Frühchen-Nachsorge: Oskars Weg von der Klinik nach Hause

Mit dem Angebot „Cnöpfchen zu Hause“ begleitet die Cnopfsche Kinderklinik Familien mit zu früh geborenen oder schwerkranken Kindern beim Übergang vom Krankenhaus ins eigene Zuhause

Steigende Zahl an Frühgeborenen

Deutschlandweit werden jährlich ca. 65.000 Kinder zu früh geboren. Demnach ist eines von zehn Neugeborenen ein Frühchen.

Dr. Wolfgang Lindner (Uniklinikum Ulm) bestätigt für seine Klinik eine steigende Zahl an Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500g:

- derzeit: knapp über 130/ Jahr

- Gründe: z.B. Stress, psychische Belastungen oder starke Ängste, u.a. durch Fluchterfahrungen

Weltfrühgeborenen-Tag

Er findet jedes Jahr am 17. November statt und macht weltweit auf die Belange von Frühgeborenen und ihren Familien aufmerksam. 

 



Von Claudia Pollok

Helena Hein und Benjamin Hume aus Bad Windsheim haben den Tag herbeigesehnt, an dem ihr kleiner Sohn Oskar endlich zu ihnen nach Hause darf. Gleichzeitig hatten sie große Angst, daserste Mal mit dem Frühchen allein zu sein – ohne Ärzte und Pflegekräfte undohne Überwachungsgeräte, die bei der kleinsten Unregelmäßigkeit Alarm schlagen.Um Eltern, wie Helena Hein und Benjamin Hume, in den ersten Monaten zu Hause beizustehen,hat die Cnopfsche Kinderklinik „Cnöpfchen zu Hause“ ins Leben gerufen. 

 

Die stolze große Schwester passt immer auf. © Familie Hume

Wenn Schwester Christiane Oskar zu Hause besucht, guckt er immer ganz interessiert, erzählt Oskars Mutter Helena Hein und lacht: „Es sieht fast so aus, als würde er sich denken: die Stimme kenne ich doch irgendwoher“. Und das stimmt tatsächlich: Denn Schwester Christiane hat Oskar schon während seiner Zeit in der Cnopfschen Kinderklinik umsorgt, als er noch im sogenannten Inkubator lag.

Für Oskars Mutter ist dieser nahtlose Übergang von der Klinik nach Hause das Besondere an „Cnöpfchen zu Hause“: „Mir war es sehr wichtig, dass Oskar in der Nachsorge von jemandem betreut wird, der ihn schon kennt. Und auch mir und meinem Mann ist es dadurch leichter gefallen, über unsere Sorgen zu sprechen."

Oskar ist im Juli 2020 in der 29. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen – rund zwei Monate vor dem errechneten Termin. Neun Wochen wurde er in der Neonatologie der Cnopfschen Kinderklinik medizinisch versorgt, bevor er so stabil war, dass ihn seine Eltern mit nach Hause nehmen konnten.

Obwohl Helena Hein und Benjamin Hume den Tag, an dem Oskar endlich zu ihnen nach Hause kommen würde, kaum erwarten konnten, machte ihnen der Gedanke auch große Angst. „Rückblickend haben wir uns vor Oskars Entlassung viel mehr Sorgen vor der Zeit zu Hause gemacht, als wir das jetzt tun. Wir haben sogar einen Babymonitor gekauft, weil wir Angst davor hatten, dass Oskar einen Atemaussetzer haben könnte, den wir nicht bemerken“, erzählt die junge Mutter.

Erstes gemeinsames Bild an Oskars 4. Lebenstag als Helena Hein und Benjamin Hume endlich mit ihm kuscheln durften. © Familie Hume

Nachsorge als große Stütze

Gebraucht haben Helena Hein und Benjamin Hume den Babymonitor zum Glück nicht. Oskar entwickelt sich super und ist ein pflegeleichtes Baby. Ihre Bedenken und Unsicherheiten fängt die Nachsorgeschwester bei ihren Hausbesuchen auf. „Oskar wurde an einem Donnerstag entlassen und schon am Montag hat Schwester Christiane uns das erste Mal besucht“, erinnert sich Helena Hein. Auch Benjamin Hume empfindet die Nachsorge als große Stütze: „Die Hilfe besteht für mich darin, uns im Umgang mit Oskar Sicherheit zu geben.“ Und das sieht Schwester Christiane, die schon seit 1997 in der Neonatologie der Cnopfschen Kinderklinik arbeitet, auch als ihre Kernaufgabe: „Ich möchte den Eltern die Angst nehmen und ihnen zeigen, dass es mit ihrem Kind nicht anders ist als mit anderen Babys – es ist nur etwas kleiner.“

Bei ihren Hausbesuchen hat Schwester Christiane immer ein offenes Ohr für die Eltern, wiegt Oskar und schaut nach, ob sich das Frühchen gut entwickelt. Zwischen den Terminen ist sie für die beiden telefonisch erreichbar. „Einmal habe ich Schwester Christiane angerufen, weil Oskar seine Flasche mit der Spezialnahrung für Frühchen einfach nicht mehr nehmen wollte. Auch hier konnte sie uns gut weiterhelfen.“

Umzug auf Station Zoo zu den „Großen“ © Familie Hume

Mut machen und Sicherheit geben

Noch bis etwa Mitte Dezember wird Schwester Christiane Familie Hume mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wenn die Eltern im Umgang mit ihrem Kind immer sicherer werden, zieht sich das Team von „Cnöpfchen zu Hause“ langsam zurück, bleibt aber bei Notfällen immer erreichbar.

„Das Nachsorge-Angebot Cnöpfchen zu Hause wurde 2017 ins Leben gerufen und will den Bogen zwischen Klinik und Zuhause möglichst sorgenfrei für Eltern und Kinder gestalten. Zum Team gehören Kinderkrankenpfleger, Ärzte, Psychologen, Sozialpädagogen sowie Klinikseelsorger. Wir wollen den Eltern vor allem Mut machen und ihnen Sicherheit geben, dass sie ihr Kind daheim selbst versorgen können“, erklärt Birgit Meyer von „Cnöpfchen zu Hause“.

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