Die WfbM als Arbeitsplatz: Nötig sind Empathie und ein Blick für Menschen

Was müssen Mitarbeitende mitbringen, die in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen arbeiten?

In der Diakoneo Region Polsingen-Oettingen-Gunzenhausen, in Polsingen und Laubenzedel, betreibt Diakoneo Werkstätten für Menschen mit Behinderungen und stellt nicht nur Arbeitsplätze und Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen zur Verfügung, sondern auch interessante Arbeitsplätze für Mitarbeitende.


Die WfbM als Arbeitsplatz
© Diakoneo


Ulrike Englmann hat mit Friedrich Burkhard (65) und Pia Ehmann (26) von der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in Laubenzedel gesprochen und sie nach den Anforderungen gefragt, die an die Mitarbeitenden in der Werkstatt gestellt werden. Friedrich Burkhard leitet die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in Laubenzedel seit 22 Jahren, Pia Ehmann arbeitet seit 4 Jahren als pädagogische Fachkraft und Gruppenleiterin dort.

Friedrich Burkhard war 1976 in Kontakt mit der Arbeit mit Menschen mit Behinderung gekommen. Er hatte zunächst eine Ausbildung im Maschinenbau absolviert und bewarb sich bei einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Gunzenhausen. Vor dem Hintergrund seiner technischen Ausbildung wurde er sofort eingestellt. „Mir entsprach auch der christliche Hintergrund bei der Diakonie Neuendettelsau sehr. Es hat mir immer große Freude gemacht, neben meiner eigentlichen Arbeit, Gottesdienste und Andachten vorzubereiten und zu halten“, erklärt Friedrich Burkhard im Rückblick. 1985 wechselte er von Gunzenhausen nach Laubenzedel in die gerade als Zweigstelle der Diakoneo (vormals Diakonie Neuendettelsau) Werkstatt Polsingen gegründete Werkstatt Laubenzedel. „Dort arbeiteten damals 24 Menschen mit Behinderungen. Heute sind es 99 Beschäftigte und 22 Mitarbeitende. Laubenzedel liegt nahe am Altmühlsee in einem ruhigen Umfeld. Man kann sich hier wirklich wohlfühlen“, erklärt Friedrich Burkhard.

Welche Aufgaben haben Mitarbeitende in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen?


Arbeitsplatz WfbM
Wo sind die Kompetenzen und Interessen von Menschen mit Behinderung? Wo möchten sie gerne arbeiten? Um das herauszufinden, braucht es Empathie und einen Blick für Menschen. © Diakoneo

„So eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen hat komplexe Abläufe. Neue Beschäftigte, die zu uns kommen, durchlaufen erst einmal den zweijährigen Berufsbildungsbereich, in dem sie verschiedene Bereiche innerhalb der Werkstatt kennenlernen. Diese Zeit dient dazu, herauszufinden, welche Kompetenzen und Interessen der Beschäftigte hat, was er gerne machen möchte, wo er eingesetzt werden kann und welche Entwicklungsunterstützung er benötigt. Von den Mitarbeitenden werden die Beschäftigten begleitet und in ihrer persönlichen Entwicklung gestärkt. Hierzu gibt es ein therapeutisches Angebot sowie arbeitsbegleitende Maßnahmen. Jeder Mitarbeitende kann sich hier mit seinen Ideen einbringen. Man braucht Empathie und einen Blick für die Menschen, damit man das Potenzial erkennt und auch die entsprechende Unterstützung geben kann.

In den Anfängen der Werkstattarbeit lag der Fokus auf der Wertschöpfung. Heute steht eher das Arbeiten mit den Menschen im Vordergrund. Es hat mir auch persönlich immer sehr viel Freude bereitet, dass ich mein technisches Wissen mit dem Arbeiten am Menschen verbinden konnte. Je besser man die Beschäftigten kennt und sich in ihre Situation hineindenken kann, desto mehr kann man sie fördern. Oft geht es da um ganz kleine Einzelschritte, z. B. wie befüllt man ein Etui mit Stiften.“

Woher bekommt eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen ihre Aufträge?


