Nein sagen in der Kita
Bis hierher und nicht weiter: Ein Kind, das selbstbewusst Nein sagt, hat gelernt, den eigenen Standpunkt zu vertreten. Für Erzieherinnen und Erzieher in der Kita ist es manchmal eine Herausforderung, mit dem Nein pädagogisch gut umzugehen.

„Kinder müssen lernen, Nein zu sagen, auch um gesund zu bleiben und ihre Grenzen kennen zu lernen“, sagt Susanne Traumüller-Fischler. Sie leitet das Haus für Kinder „Villa Regenbogen“ und den Kinderhort in Roth-Eckersmühlen. „Es ist wichtig, dass ein Kind ausdrücken kann, wenn es ihm im Moment nicht gut geht und dass es etwas nicht möchte.“, ergänzt ihre Kollegin Katrin Fröhlich von der Kindertagesstätte „Stadtspatzen“ aus Nürnberg.

Die Mitbestimmung der Kinder spielt in den Diakoneo Kindertagesstätten bereits seit einigen Jahren eine wichtige Rolle. So gibt es für den Bereich einen gemeinsamen Standard, in dem die Wichtigkeit der Partizipation festgeschrieben ist:


Warum ist es wichtig, dass Kinder „Nein“ sagen können?

Wie die Partizipation in den Diakoneo-Kitas gelebt und erlernt wird


Standard "Partizipation"

In den vergangenen Jahren wurden in internationalen wie nationalen Rechtsgrundlagen Kinderrechte festgeschrieben. Diese beziehen sich beispielsweise auf die Berücksichtigung des Kinderwillens, das Recht auf Selbstbestimmung, die Mitbestimmung und Mitwirkung an strukturellen Entscheidungen sowie Beschwerdemöglichkeiten in persönlichen Angelegenheiten.
Dieses EU-Recht wird auch bei Diakoneo umgesetzt. Inzwischen wurde im Geschäftsbereich „Dienste für Kinder“ innerhalb von Diakoneo ein „Standard Partizipation“ entwickelt, der festlegt, wie Partizipation in den Kitas von Diakoneo gestaltet werden kann, d.h. wie Kinder z. B. Einfluss nehmen können auf die Tages- und Wochengestaltung, auf die Regeln in der Kita oder auch auf die Gestaltung der Räume.


  • Warum ist es wichtig, dass Kinder lernen, Nein zu sagen?
  • Wie wird die Partizipation und das Recht, Nein zu sagen, in den Diakoneo Kitas gelebt?
  • Wie unterscheidet sich das Vorgehen für die verschiedenen Altersstufen in Krippe, Kita und Hort?
  • Welche verschiedenen Arten von „Nein“ gibt es?
  • Was bedeutet das für den Arbeitsalltag der Erzieherinnen und Erzieher?


Von Maria Mohr


Warum ist es wichtig, dass Kinder lernen, Nein zu sagen?


Wie lernen Kinder, Nein zu sagen?
„Hier ist meine Grenze, bitte respektiere sie“: Auch das müssen Kinder lernen. © Diakoneo/ Haus für Kinder "Villa Regenbogen"

Svenja ist sieben und geht in die erste Klasse. Nach der Schule besucht sie den Kinderhort. Bis zum frühen Nachmittag hat sie vier, fünf oder sechs Schulstunden hinter sich gebracht, das gemeinsame Mittagessen im Hort und die feste Hausaufgabenzeit. Ein straffes Programm, bei dem Svenja selten die Möglichkeit hatte, zu sagen: „Ich habe dazu jetzt keine Lust“.
Nach den Hausaufgaben ist sie eigentlich in der Tanzgruppe angemeldet. Aber Svenja mag nicht mehr: „Nein, ich will heute nicht tanzen.“, sagt sie entschieden. Ihre Erzieherin kennt Svenja gut. Sie weiß, die Siebenjährige ist ein zartes Mädchen, der Schulalltag ist für sie noch anstrengend. Sie akzeptiert Svenjas Nein und schickt das Mädchen zum Ausruhen in die Kuschelecke.
„Bis hierhin will ich gehen und alles andere überlastet mich.“ Diese Einschätzung zu lernen sei sehr wichtig für Kinder, sagt Susanne Traumüller-Fischler. „Auf diesem Gebiet müssen wir die Kinder stärken, dass sie in der Gesellschaft bestehen können.“
Nicht nur für den Extremfall eines Missbrauchs, sondern auch um in unzähligen Alltagssituationen gut bestehen zu können: „Wenn auf dem Pausenhof ein Kind gemein zu einem anderen Kind ist, dann macht das etwas mit dem Opfer.“, so die Kita-Leiterin. Die Kinder entwickeln Muster und Rollen. „Und wir wollen, dass sie gute Rollen entwickeln.“

Ein Kind, das nicht Nein sagen lernt, neigt dazu, auch zum Opfer zu werden.

