Virtuelle Realitäten erobern den Klinikalltag – nicht nur für Schulungen, sondern auch zur gezielten Angstlinderung. Immer mehr Patient*innen erleben mithilfe von VR entspannende Welten statt OP-Stress. Die Klinik Hallerwiese in Nürnberg gehört zu den Vorreitern dieser innovativen Methode. Dort hat Chefarzt Prof. Dr. Michael Kranzfelder das Programm Ende letzten Jahres eingeführt.
Wer kennt es nicht, das mulmige Gefühl, wenn eine OP kurz bevorsteht. Für viele beginnt der Stress nicht erst im OP-Saal, sondern schon weit vorher: Herzklopfen, innere Unruhe, manchmal sogar Panik. Die VR-Brille, die in der Klinik Hallerwiese eingesetzt wird, bietet einen neuen Weg, mit diesen Gefühlen umzugehen, noch bevor der Eingriff beginnt. Sie entführt Patient*innen in eine beruhigende virtuelle Welt und hilft so, Angst zu reduzieren und die Zeit vor der Operation entspannter zu erleben.
Die Klinik Hallerwiese in Nürnberg gehört zu den Pionieren dieses Verfahrens. Chefarzt Prof. Michael Kranzfelder hat das Programm Ende letzten Jahres eingeführt: „Etwa ein Drittel meiner Patient*innen gaben vor der Operation an, dass ihnen das Eintauchen in die VR-Welten geholfen hat, Stresssignale zu senken und ruhiger in den OP-Saal zu gehen. Das ist ein großer Erfolg, der uns auf diesem Weg bestätigt.“
Das Frankenfernsehen hat nun einen Beitrag darüber veröffentlich, den Sie hier finden.
Darin wird die Patientin Irena Abadjieva begleitet, die sich zwar eine Woche nach ihrem Eingriff schon wieder relativ fit fühlt, doch vor dem Eingriff war auch ihr mulmig zumute. Mit der VR-Brille taucht sie nun während ihres stationären Aufenthalts in der Hallerweise wann immer es möglich ist in eine farbenprächtige Unterwasserwelt ab und vergisst so für einige Minuten sämtliche Ängste.
Für den Einsatz von Virtual Reality in der Medizin gibt es viele Gründe:
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Ablenkung durch Immersion: Der Rundum-Blick und die räumlichen Klänge ziehen die Aufmerksamkeit weg von Sorgen und Schmerzen.
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Stressreduktion ohne Nebenwirkungen: Anders als Medikamente beeinflusst VR nicht den Kreislauf oder die Organe, erzeugt also keine zusätzlichen pharmakologischen Risiken.
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Flexibilität und Individualisierung: Ob tropischer Strand, Safari oder Gebirgswanderung – die virtuellen Settings lassen sich an die Vorlieben der Patient*innen anpassen.
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Unterstützung in der Rehabilitation: Auch postoperativ kann die Brille genutzt werden, um entspannt zu bleiben und die Zeit der Genesung angenehmer zu gestalten.
Doch tatsächlich ist die Virtual Reality nicht für alle gleichermaßen geeignet, denn manche Menschen reagieren zum Beispiel mit Unwohlsein oder erhöhter Anspannung auf zu nahe Bildschirme oder sind für die neue Technologie nicht empfänglich. Dennoch – die positiven Berichte wie der von Irena Abadjieva sprechen eine deutliche Sprache. Die Rolle von VR als eine innovative, nebenwirkungsarme Möglichkeit, präoperative Angst zu mindern und den Heilungsverlauf zu fördern dürfte in Zukunft noch steigen und so noch mehr Patient*innen den Weg in den OP so stressfrei wie möglich zu gestalten.