WfbM als Arbeitplatz
Wichtig ist, dass die Beschäftigen gut mit ihrer Aufgabe zurechtkommen und Spaß an ihrer Arbeit haben. © Diakoneo

„Die Kontakte zu den Unternehmen werden von den Mitarbeitenden geknüpft. Natürlich können wir heute auf eine langjährige Zusammenarbeit mit vielen Unternehmen zurückblicken, wir haben also eine Reihe an Stammkunden vor allem aus der Automobilindustrie, aber auch aus dem Bereich Verpackung und Konditionierung und aus der Metallbranche. Im Vordergrund steht aber bei allen Aufträgen, dass unsere Beschäftigten gut mit der Arbeit zurechtkommen und Freude an ihrer Arbeit haben. Das heißt, dass wir nicht jeden Auftrag in jedem Umfang annehmen können, sondern eben schauen, wie es für die Beschäftigten gut passt und machbar ist. Es kommen auch immer wieder neue Auftraggeber dazu. Da muss man dann oft technische Anpassungen vornehmen“, erklärt der Werkstattleiter.

Technische Ausbildung und sonderpädagogische Zusatzausbildung

„Hilfreich für eine Tätigkeit in der Werkstatt sind technische Kenntnisse, weil vieles an der Fertigung hängt und man sich manchmal technische Hilfsmittel ausdenken muss, damit die Beschäftigten mit den Anforderungen zurechtkommen. Gruppenleiter, die aus einem technischen Beruf kommen, erhalten bei uns eine berufsbegleitende sonderpädagogische Zusatzausbildung. Diese dauert insgesamt zwei Jahre und beläuft sich auf 600 Unterrichtsstunden. Die Kosten dafür werden von Diakoneo übernommen. So wird man umfassend auf das Arbeitsgebiet vorbereitet und kann sich sicher fühlen. Wir beschäftigen aber auch pädagogische Fachkräfte als Gruppenleiter, die keine technischen Vorkenntnisse besitzen. Alles in allem ist das Arbeiten bei uns sehr vielseitig und langweilig wird es ganz sicher nicht.“

Pädagogische Fachkräfte als Gruppenleiter


Für die Mitarbeitenden in der Werkstatt ist es wichtig, die Menschen mit Behinderung in ihrer Entwicklung zu begleiten. © Diakoneo

Pia Ehmann ist gelernte Erzieherin. Sie arbeitet seit 5 Jahren bei Diakoneo und hatte das Praxisjahr im Rahmen ihrer Ausbildung im Berufsbildungsbereich in der Werkstatt in Laubenzedel absolviert. Im Anschluss daran wurde eine Gruppenleiterin für eine Arbeitsgruppe gesucht. Mit großem Interesse bewarb sie sich für die Stelle und wurde sofort eingestellt. „Ich war von Anfang an begeistert von der Arbeit in der Werkstatt“, erklärt sie. „Es macht mir große Freude, Menschen in ihrer Entwicklung begleiten und unterstützen zu dürfen und zu erleben, wie sie nach und nach immer komplexere Aufgaben übernehmen können. Außerdem erhalte ich positives Feedback und eine freundliche Resonanz auf meinen Einsatz, das motiviert mich enorm. Manchmal denke ich, wir Mitarbeitenden könnten uns eine Scheibe abschneiden von der Lebensfreude, die unsere Beschäftigten haben. Von ihrer Freude über die kleinen Dinge im Leben, die ihnen gelingen, bei denen sie vorankommen. Ein Teil meiner Arbeit besteht auch in der Begleitung unserer neuen Praktikantinnen und Praktikanten, die von der Schule für Heilerziehungspflege kommen. Es macht mir Freude, unsere Arbeit zu erklären und ihr Interesse zu wecken. Außerdem konnte ich die zweijährige Weiterbildung für pädagogische Fachkräfte in der Werkstatt absolvieren, das hat mir noch einmal zusätzliches Wissen gebracht, wofür ich sehr dankbar bin. In der Werkstatt hat man geregelte Arbeitszeiten, das hilft mir, mein Privatleben gut gestalten zu können. Die Arbeit in der Werkstatt ist vielseitig, kein Tag ist wie der andere, wir arbeiten im Team und es wird hier nie langweilig. Ich habe meine Aufgabe gefunden, bei der ich bleiben möchte!“


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Friedrich Burkhard, Leitung Diakoneo WfbM Gunzenhausen-Laubenzedel
Friedrich Burkhard leitet seit 22 Jahren die Diakoneo WfbM in Gunzenhausen-Laubenzedel.
ARBEITEN MIT MENSCHEN MIT BEHINDERUNG IN DER REGION POLSINGEN, OETTINGEN, GUNZENHAUSEN
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