Schließlich soll kein Kind in die Opferrolle hineinwachsen: „Ein Kind, das nicht Nein sagen lernt, neigt dazu, zum Opfer zu werden.“, weiß Susanne Traumüller-Fischler.
Ihre Kollegin Katrin Fröhlich verweist auf die Wichtigkeit des „Nein“ in Bezug auf die Bedürfnisse des Kindes. Ein Kind solle ein Gefühl entwickeln für Fragen wie:

  • Wie geht es mir?
  • Will ich, dass die Erzieherin mit mir kuschelt?
  • Will ich mit einem anderen Kind spielen, will ich das Spielzeug teilen oder will ich lieber meine Ruhe haben?

Welche verschiedenen Arten von „Nein“ gibt es?


Welche Gründe gibt es für das Nein-Sagen?
Manchmal ist auch ein Streit mit Freunden der Grund, warum ein Kind Nein sagt. © Diakoneo/ Haus für Kinder "Villa Regenbogen"

Um herauszufinden, warum ein Kind Nein sagt, muss man die Kinder gut kennen, sagt Katrin Fröhlich. „Wir kennen die, die sich häufig aus Angeboten flüchten und die, die wirklich nicht wollen oder können.“
Und natürlich müssen die Kinder auch lernen, mit den Konsequenzen ihres Neins zu leben. Ein Beispiel aus den „Stadtspatzen“: Ein Mädchen im Vorschulalter wollte an einem Überraschungsausflug trotz zweimaligen Nachfragens nicht teilnehmen. Als es dann erfuhr, dass der Ausflug zum Skaterplatz ging, wollte sie doch mit. „Aber das ging dann nicht mehr.“, berichtet Katrin Fröhlich. „Das muten wir den Vorschulkindern schon zu. Bei einem dreijährigen Kind hätten wir anders entschieden.“
Damit lernen Kinder, dass Entscheidungen nicht immer wieder neu getroffen werden können. Warum das Mädchen in diesem Fall nicht mit kann zum Skaterplatz, wird ihr selbstverständlich erklärt.  

Die kleinen Neins sind gut vertretbar.

Und auch Kinder im Krippenalter haben Mitspracherechte, zum Beispiel wenn es darum geht, wer sie wickeln soll. „Kleine Kinder wollen sich auch nicht immer von allen anfassen lassen.“ Oder sie wollen ihren Kameraden beim Spaziergang nicht an die Hand nehmen, auch das ist in Ordnung. „Diese kleinen Neins sind gut vertretbar, wir akzeptieren sie.“, sagt Katrin Fröhlich.

Daneben gibt es das trotzige Nein, weil das Kind schlechte Laune hat oder einen Streit mit seinem Freund hat. Hier gilt es für die Erzieherinnen und Erzieher, genau hinzuschauen. Das gilt auch, wenn ein Kind zum Beispiel immer Nein sagt, wenn es um den Besuch der Vorschule geht. „Hier müssen wir herausfinden, ob ein Kind nicht will oder vielleicht nicht kann,“ sagt Susanne Traumüller-Fischler.

Wie wird die Partizipation und das Recht, Nein zu sagen, in den Diakoneo Kitas gelebt?


Wochenplan in Kita und Hort
Was passiert während der Woche in der Kita? Für die Hortkinder gibt es den Wochenplan in schriftlicher Form, für die Kitakinder in Bildern. © Diakoneo/ Kinderhort Roth

„Das Allerwesentlichste ist, dass Partizipation und das Nein-Sagen im Alltag stattfinden und nicht nur in irgendwelchen Programmen oder zu festen Zeitpunkten.“, sagt Susanne Traumüller-Fischler.

Es gibt feste Pflichtteile im Tagesablauf wie zum Beispiel:

  • Morgenkreis
  • Mittagessen
  • Gemeinsames Frühstück
  • Sprachförderprogramm für die Vorschulkinder

„Die Kinder wissen auch genau, was die Pflichtangebote sind und wo sie mitmüssen. Bei anderen dürfen sie Nein sagen.“, so Katrin Fröhlich.

„Der Wochenplan in der Kita wird am Wochenbeginn zusammen mit allen angesehen. Die Kinder bekommen nicht einfach vorgesetzt, was die Woche über in der Kita passiert, sondern sie werden mit einbezogen. Die Kinder dürfen sich auch beteiligen an den Plänen, die wir haben.“ sagt Susanne Traumüller-Fischler. Die Kinder wissen, was an welchen Tag stattfindet und haben dann die Möglichkeit zu sagen, ob sie teilnehmen wollen oder nicht.

