeit auf alle Fälle das Bewusstsein, wie wichtig der Sport für Menschen mit Behinderung tatsächlich ist: „Was wir mitnehmen ist die Gewissheit, was für ein Privileg es ist, gemeinsam Sport treiben zu können und welch große Bedeutung das für die Athleten hat.“

Sportlerin mit einer Behinderung
Sportlerin Silke Kloß denkt ncoch gerne an die Kanutour, die sie im Sommer 2020 mit ihrer Sportgruppe unternommen hat. © Diakoneo/ Sportteam Polsingen-Oettingen-Gunzenhausen

Die Sportlerinnen und Sportler wissen die Bemühungen des Sportteams auf alle Fälle zu schätzen. Sportlerin Silke Kloß schreibt: „Alles war sehr gut. Silke ist mit euch zufrieden.“

Übungsbeispiele im Video:

Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit trainieren: Die Sportler aus der Region Polsingen, Oettingen, Gunzenhausen machen es vor:

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Arbeiten mit Menschen mit Behinderung bei Diakoneo

Sie arbeiten im sozialen oder pflegerischen Bereich? Und suchen eine berufliche Herausforderung in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung in den Regionen Mittelfranken, Oberfranken und Schwaben?

Diakoneo bietet ein umfassendes Angebot: Erfahren Sie mehr über die Vorteile

Lisa Heydecker, Sportbeauftragte für Menschen mit Behinderung
Lisa Heydecker (Offene Hilfen Polsingen-Oettingen-Gunzenhausen) ist die Sportbeauftragte der Region.
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