Diabetes und Ernährung: Kann denn Essen Sünde sein?

‚Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen‘ sagt ein altes Sprichwort. Die Balance zwischen Ernährung und Körper ist heute jedoch oft aus dem Gleichgewicht geraten. Zum Beispiel, wenn Schokolade, Chips und Co. als Trostspender bei Frust oder Langeweile herhalten müssen. Auch das ständig wachsende Angebot überfordert immer mehr Menschen. Dass zu viel des Guten schädlich ist, wissen wir. Umso wichtiger ist es, sich damit zu beschäftigen, welchen Einfluss unser Essverhalten auf Krankheiten wie Diabetes hat.

Welche Auswirkungen hat unser Essverhalten auf Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes? © Fotolia

Ob beim Einkauf im Supermarkt, der schnelle Snack unterwegs oder beim Restaurantbesuch - Essen ist heute praktisch immer und überall mit einem schier endlosen Angebot verfügbar. Die Verlockungen sind groß, den Überblick zu bewahren, das fällt vielen Menschen schwer. Eine Folge davon: Immer mehr Leute leiden an Übergewicht. In Deutschland sind 59 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen davon betroffen.

 

Eine Krankheit, die oft mit falscher Ernährung und Übergewicht assoziiert wird, ist der Diabetes. Doch was ist wirklich dran? Welche Rolle spielt unser Essverhalten? Und sind populäre Ernährungstrends wie Low Carb und Co. für Menschen mit Diabetes überhaupt geeignet? Antworten auf diese Fragen liefern uns zwei Expertinnen. Dr. Helma Regnat, Ernährungsmedizinerin, und Ute Wöhl, Fachärztin für Innere Medizin engagieren sich beide im Diabetesteam der Clinic Neuendettelsau.

 

Frau Wöhl, wie entsteht nun Diabetes genau?

Ute Wöhl: Hauptursache für Diabetes mellitus Typ 2 ist eine genetische Disposition oder „Veranlagung“ wie man umgangssprachlich so schön sagt. Trotzdem gibt es noch eine Reihe sogenannter Lifestyle-Faktoren, die als Trigger wirken. Dazu zählt neben Bewegungsmangel und Übergewicht, auch eine „schlechte“ Ernährung.

 

Welchen Einfluss hat denn jetzt die Ernährung auf die Krankheit?

Ute Wöhl: Die Lifestyle-Faktoren, zu denen auch das Essverhalten gehört, verschieben den Erkrankungsbeginn oft deutlich nach vorne. Zudem besteht das Risiko, dass sie den Krankheitsverlauf beschleunigen bzw. verkomplizieren können. Im Umkehrschluss ergibt sich daraus ein wunderbarer Ansatz zur Vorbeugung und Therapie. Allerdings scheint die Einnahme von Tabletten für viele doch das vergleichsweise kleinere Übel im Vergleich zu einer diabetesgerechten Kost, Gewichtsreduktion oder regelmäßigen körperlichen Betätigung.

 

Frau Dr. Regnat, Übergewicht gilt als ein Risikofaktor für Diabetes. Somit sollten die Betroffenen ein paar Pfunde verlieren. Aber wie gehen Diabetes und Diäten überhaupt zusammen?

Dr. Helma Regnat: Zwei Drittel aller Typ 2-Diabetiker sind übergewichtig oder adipös. Es ist belegt, dass Gewichtsabnahme bei der Vorstufe eines Diabetes zur Normalisierung des Stoffwechsels führen kann. Bei schon manifestem Diabetes lässt sich durch Gewichtsabnahme in der Regel der Medikamentenbedarf senken. Abnehmen ist nie leicht, für Diabetiker aber ganz besonders schwer. Der hohe Insulinspiegel sorgt dafür, dass Fett deponiert statt abgebaut wird. Es ist als ob man im Vorwärtsgang rückwärtsfahren wollte. Da hilft nur eines: Wenden! Das heißt kleine Portionen, wenig Kohlenhydrate und zwar die richtigen sowie viel Bewegung.

 

Und wie sieht es mit aktuellen Ernährungstrends aus? Kann ich als Diabetiker problemlos vegan leben?

Dr. Helma Regnat: Vegane Ernährung ist nie unproblematisch. Es kommt leicht zu Eiweiß-, Eisen- oder Vitaminmangel. Veganern geht es in der Regel ja weniger um gesundheitliche Aspekte, sondern um ökologische oder weltanschauliche Überzeugungen. Da vegane Kost sehr viel Getreide, Kartoffeln und Obst enthält –Lebensmittel, die Diabetiker nicht unbegrenzt essen sollten – müssen sie meist auf Spezialprodukte wie Sojawürstchen und Nudeln aus Erbsenmehl ausweichen und zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.

 

Wer mehr über das Thema „Diabetes und Ernährung“ erfahren möchte, ist beim Diabetesteam der Clinic Neuendettelsau genau richtig. Die erfahrenen Mitarbeiter beraten rund um die richtige Ernährung, informieren aber darüber hinaus auch allgemein über die Diabetes-Erkrankung, die Messung des Blutzuckerwertes oder die richtige Einnahme von Diabetes-Medikamenten. Ambulante Schulungen des Teams können mit einer Verordnung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.

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