Warum sind Mittagsruhe und Mittagsschlaf in der Kita wichtig?


Der Wechsel zwischen Spielen, Lernen und Ausruhen ist nötig für Krippen- und Kindergartenkinder

Ein Vormittag in der Kita kann für ein Kind eine anstrengende Sache sein. Neue Dinge lernen, mit Freunden spielen und dann noch der Ärger, wenn der Turm in der Bauecke einfach in sich zusammenfällt: Bis Mittag hat ein Krippen- oder Kindergartenkind ein ordentliches Pensum geschafft.


Aktive Kinder in der Kita
Ein Vormittag in der Kita kann für ein Kind durchaus anstrengend sein. Gut, wenn es am Mittag eine Ruhepause gibt. © Salomon


Kein Wunder, dass dann oft die Müdigkeit zuschlägt. Gut, dass dann in den Kitas in der Regel eine Ruhepause angesagt ist. Andrea Ringel weiß, warum der Schlaf in der Kita für kleine Kinder wichtig ist. Die Kindheitspädagogin leitet das „Haus für Kinder“ im Stadtteil St. Johannis, eine der derzeit sechs Kindertagesstätten, die Diakoneo in Nürnberg betreibt.

Haus für Kinder und Kinderkrippe Blumenwiese

Im Haus für Kinder spielen, lernen und schlafen 24 Krippen- und 25 Kindergartenkinder. Daneben besuchen noch 75 Schulkinder den angegliederten Kinderhort.
Die Kindertagesstätte hat von Montag bis Freitag von 6:00 Uhr bis 17:30 Uhr geöffnet - auch während der Schulferien. Zu dem Verantwortungsbereich von Andrea Ringel gehört seit 2018 außerdem die Kinderkrippe Blumenwiese in der Nürnberger Johannisstraße, die Platz für 30 Kinder bietet.


Ulrike Englmann hat Andrea Ringel unter anderem gefragt:

  • wie viel Schlaf brauchen Krippen- und Kitakinder in der Regel brauchen
  • warum es für Krippen- und Kitakinder wichtig ist, mittags eine Ruhepause einzulegen
  • wie die Mittagsruhe bzw. der Mittagsschlaf im Haus für Kinder geregelt ist
  • was passiert, wenn Kinder nicht einschlafen können
  • warum Kindern in der Kita das Einschlafen manchmal leichter fällt als zu Hause

Wie viel Schlaf brauchen Krippen- und Kitakinder in der Regel?

Andrea Ringel: Wir haben in der Krippe Kinder im Alter von elf Monaten bis zu drei Jahren. Da ist das Schlafbedürfnis ja noch sehr hoch, aber doch individuell schon recht unterschiedlich. Die Kinder schlafen zwischen einer halben Stunde und bis zu drei Stunden, je nachdem wie müde sie sind. Normalerweise gibt es bei uns zuerst das Mittagessen und dann folgt die Mittagsruhe, aber manche der Kleinen schlafen schon vor dem Essen ein und dann drehen wir den Ablauf einfach um und warten, bis das Kind ausgeschlafen hat.
Die langen Öffnungszeiten unserer Kindertagesstätte und die damit verbundenen unterschiedlichen Ankunfts- und Anwesenheitszeiten der Kinder haben auch Auswirkungen auf das Schlafbedürfnis der Kinder. Ein Kind, das bereits um 6 Uhr morgens in die Krippe kommt, hat einen anderen Schlafrhythmus als eines, das einige Jahre älter ist und erst um 9 Uhr da ist.

Im Kindergarten - da sind die Kinder ab drei Jahren bis zur Einschulung - sprechen wir eher von Mittagsruhe als von Mittagsschlaf. Während dieser Zeit ist es im Bereich des Kindergartens ruhig, es wird leise gesprochen – eine Ruhephase im Tagesablauf, die die Kinder auch dringend brauchen.
Manche schlafen tief und fest auf ihrer Matratze, andere hören sich über eine CD eine Geschichte an, das ist recht unterschiedlich. Für die Kinder bedeutet ein Vormittag in der Kita auch immer körperliche und geistige Anstrengung. Spielen ist für sie „Arbeitszeit“. Da wird beispielsweise in der Bauecke versucht, einen Turm zu konstruieren und lange nachgedacht und ausprobiert, wie die Klötze am besten gestapelt werden, das strengt einfach an.