Und wenn ein Kind zum Beispiel mitten im Stuhlkreis wegläuft, weil ihm langweilig ist? Susanne Traumüller-Fischler weiß, dass die Fachkräfte oft Bedenken haben, wenn ein Kind ein Angebot verlässt. „Sie haben oft die Sorge, dass dann alle gehen.“ Das ist auch ein Lernprozess für die Erzieherinnen und Erzieher: Sie müssten realisieren, dass der Stuhlkreis vielleicht für die Kinder nicht so spannend ist. „Unser Ansatz muss dann sein: Was können wir tun, um die Kinder mehr anzusprechen?“ Es sei durchaus eine Herausforderung, die Partizipation der Kinder im Kitaalltag gut zu leben.

Ein Lernprozess auch für die Eltern: Susanne Traumüller-Fischler macht das zum Beispiel am Thema „Fotografie in der Kita“ fest. Die Eltern wollten oft, dass ein Fotograf in die Kita kommt. „Die Kinder müssen dann zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer bestimmten Situation nett herausgeputzt dastehen und niedlich lächeln.“ Das möchte Susanne Traumüller-Fischler in Zukunft anders handhaben. Die Kinder sollten lernen, dass sie auch in diesen Situationen ein Recht haben, Nein zu sagen. Sie sollen wissen: "Wenn mir nicht nach lächeln zumute ist, muss ich mich nicht überreden lassen zu lächeln."

Was bedeutet das für den Arbeitsalltag der Erzieherinnen und Erzieher?


Gruppenregeln in der Kita
Gruppenregeln im Haus für Kinder „Villa Regenbogen“. © Diakoneo/ Haus für Kinder "Villa Regenbogen"

Die Partizipation ist im Bildungs- und Erziehungsplan festgelegt und auch ein fester Bestandteil der Konzeptionen der Diakoneo Kitas.
Das gilt auch für das Recht auf Teilhabe und Inklusion: Alle diese Themen bedingen einander. „Wir müssen immer über die Aspekte der Teilhabe der Kinder und die Beteiligung der Kinder an den Entscheidungsprozessen gehen.“, sagt Katrin Fröhlich. „Die Kinder können immer am besten beantworten, was sie wollen und brauchen.“
Bei Diakoneo gibt es seit Jahren regelmäßige Schulungen zu den Themen Inklusion, Teilhabe und Partizipation. So durchlaufen einzelne Mitarbeitende der "Villa Regenbogen" regelmäßig freiwillig die sechs Module der Weiterbildung zur Inklusionspädagogin beziehungsweise zum Inklusionspädagogen. Durch die regelmäßigen Weiterbildungen kommt regelmäßig neuer pädagogischer Input ins Team. Darüber hinaus finden In-House-Schulungen statt, um speziell die hausinternen Prozesse und Strukturen zu überprüfen.

Die Partizipation – eine ständige Herausforderung?

Wäre es nicht leichter, die Kinder würden in der Kita einfach das tun, was die Erzieher ihnen sagen? „Eigentlich wäre es leichter.“, lacht Susanne Traumüller-Fischler. „Aber wenn wir das Thema ernst nehmen wollen, dann müssen wir den anspruchsvolleren Weg gehen. Wir wollen ihnen mitgeben, dass sie zu ihrem Standpunkt stehen können.“

Arbeiten mit Kindern bei Diakoneo

Die Mitarbeitenden in den 26 Kinderkrippen, Kindergärten und Horten bei Diakoneo sind ein starkes Team.
Gemeinsam entwickeln sie einrichtungsübergreifende Konzepte wie den Standard zur religionssensiblen Erziehung oder einen Standard zur  Partizipation in der Kita.
In den einzelnen Einrichtungen haben die Teams Raum zur Umsetzung von spannenden Projekten wie zum Beispiel  naturwissenschaftliche Montessori-Projekte oder Konzepten zur Medienpädagogik.
Alle Einrichtungen für Kinder arbeiten seit Jahren nach einem inklusiven Konzept.

Diakoneo legt großen Wert auf die Qualifikation der Mitarbeitenden. Diese entwickeln ihre Fähigkeiten und Kompetenzen in regelmäßigen Schulungen und Fortbildungen laufend weiter. Neugierig?

Finden Sie Ihren Traumjob mit Kindern bei Diakoneo!

Sie möchten als ErzieherKinderpflegerKindheitspädagoge, Heilerziehungspfleger im Erziehungsdienst oder Heilpädagoge (je m/w/d) bei Diakoneo arbeiten? Sie möchten sich der Herausforderung stellen und beim Aufbau einer neuen Einrichtung mitwirken?

Hier finden Sie wichtige Infos und  unsere aktuellen Stellenangebote

Leiterin Haus für Kinder Roth-Eckersmühlen
Susanne Traumüller-Fischler leitet das Haus für Kinder "Villa Regenbogen" in Roth-Eckersmühlen.
Leitung Kita "Stadtspatzen" Nürnberg
Katrin Fröhlich leitet die Kindertagesstätte "Stadtspatzen" in Nürnberg.
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