Johanna Rüger blickt auf eine lange Karriere als Pflegedienstleitung an der Klinik Schwabach zurück
Mehr als 40 Jahre in der Krankenpflege, 27 Jahre davon als Pflegedienstleitung an der Diakoneo Klinik Schwabach – Johanna Rügers Lebenslauf kann sich sehen lassen. Seit Ende letzten Jahres befindet sie sich im wohlverdienten Ruhestand. Für uns wirft sie noch einmal einen Blick zurück auf ihre lange Karriere. Dabei erzählt sie, was ihr im Lauf der Jahre Kraft gegeben hat und verrät, warum sich auch 2022 eine Ausbildung in der Pflege lohnt.
Von Helmut Schemm
Gradlinig und ein klarer Blick für das Wesentliche, diese beiden Eigenschaften haben Johanna Rügers Werdegang geprägt. Bereits in jungen Jahren weiß sie genau, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte. „Mein Wunsch war schon immer, in der Krankenpflege tätig zu werden, denn ich wollte mit Menschen arbeiten und diese mit meinem Beruf unterstützen“, erinnert sie sich. „Die Ausbildung begann ich 1977 im Kreisklinikum Roth. Anschließend wechselte ich zum Stadtkrankenhaus Schwabach. Dort startete ich 1981 als OP-Schwester.“
Als OP-Stellvertretung Verantwortung übernommen
Das ist aber nur der Einstieg. Sie bleibt am Ball und nutzt in den folgenden Jahren immer wieder die Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln. Als OP-Stellvertretung übernimmt sie zusätzliche Verantwortung und arbeitet im Anschluss sechs Jahre lang als Leitung der Privatstation. Der nächste Schritt erweist sich nur noch als Formsache. „In dieser Zeit habe ich so viele Erfahrungen in puncto Organisation und Führungsaufgaben gesammelt, dass ich mir die Tätigkeit als Pflegedienstleitung vorstellen und vor allem auch zutrauen konnte“, erklärt Johanna Rüger.
1994 ist es soweit – sie bekommt die Aufgaben als Pflegedienstleitung in der Schwabacher Klinik übertragen. Fortan gehört die Organisation des Personals auf den Stationen zu ihren wichtigsten Aufgaben. In der Praxis bedeutet das, neben den pflegerischen und organisatorischen Abläufen auch wirtschaftliche Kriterien zu berücksichtig. Johanna Rüger bringt es auf einen einfachen Nenner: „Ein Krankenhaus kann nur Erfolg haben, wenn die Balance zwischen den eingesetzten Mitarbeitenden, der Belegung der Stationen und den anfallenden Aufgaben stimmt.“ Ein weiterer Erfolgsfaktor: das richtige Fingerspitzengefühl. Auch wenn sich nicht immer alle Wünsche der Mitarbeitenden erfüllen lassen, war es der 64-Jährigen wichtig ihrem Team zu vermitteln, dass sie bei der täglichen Organisation für alle das Bestmögliche herausholt.
Überschaubare Teams erzielen bessere Ergebnisse
Besondere Kraft schöpft Johanna Rüger aus ihren Erfolgen. Die Erfahrung, sich in Projekten neuen Herausforderungen zu stellen und diese mit Tatkraft und Sachverstand zu lösen, hat sie durch 27 Jahre als Pflegedienstleitung getragen. Eine Erkenntnis ist ihr dabei bis heute präsent: „Es herrscht oft die Meinung, je größer ein Team aufgestellt ist, umso besser müsse die Leistung ausfallen. Mein Berufsleben hat mir gezeigt, dass oft die überschaubaren Teams mit dem entsprechenden Engagement bessere Ergebnisse erzielt haben.“ In den vielen Jahren gab es natürlich auch Tiefen – oft in Form von Projekten, die trotz großer Anstrengungen nicht umgesetzt werden konnten. Beharrlichkeit, ihre Kämpfernatur und die stetig wachsende Erfahrung waren – so ist sich Johanna Rüger sicher – wichtige Faktoren, dass sie sich in ihrer langen Karriere nicht hat unterkriegen lassen.
Ein großes Anliegen ist ihr auch weiterhin, Nachwuchs für ihre Branche zu finden. „Die Pflege ist und war schon immer ein angesehener Berufszweig, den die Menschheit auch künftig dringend braucht“, erklärt die ehemalige Pflegedienstleitung. „Ich hoffe, dass die Arbeit weiterhin für unsere Nachwuchskräfte attraktiv bleibt.“ Dabei zeigt sich Johanna Rüger durchaus auch kritisch. Schon seit vielen Jahren mahnt sie, dass der Fokus auf den wesentlichen Aufgaben einer qualifizierten Pflege liegen soll und Fachkräfte bei anderen Tätigkeiten Entlastung brauchen.
Leidenschaft für die Arbeit mit Menschen
Warum lohnt sich also der Berufseinstieg in die Pflege? Johanna Rüger muss nicht lange überlegen: „Wer gerne mit Menschen in Kontakt tritt und Spaß hat, mit ihnen zu arbeiten, wird die Tätigkeit als gewinnbringend empfinden. Jeder Tag bringt neue Erfahrungen und Facetten in Bezug auf die uns anvertrauten Patienten und Patientinnen. Wir bekommen Vertrauen geschenkt und dürfen dies auch zurückgeben.“ Die Leidenschaft für ihren Beruf ist auch mit dem Ruhestand nicht erloschen.
Den vermeintlichen Nachteilen der Arbeit in der Krankenpflege begegnet Johanna Rüger pragmatisch: „Natürlich erfordert die Pflege einen 24-Stunden-Einsatz, das gilt aber auch bei der Polizei oder Feuerwehr. Fairerweise muss man zudem sehen, dass dieses Engagement gut honoriert wird.“ Persönlich hat sie Nacht- und Wochenenddienste nie als Nachteil empfunden, denn im Anschluss haben Freidienste für den entsprechenden Ausgleich gesorgt.
Genügend freie Zeit hat Johanna Rüger jetzt auch im Ruhestand. Diese möchte sie vor allem mit ihrem Mann und den Enkelkindern genießen. Die eine oder andere Reise steht ebenfalls auf ihrer Wunschliste. Trotzdem fällt ihr das Loslassen nach so vielen Jahren im Beruf nicht ganz einfach. „Die tägliche Kommunikation und die Herausforderungen im Job, die den Geist und die Fitness aufrecht gehalten haben, fehlen mir schon ein bisschen“, gesteht sie mit einem Hauch Wehmut ein.
Und die berühmten letzten Worte? Diese richtet Johanna Rüger direkt an ihre Kolleginnen und Kollegen. Keine Angst vor Veränderungen im Berufsleben laute die Botschaft. Dann gelingt es, Neuerungen als Chance zu verstehen, nicht aufzugeben und sich den täglichen Herausforderungen zu stellen. Gradlinig und mit Blick auf das Wesentliche – so wie es Johanna Rüger 45 Jahre getan hat.
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