Während der Ruhepause wird neues Wissen gefestigt

Warum ist es für Krippen- und Kitakinder wichtig, mittags eine Ruhepause einzuhalten?

Andrea Ringel: Kinder brauchen nach einer Anstrengung auch immer wieder Erholung und Ruhe. Das ist bei uns Erwachsenen ja auch nicht anders. Neu erworbenes Wissen kann sich in solchen Ruhephasen festigen und Probleme können verarbeitet werden. Um beim Beispiel mit dem Turm in der Bauecke zu bleiben: da überlegt ein Kind wie das jetzt funktioniert und nach dem Mittagsschlaf wacht es auf und sagt „Jetzt habe ich die Lösung gefunden wie das funktioniert!“ Da passiert also etwas während des Schlafens.

Wie wird die Mittagsruhe/der Mittagsschlaf im Haus für Kinder geregelt?

Andrea Ringel: In der Krippe hat jede Gruppe ihren eigenen Schlafraum, der abgedunkelt wird und in dem dann eine ruhige angenehme Atmosphäre herrscht. Jedes Kind hat einen festen Schlafplatz, so dass Gewöhnung und Routine entstehen können. Eine der Erzieherinnen sitzt immer mit im Zimmer und singt z.B. ein Lied oder spricht zum Einschlafen ein kleines Gebet mit den Kindern.


Kinder in der Kita-Bauecke
Der Turm in der Bauecke will einfach nicht stehen bleiben? Oft klappt es nach der Mittagspause wieder besser. © Haus für Kinder

Vor allem in der Eingewöhnungszeit ist das wichtig. So lernen die Kinder Rituale kennen und eine gewisse Struktur. Der feste Schlafplatz ist dabei hilfreich. Den dürfen sich die Kinder oft selbst aussuchen und oft wählen sie dann einen neben einem Kind mit dem sie auch sonst gerne spielen. Die Erzieherin setzt sich auch neben Kinder, die sich mit dem Einschlafen gerade schwer tun, dann wird noch ein bisschen gesprochen oder gekuschelt und dann sind die Krippenkinder meist schnell eingeschlafen.

Der Schlafraum wird übrigens mit einem Babyphone oder per Video überwacht. Wer dann nach einiger Zeit aufwacht, kann aufstehen und den Raum leise verlassen – auch das wird natürlich geübt. Die Kinder werden bei uns nicht aufgeweckt, sondern können ausschlafen. Wenn Eltern recht früh zum Abholen kommen, kommt es schon einmal vor, dass ein Kind noch schläft.

Im Kindergarten gibt es natürlich auch einen Schlafraum. Die Kinder haben bequeme Kleidung dabei mit der sie sich auf ihre Matratze legen können und jedes Kind bringt auch eine eigene Decke von zuhause mit. So entstehen Sicherheit und Ruhe. Aber daneben noch andere Aufenthaltsmöglichkeiten während der Ruhephase. Die älteren Kinder können z.B. auch im Musikraum etwas anhören oder in einem Buch blättern. In jedem Fall geht es um eine ruhige und ungestörte Entspannung. Die Ruhephase wird für die Vorschulkinder oft für besondere Förderung genutzt.

Was passiert, wenn die Kinder nicht einschlafen können?

Andrea Ringel: Das Problem haben wir kaum. Die Kinder müssen ja nicht unbedingt richtig schlafen. Entscheidend ist das Ausruhen. Kinder reagieren unterschiedlich auf Anforderungen. Die einen werden müde und schlafen schnell ein, die anderen sind so aufgedreht, dass sie sich kaum mehr beruhigen können – und da ist das Erlernen der Bedeutung von Ruhezeiten umso wichtiger. Wenn die Eltern das im Blick haben, hat das Kind eine Chance auch später einmal in einen gesunden Rhythmus von Arbeit und Ruhe zu kommen und lernt, auf sich zu achten. Die Kinder wollen diese Pausen auch selbst. Sie möchten einmal nicht zum Spielen aufgefordert werden, möchten ohne Lärm abschalten können. Das hilft ihnen, sich neu zu orientieren.
Wenn ein Kind gar nicht schlafen kann, informieren wir natürlich auch die Eltern. Manchmal ist das ein Zeichen für eine beginnende Erkrankung.


Schlafraum in der Kita
In den Schlafräumen des "Hauses für Kinder" hat jedes Kind einen festen Schlafplatz. © Haus für Kinder

Warum fällt es Kindern in der Kita leichter, einzuschlafen als zu Hause?

Andrea Ringel: Das liegt meines Erachtens an der Struktur hier im Haus: den Räumen hier ist eine Funktion zugeordnet. Da gibt es neben dem Gruppenraum eben auch den Schlafraum und in dem geschlafen wird. Zuhause sind die Kinder mehr abgelenkt.
Das Kinderzimmer ist auch das Spielzimmer und wenn der Blick dann noch auf die Spielsachen fällt, ist man wieder abgelenkt. Das gibt es hier in den Schlafräumen nicht. Hilfreich sind zudem die gleichbleibenden Rituale. Die Kinder wissen genau was sie von dieser oder jener Erzieherin erwarten können. Jede gestaltet das Einschlafritual ein bisschen anders und die Kinder sind darauf eingestellt. Dadurch entsteht Verlässlichkeit im Ablauf.

Was können Eltern tun, wenn ein Kind wegen der Ruhepause in der Kita abends nicht zur Ruhe kommt?

Andrea Ringel: Wichtig ist, dass der Mittagsschlaf oder eben die Zeit der Ruhe auch am Wochenende zuhause weitergeführt wird. Das muss nicht unbedingt zur gleichen Zeit sein wie hier, aber der Rhythmus zwischen Spielen und Ruhe ist wichtig für die kindliche Entwicklung. Wird das am Wochenende vergessen, muss sich das Kind jeden Montag neu dran gewöhnen.
Der Tagesablauf in der Kita ist oft strukturierter als zuhause. Durch besondere Unternehmungen in den Familien ist es am Wochenende manchmal einfach nicht möglich, die Ruhezeiten gut einzuhalten.
Zuhause können Eltern ihren Kindern gut helfen, wenn sie dort auch vor dem Einschlafen kleine Rituale einführen und sich beispielsweise eine besondere Zeit nehmen, um den Kindern zuzuhören, wenn diese ihnen von den Geschehnissen des Tages und von ihren neuen Eindrücken erzählen wollen. Ist das alles gesagt und sind alle anderen Dinge erledigt, kann das Kind zur Ruhe kommen.

Arbeiten mit Kindern bei Diakoneo

Die Mitarbeitenden in den 26 Kinderkrippen, Kindergärten und Horten bei Diakoneo sind ein starkes Team.
Gemeinsam entwickeln sie einrichtungsübergreifende Konzepte wie den Standard zur religionssensiblen Erziehung oder einen Standard zur  Partizipation in der Kita.
In den einzelnen Einrichtungen haben die Teams Raum zur Umsetzung von spannenden Projekten wie zum Beispiel  naturwissenschaftliche Montessori-Projekte oder Konzepten zur Medienpädagogik.
Alle Einrichtungen für Kinder arbeiten seit Jahren nach einem inklusiven Konzept.

Diakoneo legt großen Wert auf die Qualifikation der Mitarbeitenden. Diese entwickeln ihre Fähigkeiten und Kompetenzen in regelmäßigen Schulungen und Fortbildungen laufend weiter. Neugierig?

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Leiterin Kindertagesstätte Nürnberg
Andrea Ringel leitet das „Haus für Kinder“ seit 2016. Zwei Jahre später übernahm die studierte Kindheitspädagogin zusätzlich die Leitung der neu gebauten und nahegelegenen integrativen „Kinderkrippe Blumenwiese“. Foto: Niklas
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